Gestern Abend hab ich die Radlager mit dem Innenauszieher demontiert.
Dazu hatte ich mir zwei verschiedene, sehr hochwertige Innenabzieher besorgt weil ich, wie sich währen der Arbeit herausstellte, berechtigte Bedenken hatte dass die Greifkanten fein und gleichzeitig robust genug sind um in dem kaum vorhandenen Spalt zwischen Lager und das Distanzrohr Halt zu finden.
Der eine Innenauszieher ist etwas filigraner gearbeitet und ist laut Hersteller für Innendurchmesser von 22–27 mm empfohlen. Passt demnach perfekt für das verbaute Lager 6205 welches 25 mm Innendurchmesser hat. Die Greifkanten der segmentierten Schenkel sind sehr fein, weniger als 1 mm hoch und können fast 2 mm breit untergreifen. Das Problem ist aber dass die Segmentschenkel zu elastisch sind um die erforderliche Spreitzspannung herzustellen welche nötig gewesen wäre um den Greifkanten sicheren Halt zu geben. Die Lager saßen auch bei über 120 °C Nabentemperatur dermaßen fest dass der Abzieher immer wieder abrutschte. Keine Chance!
Der zweite Innenauszieher ist laut Datenblatt des Herstellers, wie auch der von
@Franz Gans genannte, für das Lager 6205 empfohlen und ist darüber hinaus als segmentierte Ausführung mit extra feinen Greifkanten ausgestattet. Diese sind etwas weniger fein wie der erste. Sie sind knapp über 1 mm hoch und können über 3 mm breit untergreifen. Da die Lager und das Distanzrohr so dicht aneinander sitzen, fanden auch diese Greifkanten keinen sicheren Halt und rutschen einige Male ab. Weil die Ausführung des Innenausziehers aber dermaßen robust ist, konnten sich die Greifkanten beim Nachspannen unter der enormen Spreitzspannung, bei einer Nabentemperatur von über 120 °C, irgendwann mit etwas Gefummel und vielleicht auch wegen dem vorherigen tagelangen einsiffen mit Kriechöl, zwischen das Lager und das Distanzrohr
quetschen. Beim Herausziehen gabs alle paar Zehntel Millimeter ein beängstigendes Klacken! Mit der nötigen Hitze und Geduld war dann aber bald das erste Lager draussen. Das zweite Lager kam dann von hinten mit ein paar satten Schlägen auf das Druckstück der 48 mm Montagescheibe einige Sekunden später ganz gut heraus.
Zur Frage von hdo:
Ist das bei Innenabziehern gar kein Problem?
Wie er auch schreibt: "
Die Diszanzhülse sitzt derart an den Lagerschalen, dass es keinen Angriffspunkt gibt."
Auch mit dem von BMW angegebenen Innenauszieher ist es nicht problemlos möglich gewesen. Es war eine Geduldsprobe und der Innenabzieher war gefühlt sehr nahe an seine Grenze gekommen. Weniger Geduldige hätten inzwischen wohl schon die Methode von Boxerpower angewendet.
2. Möglichkeit, eine Mutter oder Starke Beilagscheibe aussen auf das innere Teil des Lagers aufpunkten und von der anderen Seite mit einem Durchschlag raustreiben. Lager werden ja sowieso neu gemacht.
In der BMW Motorrad Reparaturanleitung wird die Verwendung eines Innenausziehers angegeben. Damit sollte das problemlos zu bewekstelligen sein, z. B.
21-4 - KUKKO
Ich nehme an dass in meinem Fall beim Zusammenbau wohl die Toleranzen vom Lagersitz in der Nabe und dem Durchmesser der Aussenschale des Lagers so ungünstig wie möglich gewesen sein mussten. Ich habe schon einige Radlager erneuert, aber noch nie musste ich solche Kräfte dazu aufbringen. Ich hatte aber auch noch nie so wenig Halt zum Austreiben gehabt. Das sind die beiden Faktoren die zwischen "problemlos" und "Gefummel" entscheiden
Eine Bemerkung noch zu der Distanzhülse:
Diese besitzt an beiden Enden eine Distanzscheibe welche sie fest in der Nabe zentriert. Deshalb findet man mit einem Austrebdorn auch fast keinen Halt.
Ich bedanke mich nochmal bei allen hier für die sehr konstruktive Hilfe.
Auf eine gute Saison!
Cheers,
John