Kleine Nachlese zur ersten AEW
Tja, da war ich nun, in Ösiland.
Vor dem Bikerhotel, und mal wieder viel zu früh, wie immer.
Wenn ich irgendwo hinfahre habe ich soviel Reserve, daß ich immer zu früh da bin.
Aber: Wie kam ich hier hin? Und was wird das? Fragen über Fragen....
Da war dieser Artikel in einem Internetforum. Einem BMW-Forum. Eine schöne Geschichte von Kuhjote. Sie handelt von „einer Woche im Bikerhotel“, mit allen Zutaten die man sich von so einer Geschichte erwartet: Moppeds,Herbrennen, Sex und Party.
Dort werden wirklich alle Klischees bedient, Und das von BMW-Fahrern.
Eigentlich habe ich immer ein wenig verachtend auf diese Herrenfahrer geschaut, und dabei an den Kommentar von Günther, dem Treckerfahrer gedacht: die würden nun jedes Wochenende am liebsten zum Nordkap bügeln und sich 'nen neuen Aufkleber an die Packtaschen hauen. Weil das aber ihre Alte nicht mitmacht, tun sie so, als ob bei ihnen vor der Garage direkt der Polarkreis anfängt und bauen sich erst mal ne Griffheizung an die 1000er ran.
Nur die GS, die gefiel mir seit Gaston Rahier´s ritt nach Dakar schon immer. aber sie war halt unerschwinglich.
Und ausserdem eine BMW. Das ging ja gar nicht! Wenn einer 30 Jahre lang lästert und nur Italiener wie Ducati und Gilera fährt, der kann unmöglich 1. eine kaufen, und 2. auch noch dazu stehen.
Aber irgendwann war es soweit.
Nach einem Stellenwechsel nach Köln in die Innenstadt und völlig indiskutabler ÖVM-Anbindung mußte ein Mopped für jeden Tag her. Kardan, Leistung satt, und natürlich eine Enduro.
Mit Kettenantrieb kamen gleich mehrere in Frage, mit Kardan eigentlich nur eine: GS.
Im Januar war es dann soweit, ich schaffte mir eine R 1200 GS an, meine erste BMW. Und jahrelang lästerte ich, daß, wenn ich so alt werde und BMW fahre, dann auch einen Klapphelm tragen müsste.
Und ich war so Konsequent und kaufte auch noch einen Klapphelm. Ok, das war eher Zufall. Ein neuer Helm war fällig, schon seit Jahren. Und dieser passte eben als einziger auf Anhieb.
Und was macht man wenn man ein neues Mopped hat? Genau, man informiert sich über das Modell und die Eigenheiten im Internet.
Irgendwann landete ich im GS-Forum.
Und dann stolperte über „eine Woche Bikerhotel“. Toll geschrieben, schöner, trockener Humor, und überhaupt war die Geschichte nach meinem Geschmack. Herbrenngeschichten vom Feinsten.
Dabei mußte ich mir dann auch meine mittlerweile entstandene „Freude am Fahren“ mit dem Trümmer „GS“ eingestehen. Das Dingen kann man um die Ecke werfen, das ist einfach unglaublich.
Als sich die Geschichte im Forum langsam dem Ende näherte, bot der Wirt des besagten Hotels an diese, natürlich völlig frei erfundene, Geschichten Wirklichkeit werden zu lassen.
Das Angebot war sehr verlockend. 1 Woche Hotel mit Halbpension, geführten Touren und allen Mautgebühren inklusive.
Nach kurzer Absprache mit der „Besten von allen“ war das Zimmer schnell gebucht. Nur nicht lange darüber nachdenken. Einfach handeln und geniessen.
Ja, und da stand ich nun. Sonntagmorgen, 10 Uhr vor dem Bikerhotel, geiles Wetter, Sonne und trockene Straßen.
Was erwartet mich nun?
Nur Heizer?
Echte Könner?
Die mir meine Grenzen aufzeigen?
Wenn das so wie in der Geschichte abgeht, lerne ich in einer Woche Alpen Demut….
Nicht, daß ich zu Hause im Bergischen Land auch schnellere Leute getroffen hätte. Das schon.
Einmal war wirklich einer schneller. Mit einer RSV Mille, der konnte wirklich fahren. Und das sah sehr geschmeidig und locker aus. So locker, daß ich mit der Ducati nicht mitkam. Ok, ich hatte alte Michelin drauf und denke mir heute noch: Wie das wohl mit den Bridgestone BT56 ausgegangen wäre? (Heul nicht, gib halt Gas…)
Aber hier in den Alpen? Das war mal ein anderes Geläuf. Hier gelten andere Gesetze. Und ich war mit der GS da. An das Gewicht mußte ich mich erst gewöhnen, so lange hatte ich sie ja noch nicht.
Aber egal, zurück zum Thema. Elke, die Wirtin, empfing mich im Hotel, einchecken so früh war kein Problem.
Nachdem alles im Zimmer verstaut war und die Q abgeladen, ging es auf eine kurze „Warm-roll-Runde“. Lechtal, Arlbergpass, Landeck, Imst, übers Hahntennjoch zurück zum Hotel.
