Ich warte jetzt auf den Moment zu dem Verschwörungstheorien oder Voodoo-Theorien kolportiert werden.
Grundsätzlich ist auch die Initiative leiserbiker ok., wenn man sich auf die unterschiedlichen Sichtweisen einlässt.
Interessant ist die Frage nach der Signalwirkung auf uns und auf andere. Der ADAC wird von seinen Gegnern als krakenhaftes Zentralorgan für notorische Autofahrer gesehen. Wenn jetzt der ADAC anfängt, Stimmung zu machen für einen verantwortungsvolleren Umgang mit Motorradlärm, dann kann man ihm nicht mehr tumbe Klientelpolitik vorwerfen und die Gegenseite merkt vielleicht: Die nehmen unser Problem ernst und versuchen gegenzusteuern. Das wäre gut für uns alle.
Schwierig finde ich zum Beispiel die Haltung, die "Motorrad" einnimmt. In der aktuellen Ausgabe dreht es sich im Editorial und in den ersten 15 Seiten (News) mehrfach um die Lärmproblematik, inklusive Aufrufe zu mehr Selbstdisziplin. Der erste größere Bericht über ein Motorrad ist eine Lobhudelei über die neue Aprilia RSV4 Factory ab Seite 16 über vier Seiten, bei der bereits im zweiten Absatz ihre "einzigartig gewittrige Erkennungsmelodie" gelobt wird, die - leider, leider - mit einem Standgeräusch von 99 dB "für viele Rennstrecken immer noch zu stimmgewaltig ist". Vulgo: Ab Werk zu laut. Davon ist im Rest des Artikels keine Rede mehr. Der Vergleichstest (Titelstory) behandelt drei Nakeds der 600er Klasse, Gewinnerin ist die Aprilia Tuono 660, das einzige Krad des Trios, das einen objektiv zu lauten Auspuff hat. Der Ton wird gelobt, die Tuono "prustet und posaunt tieffrequent-bollige, volltönende Lebensfreude in den Äther". Dass das Standgeräusch "zu viel des Guten" sei, ist dann nur noch ein Halbsatz, der gleich noch mit der Bemerkung relativiert wird, das Standgeräusch werde schließlich bei der halben Nenndrehzahl gemessen.
Machen wir es uns nicht vor: Solange sogar die "Motorrad", die ja nun weiß Gott kein Outlaw-Blatt ist, immer wieder lauten Auspuffsound als begehrenswert lobt und zu hohe Emissionswerte als Lappalie bewertet, so lange brauchen wir uns über unser Image nicht wundern. Ich finde es auch maximal verlogen. Das ist, als wenn ein Blatt erst seitenlang vor den Gefahren der Drogensucht warnt und anschließend schwärmt, wie unbeschreiblich geil doch ein Heroin-Schuss sei.