Moin Gutster
Aber wie gut sind die Daten so einer Uhr denn für einen Kardiologen als Ergänzung brauchbar?
Wie ich oben schon geschrieben habe, kannst Du auf den meisten dieser EKGs zwar sehen dass da was ist, für eine
genauere Einschätzung sind die allerdings meistens nur so semi-brauchbar. Das beinhaltet aber meist auch, sich ein Bild über das Vorhandensein und das Ausmaß eines möglichen Risikos zu machen. Die Toleranzen bei den Messungen durch ein solches Gerät sind einfach auch nur schlecht beherrschbar. Wenn Du zum Beispiel ein normales EKG (6-Kanal, das ist das, was in den meisten Arztpraxen geschrieben wird, 6 Elektroden linke Brust) schreibst und
nur eine der Elektroden an eine nicht optimale Stelle setzt, verändert sich das Bild z.T. gravierend. Im Befunden geübte Mediziner können Dir dann sogar sagen,
welche Ableitung Sch… saß. Gleiches gilt bei einem 12-Kanal-EKG (6 Elektroden li. Brust, an jeder Extremität eine Elektrode).
Es gibt Uhren, die zusätzlich noch mit einer Brustwandelektrode arbeiten, meist im Leistungssportbereich. Die meisten Smartwatches generieren ihre EKG-Daten aus der Auswertung der Pulswelle. Das
kann gar nicht wirklich die Reizleitung zwischen den einzelnen Erregungsknoten des Herzens abbilden.
Und auch bei einem 24h EKG macht man ja nicht all die Sachen, die man ohne das Teil an der Brust machen würde.
Du solltest bei einem Langzeit-EKG Deinen Tagesablauf keinesfalls auf das EKG anpassen. Wichtig ist, dass Du möglichst das tust, was Du immer tust (Gut, Schwimmen und Sauna könnte schwierig werden…

). Aber nur dann kann das Gerät Deine kardinale Belastung im Alltag auch aufzeichnen.
Ich habe seit der OP z.B. des öfteren Doppelschläge, die man mit so einer Uhr vermutlich ganz gut dokumentieren könnte.
Doppelpuls (Bigeminus, Zwillingspuls) sind "ungeregelte" Extraschläge (Extrasystolen). Das sind Arrhythmien, bei denen das Herz kurzzeitig den normalen Rhythmus (Sinusrhythmus) verlässt, aber selbstständig wieder in diesen zurückkehrt.
Da ist wichtig, abzuklären, woher das kommt und wie ausgeprägt ist das. Einzelne Aktionen? Ganze Salven? Um sowas richtig diagnostizieren und klassifizieren zu können (Lown-Klassifikation), braucht es eigentlich immer ein Langzeit-EKG, vielleicht auch mehrmals. Je nach dem, wie oft die Extrasystolen auftreten, damit man es schafft, das Geschehen auch abzubilden.
Wer sich den Flash mal geben will:
Das System, welches unser Herz dazu bringt, andauernd, regelmäßig und produktiv zu funktionieren ist durchaus faszinierend, hochkomplex (vor allem, wenn man den biochemischen Bereich der Erregungsleitung noch berücksichtigt) und sogar (in Maßen) redundant. Im Flexikon ganz gut und verständlich erklärt.