Der Vorsatz war ganz klar definiert: Langsam einrollen, bloß nicht heizen oder herbrennen, die Reifen und der Rest müssen ja noch eine Woche durchhalten.
Und wie es mit guten Vorsätzen nunmal so ist: Ab Warth war das irgendwie weg. nicht real, nie dagewesen, völlig vergessen.
Was für Straßen, machen die Spaß?
Von Warth bis Stubenbach mußte die Q mal zeigen was sie kann.
Wie immer in solchen Situationen: Ich war völlig unschuldig, wirklich. Das war wegen der anderen, nicht meine Schuld.
Beim Vorstart (nur noch Helm anziehen und los) am Hotel fuhren 4 Ducatis vorbei. Geiler Sound, mal sehen ob man die noch einholen kann. In Prenten war ich hinter ihnen und genoss den Sound.
Bis Warth war ich an dreien vorbei, schade, keine Gegenwehr. Kurz hinter Warth den letzten überholt, das war schon schwerer.
Aber Überholen alleine macht kein Spaß! Ein wenig demotivieren mußte schon sein.
Das kann man doch nicht ungestraft lassen, wenn die so tolles Material nicht nutzen. In Stubenbach hatten sie es gelernt: Man legt sich nicht mit einer GS in ihrem ihr zugeteilten Gebiet an. Jedenfalls waren sie aus den Rückspiegeln völlig verschwunden.
Das Hantennjoch ist eine fantastische Strecke. Man muß dabei allerdings auf ein paar tückische Stellen achten. Besonders eine: man kommt aus einer Spitzkehre und fährt immer noch beschleunigend eine leichte Rechtskurve. Völlig Überraschend kommt dann eine weitere Spitzkehre.
Wenn man sie sieht, hat man den Bremspunkt eigentlich schon verpasst. Da ich die Strecken alle nicht kannte fuhr ich natürlich auf Sicht. Und verpasste natürlich den Bremspunkt. Puh, das war knapp…
Der Rest bis zur Passhöhe bietet wirklich alles was eine Passstraße geben kann: Felsenwände, Abgründe, lange Kurven, enge Kurven, guter und schlechter Belag. Ergo eine Fantastische Strecke. Leider keine Gegner.
Aber die Q war jetzt warm und man hatte den Eindruck daß sich sich zu Hause fühlte.
Wirklich. Also ist sie eigentlich doch eine „Alpensau“… die gute Altherren-Kuh? Folglich auf dem täglichen Weg zur Arbeit völlilg fehl am Platz?
Zurück im Hotel setzte ich mich nach draußen und bestellte ein Kaltgetränk zum entspannen. Ein weiterer Gast, der sich mir als Oliver vorstellte, setzte sich zu mir und wir kamen ins Plaudern.
Kurze Zeit später kam ein weiterer Gast und fragte direkt, ob wir denn auch zur AEW (Alpen Express Woche) da wären.
Oliver nicht, der wollte partous alleine fahren, ich ja. Frank gesellte sich zu uns und schon war der Abend gerettet und auch sehr kurzweilig schnell zu Ende.
Leider erhiehlten wir den Hinweis auf das Fehlen von Kuhjote. Er mußte wohl arbeiten und käme erst im Laufe des nächsten Tages an. Schade.
Na, das konnte ja heiter werden. Frank war wirklich eine Kanone, ein Klassenclown, schlagfertig und witzig. Immer einen passenden Spruch auf Lager.
Während des Frühstücks stellte sich unser Tourguide für die nächsten Tage vor. Siggi – eine Kopie von Tommy Lee Jones in „Explosiv“. Abgedreht, witzig und tierisch von sich selbst überzeugt.
Treffen 8:30 Uhr draußen vor der Tür zur Einweisung. Ein paar Regeln und Empfehlungen gab es also doch. aber das war ok, in der Gruppe geht das halt nicht anders. Alles nichts Ungewöhnliches. bis auf eines: Freies Fahren. Ha, mein Ding.
Der Guide fährt mit Warnblinklicht rechts ran, kreist mit dem Arm und ab geht die Post. sonst herrscht Überholverbot. Beim freien Fahren nicht, da bleibt nur der Stärkere übrig.
Aber man kannte sich nicht, es war überhaupt nicht Einzuschätzen wer hier wie fuhr. Und überhaupt: Was hatte sich hier eingefunden?
Nur Gaskranke GS-Fahrer, die mit ihrem Material spielerisch alles dahergekommen niederbügelt? Hatte ich überhaupt eine Chance hier in Sichtnähe zu bleiben?
Der Ruf der Guides eilte ihnen voraus: Die waren hier täglich unterwegs, auf ihren Hausstrecken kannten sie jedes Schlagloch mit Vornamen und Geburtsdatum.
Angelegt hatten sich schon mehrere mit denen, auch mit weitaus besserem Material. Aber die Moppeds sind alle über den Transportservice zurück zum Hotel gekommen.
Oder die Fahrer waren völlig demotiviert und lebten mit dem Spott der anderen.
So wurde es erzählt.
Und an solchen Geschichten ist meistens was dran, hier war also Vorsicht geboten.
fortsetzung folgt, wenn gewünscht...