Also, ich bin 1x in den Süden Bayerns und dann 3x im Süden Bayerns umgezogen. Mußte jedesmal ein neues Netzwerk aufbauen.
Bin also Migrant hier, jedoch dank vorheriger Facharbeiterausbildung und bereits mitgebrachtem Deutsch C1 recht gut integriert ;-)
Meine PERSÖNLICHEN Erfahrungen: Unterallgäu - München - Inntal/Oberbayern:
Trotz großer Klappe und kleiner Kontaktscheu tat ich mir im Allgäu am schwersten. Der Menschenschlag ist eher sehr reserviert, es dauert Jahre bis die Leute auftauen. Wirklich ein Netzwerk außerhalb der Firma in der ich gearbeitet habe aufbauen das ging quasi nicht. Ein Kollege hats mal so zusammengefasst: "Ha du bisch do halt net bore wore..."
München (+die direkten Orte im Umfeld) ist mittlerweile ein Moloch, meiner Meinung nach ohne Kinder schon lebenswert.
Wir sind aber mit Wohnmobil immer wenn es ging aus der Stadt in die Berge geflüchtet
München ist mittlerweile unbezahlbar. Das geht bei der Bäckersemmel los, über die Parkgebühren bis hin zu Miete. Das Stadtbild hat sich in den letzten 20 Jahren nicht wirklich zum positiven verändert, der Verkehr in der Stadt, hinein und hinaus ist mittlerweile nur noch Irrsinn.
2 meiner Kinder sind in München geboren- wir haben trotz Großstadt sehr ländlich gelebt. Kindergarten und Grundschule waren noch recht O.K. Aber 2 Jahre danach habe ich die Notbremse gezogen und die Kinder hier am Land einschulen dürfen. Hier Schlägereien und Mobbing am Schulhof- da plötzlich heile Welt!
Wohne jetzt direkt zwischen den Bergen im Inntal, das Haus war vor 10 Jahren eher ein Zufallsfund und dank Notverkauf extrem günstig.
Das gesamte Inntal, das Chiemgau entlang der Bahnstrecke nach Salzburg gehört mittlerweile zum Speckgürtel Münchens, mit den entsprechenden preislichen Auswirkungen. Trotzdem herrscht hier noch halbwegs heile Welt.
Da das Inntal schon immer Durchgang für Handel und Verkehr war sind die Leute auch sehr offen, meiner Erfahrung nach ist so mancher Bergbauer weltoffener als diverse hippe Großstädter.
Verkehrsgünstig liegt man hier auch, Autobahndreieck vor der Nase, (Richtung Salzburg, Italien, München), Fernzüge ab Rosenheim und Kufstein. Flughäfen in München, Salzburg, Innsbruck.
Und- die Berge vor der Nase, bzw. um Dich herum.
Wer wegen der CDU nicht nach OBB will soll bitte bleiben wo er/sie will und darf gern ins "weite", offene und kunterbunte Berlin & Co ziehen.
Meiner Erfahrung und Meinung nach funktioniert hier in Oberbayern die komplette Struktur eben weil es konservativ regiert wird. Die alten weißen Männer kümmern sich vorbildlich um die Infrastruktur in den Gemeinden, man findet kaum Müll, die Wände sind noch nicht flächendeckend mit Graffiti verziert, Termine bei der Gemeinde oder der Zulassungsstelle braucht man nicht, man geht einfach hin. Jeder grüßt hier Jeden, auch die coolen Jugendlichen. Die wenigen Migranten auf dem Dorf werden eher integriert (so sie wollen) als die Massen in den Städten. Handwerker sind vor Ort und sprechen deutsch, genau wie die Postboten...
Wie üblich auf dem Land bekommt man schlagartig ein Netzwerk wenn man sich irgendwo beteiligt. Sei es Feuerwehr, Sportverein, Bergsteigergruppe oder oder oder. Und die Stammtische nicht vergessen! Bei Festen mit Auf- und Abbauen, helfen wenn im Trachtenverein der Raum renoviert wird etc... Beim Bauern direkt die Milch holen, beim andern Bauern die Eier. Dem Kaminkehrer und dem Gemeindewerker ein Bier in die Hand drücken oder einen Kaffee machen.
Und wenn Kinder kommen erweitert sich das Ganze noch einmal rasant.
Du bist eine 30-jährige Warnweste- vielleich kommen noch Kinder. Wenn nicht jetzt, wann dann?
Das war mein Plädoyer für Oberbayern. Und fürs Dorf.
... und jetzt muss ich endlich auf Baustelle...