Mahlzeit !
So - ich habe gestern noch ein bischen rumprobiert, und als erstes mal die Sitzbank wieder nach unten gestellt - der Lenker ist in Position geblieben. Der sich so ergebende Kniewinkel ist zwar relativ eng - aber mir vom RS-Ziegelstein durchaus gewohnt. Man muß halt ab und zu Pause machen, und zwischendurch bei Gelegenheit die Beine baumeln lassen. Aber dafür wird die Integration wieder besser, auch das von mir so heiss ersehnte Tankende ist wieder näher am Schwanz.
Dann habe ich versucht, Doro's Hinweise von der Körperspannung in die Tat umzusetzen. Doro habe ich im August mal kennengelernt und muß neidvoll zugestehen, daß sie mir fahrerisch nicht unerheblich überlegen ist, und ihr 12er Schnabeltier verdammt gut im Griff hat. Gut - 12er ist ergonomisch nochmal was anderes wie 1150er. Da hat man sich offenbar nochmal große Mühe gegeben, die Ergonomie zu verbessern - immerhin muß auch der Fahrer mit lockeren 20 Mehr-PSen und Nms fertig werden.
Es geht - sogar recht gut, aber es strengt mich nicht wenig an. Die Muskeln um die Lendenwirbel herum merke ich noch heute - Muskelkater. Das ist keine unkritische Sache, diese Sitzweise - die im Vergleich zur RS deutlich höhere Körperspannung muß permanent durchgehalten werden, da jeder Stoß von unten direkt auf die Wirbelsäule durchschlägt. Bei der RS federn die Beine mit - da stützt man sich mit den Füssen nach unten-hinten ab. Die GS-Fußrasten liegen dafür zu weit vorne - vermutlich eine Reminiszens ans Gelände und das dort häufig benötigte Fahren im Stehen. Um bei der GS das Federn mit Biomasse zu federn, muß man sich regelrecht an der Segelstange hochziehen - dazu ist sie ja schließlich angebracht, oder ?
Andererseits - hält man die Position durch, ist sie auch eine gute Rückenschule. So komisch das auf den ersten Blick scheinen mag: ich habe den Eindruck, daß Motorradfahren meinem Rücken sogar guttut.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich mal ganz klar zum Ausdruck bringen, daß ich es nicht für einen Ausweis von Kompetenz halte, solche Überlegungen und Diskussionen als "Quatsch" abzufertigen. Alleine die Menge an entsprechenden Umbauten und Einstellungen, die hier schon zutage getreten sind, sprechen eine andere Sprache. Und in allgemeiner Weise: der "Sitz", das "Sitzen" auf oder "in" dem Motorrad ist die Schnittstelle zwischen Fahrer und Maschine. Diese möglichst optimal zu gestalten, ist nicht nur eine orthopädische Notwendigkeit, damit man im eventuell erreichten Rentenalter noch eine gewisse Restfreude an seinen Bandscheiben hat, sondern auch eine Fahrerische.
Je besser Fahrer und Maschine ineinander integriert sind, um so höher ist die Leistungsfähigkeit des Gesamtsystems - kann man sehr schön nachlesen bei Bernt Spiegel: Die obere Hälfte des Motorrades - ein Buch, daß ich bestimmt 10x mit Gewinn gelesen habe und dessen Ratschläge zum richtigen Fahren mir weitaus mehr gebracht haben, als alle möglichen Ratschläge, die man sonst so kriegt. Ich habe mit diesem Buch fahren gelernt - und mit meiner K 1100 RS.
Diese Integration von Fahrer und Maschine kann nie perfekt sein, wenn man gerade ein neues Motorrad bekommt, und ich halte es schlicht für dummes Geschwätz, wenn jemand behauptet, daß man es auf den ersten 500 m merken müsse, was diesbezüglich Sache ist. Das kann allenfalls bei höchst erfahrenen Motorradtestern der Fall sein. Und selbst bei den Profis wird gerade an dieser Schnittstelle endlos gefeilt.
Diese Schnittstelle kann man durchaus bewußt gestalten, und auch das seinige tun, sich dem Moped soweit es möglich ist, anzupassen. Man kann es natürlich auch bleiben lassen. Bei vielen wird es intuitiv erfolgen - einige werden beständige Wehwechen an ihren Knochen in Kauf nehmen und sogar einige orthopädische Schäden in Kauf nehmen. Man liest es immer wieder, daß das Schnabeltier manchen Reiter buchstäblich abgeworfen hat - der nämlich irgendwann soviele Rückenprobleme hatte, daß er sich nach einem anderen Untersatz umsehen durfte. Ein Rundum-Sorglos-Paket ist auch das Schnabeltier nicht.
Also ist es zumindest nicht verkehrt, sich auch darüber eine Platte zu machen, und sich bewußt Mühe zu geben, seine Sitzhaltung möglichst weitgehend zu optimieren. Ich jedenfalls habe diesbezüglich einen gewissen Ehrgeiz.
Dieses Bio-Tuning bringt nämlich auch auf der Strasse gewaltig viel - ja, es ermöglicht es überhaupt erst, die Leistungsfähigkeit der Maschine nachhaltig auf die Strasse zu bringen. Nur dann, wenn man orthopädisch gesund, aber auch gut integriert, beweglich und fahraktiv sitzt, hält man überhaupt längere Strecken mit erheblicheren Geschwindigkeiten durch. Die Sitzposition muß schließlich auch schnelle Gewichtsverlagerungen in die jeweiligen Kurveninnenseiten zulassen.
Ich mache mir da nichts vor: da reichen bei mir keine 500 m und auch keine 500 km - wenn ich nach 5.000 km auf dem Schnabeltier meine individuelle gute Position gefunden haben werde, dann bin ich hoch zufrieden. Bis dahin wird probiert, getestet und evtl. am Ende auch ein bissl rumgeschraubt.
Das hat sich bei der K gelohnt, deren Potential sich nach dieser Übung erst so richtig erschlossen hat - und bei der Q wird es nicht anders sein.
Gruß
Kroni