Gelegentlich flattern ihnen sogar Korrekturfahnen zu damit sie sich einstweilen auf die Testergebnisse einstellen können.
Nenne doch mal Ross und Reiter. Abgesehen davon, dass die Branche seit Einführung des computergestützten Ganzseitenlaylouts (also seit ungefähr 25 Jahren) nicht mehr mit Korrekturfahnen arbeitet, wüsste ich schon gern, welche Print-Redaktion so wahnsinnig ist, ganze Artikel vorab rauszugeben (also, jetzt mal Promo-Strecken und Corporate Publishing ausgenommen).
Eins hat sich nämlich wirklich geändert: Früher nutzten Firmen das Instrument der Gegendarstellung, wenn sie sich an einer Tatsachenbehauptung gestört haben. Heute wird dagegen auf Unterlassung geklagt. Das kann dir als Redakteur noch halbwegs wurscht sein, wenn die Klage oder Abmahnung erst nach Erscheinen des Heftes auf den Tisch flattert. Existenzgefährdend wird es, wenn ein Unternehmen eine Einstweilige Verfügung gegen dein Blatt erwirkt mit der Folge, dass das Blatt, obwohl bereits gedruckt, nicht ausgeliefert werden darf. Das ist dann der maximal mögliche Schaden, den kleinere Titel wirtschaftlich auch gern einmal nicht überleben.
Ich erinnere mich an einen Fall, da hat „Öko-Test“ einen Test über Mineralwasser veröffentlicht, in dem einige schlecht wegkamen. Das ist schon ziemlich lange her, damals wurden die Seiten noch aufwendig in der Druckerei zusammenmontiert und Blaupausen gingen hin und her. Ein Mitarbeiter der Druckerei hatte einen persönlichen Bekannten, der bei einem Mineralwasserhersteller arbeitete, der ein schlechtes Ergebnis hatte. Dem hat er dann eine Blaupause weitergegeben, woraufhin der Hersteller dann eine Einstweilige erwirkte.
Ich weiß nicht mehr genau, wie die Sache ausgegangen ist, aber man gibt keine Artikel vorab raus, wenn einem der eigene Job lieb ist (Freigabe von Zitaten ist was anderes, wobei ich da auch kein Freund von bin).
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