Durch die Walachei ans schwarze Meer…
so aufregend und ungeheuer spannend die Karpaten sind, die Landschaft ein
sattgruener Traum, so unglaublich oede ist die Walachei, also der Teil
Rumaeniens, der nach den Bergen beginnt und sich bis zur Donau hinab zieht.
Aber wenn man die bulgarische Schwarzmeerkueste sehen will, muss man da
eben durch.Gestaerkt mit einem koscheren Fruehstueck (der Besitzer der Vila
Vitalis ist Jude und spezialisiert auf Mountainbike-Touren fuer Kunden aus
TelAviv und Umgebung) geht es los.
Mein Navi deutete eine passable Streckenfuehrung an und was mir nicht
auffiel, ist die Sache mit der Faehre. Wir haben 10 km vor der Grenze unsere
letzten 10 RON mit 2 Pepsi verjubelt und stehen dann an der Donau, wo uns
keine Bruecke sondern eine Faehre erwartet. Ein freundlicher Zoellner gab
uns den Tip, einfach zu erklaeren, wir haetten nur VISA und kein Bargeld und
siehe da, die Frau in dem kleinen Kassenhaeuschen mein “nej problema” und
scheucht uns auf die Faehre.
30 Minuten spaeter legen wir an, fahren 500 Meter zur Grenze und sind nun
offiziell in Bulgarien angekommen. Durch spannende aber aermliche Doerfer
geht es Richtung Dobric und dann weiter Richtung Balcik und dann nach
Varna. Unterwegs muss Wolfi an seiner Kuh noch abgeruettelte Teile
befestigen und wird von einer Frau zu einem bulgarischen Yes-Torty
eingeladen, er bedankt sich brav indem er der Runde Zigaretten ausgibt.
Eine der hervorragenden Dinge am Moppedfahren, neben Wind, Regen,
Sonne, Schnee, Hagel und anderen Einfluessen, die bei Moppedfahren eben
das Gefuehl vermitteln, lebendig zu sein, ist die Naehe zu den Menschen. Ein
Auto, egal wie ausgestattet, ist immer eine Barriere, eine schuetzende Huelle
und ein Kokon, in den man nicht eindringt und aus dem auch nichts
herauskommt. Ein Mopped presentiert seinen Fahrer offen und nah, zum
anfassen und offen fuer Gespraeche. Ich weiss nicht ob die froehliche Meute
einem Autofahrer auch freudig gewunken haette, stuende er mit gezueckter
Nikon am Strassenrand. Winken, Kamera zeigen, warten auf Lachen und
zurueck winken, knipsen und Daumen hoch.
In Dobric an der Tankstelle treffen wir auf Stanislav, der uns mit seiner
Fazer zum Hotel fuehrt. Meine Frage, ob er weiss, wo man in Bulgarien so
“Laenderkennzeichenaufkleber” fuer den Koffer findet, quittiert er mit einem
Umweg ueber seine Garage und schenkt uns 2 Stueck aus Kunststoff mit
Chrominitialen “BG”. Bisschen overkill fuer einen Aufkleber aber der Bulgare
mag sowas gerne erklaert er.
Nach einer verdammt noetigen Dusche staerken wir uns in einem von
Stanislav empfohlenen Restaurant und er gibt uns noch eine Stadt- und
Strandfuehrung bis 02:00h morgens. Am Sandstrand sitzen, eine Cola in der
Hand (Wolfi hatte irgendsoeinen Cocktail) und das ganze fuer lau. Stanislav
bestand darauf, dass wir seine Gaeste sind. Wenn wir morgen mehr sehen
wollen, seine Nummer ist immer erreichbar fuer uns.
Die Partymeile am Strand von Varna strotzt vor halbnackten Weibern. Lauter
huebsche aber extrem freizuegig gekleidete junge Damen, das sei normal sagt
Stanislav, morgen wirds schlimmer, da ist Wochenende. Na Mahlzeit.
Abgestiegen sind wir in einem 4-Sterne Hotel, Wolfi setzte sich durch und
bezahlte dafuer das Abendessen. WLAN bricht alle paar Minuten ab, die
Klimaanlage rennt auf Hochtouren und schafft es den Raum auf 30° zu
halten, wahrend es draussen endlich unter 25° hat. Aber ich will nicht klagen,
es ist sauber und gross und es gibt einen bewachten Parkplatz fuer die
Moppeds, der angeblich notwendig ist in Grossstaedten. Es ist nun nicht so,
als wenn hier nur Gauner und Diebe unterwegs waeren aber wie ueberall kann
ein hybsches Mopped eben den Neid wecken und das Gefuehl "wer sich
sowas leisten kann, der kauft einfach nach, was ich mir mitnehme, es trifft
keinen Armen". Und um dem vorzubeugen, hat das Hotel einen bewachten
Parkplatz, zumal es mitten in der Innenstadt liegt und Parkplaetze sowieso rar
sind.
Meine Prellung und das daraus resultierende Haematom nimmt abenteuerliche
Formen an und erstreckt sich nun ueber die Schulter und die Brust in
schillernden Farben. Noch wird es nicht besser. Mal sehen was das noch wird.