Das Reisen mit dem Motorrad ist leider etwas aus der Mode gekommen, heute nimmt man das Motorrad mit auf die Reise, Land und Leute kennenlernen ist weniger interessant, und das geht wohl auch schlecht, wenn man im Pulk anreist, am Besten mit dem Flieger, dann den ganzen Tag in der Gruppe unterwegs ist und am Abend im Hotel mit der gleichen Gruppe zusammen ist.
Eigentlich könnte es mir ja egal sein, aber wenn ich in den Dörfern die alten Herren am Strassenrand grüße, und statt ein freudiges Erwidern eher auf Ablehnung treffe, dann ist es mir eben nicht egal.
Hallo,
Dieser Ausschnitt aus deinem Beitrag ist mir ein extradickes Danke wert.
Ich kann mich da eine eine extreme Situation erinnern.
Ich war im September 2013 in Süden Frankreichs unterwegs. Das Zelt stand aus hier nun nicht interessierenden Gründen schon Nachmittags. Dann sind wir noch zu einer kleinen Runde los und haben in einem Dorf einen Cafe getrunken. Mein Motorrad parkte in der Nähe einer Bushaltestelle, wo dann kurze Zeit später eine Gruppe französischer Pensionisten eingesammelt wurden, ich glaube, das war hier:
Die betagte Gesellschaft stand gar munter um das Motorrad herum, haben sich ausgetauscht und a bisserl Flaggenrätsel gespielt
Es gab da in der Nähe dann ein angesagtes Motorradhotel, vom dem man mir schon mal erzählt hat, also schauten wir da vorbei.
Da wir niemand kannten und wir auch nicht gleich hineinstürmen wollten, da wir nur 20 Minuten vorher einen Cafe getrunken hatten sind erst mal in der Nähe vom Motorrad geblieben. Normaler Weise ergibt sich ja schnell ein Gespräch mit einem Gleichgesinnten (Motorradmarke, Motorradtyp usw.)
Das war nicht der Fall, es kamen alle von Ihrer zumeist geführten Tagestour zurück, waren mit sich oder untereinander in der Gruppe beschäftigt usw. Im Laufe des Abends kamen wir dann doch noch mit ein paar anderen ins Gespräch, da zufällig jemand, den ich kannte, mit einer Gruppe dort war. Gegessen haben wir übrigens sehr gut...
Dann wurde alles klar. Irgendeine Zeitschrift hatte zu einem Test ausgerufen, man konnte wohl viele Motorräder in der Woche durchprobieren. Der Rest mit eigenen Motorrädern war überwiegend mit Anhänger da, man will ja schließlich schön im Zielgebiet herumfahren usw. Der Guide war super, denn er hat die schönsten Strecken gekannt (wobei ich mich frage, wie man das beurteilen kann, da man ja die anderen Strecken nicht kennt usw.).
Jeder hatte seinen Spaß, keine Frage, und es ist auch nicht jedermanns (oder Frau) Sache, alleine rumzustöbern und sich unterwegs von spontanen Entscheidungen beeinflussen zu lassen.
Mein Fazit war bzw. ist, dass man das selbe Hobby auf so deutlich unterschiedliche Arten betreiben kann, dass irgendwann nur noch sehr wenige Gemeinsamkeiten feststellbar sind. Sogar die Gesprächsthemen sind nicht kompatibel.
Die einen reden über die Qualität des Anhängers, die Mietkosten, den Spritverbrauch des Zugfahrzeuges, die richtige Art und Weise des Verzurrens, die besten Wege des Vorbuchens und der Art und Weise des Programms, mit der daheim die Tagestouren perfekt geplant wurden, über die vielen Einstellmöglichkeiten am Motorrad (Dämpfung, Leistung usw.), das koppeln zwischen Handy, Navi und Motorradassistenssystem usw.
Die anderen haben andere Themen, mehr so die Details, die man unterwegs auf den spontan ausgewählten Strecken entdeckt hat.
Man ist überall auf der Welt willkommen... sofern man nicht in Massen auftritt, sich Zeit nimmt und natürlich die Gegenden etwas meidet, wo Menschenmassen abgefertigt werden müssen. Dort kann keine Zeit oder Lust für individuelle Gastlichkeit sein... aber man kann es auch als außerordentliche Gastfreundlichkeit empfinden, in einem 4 Sterne Motorradhotel freundlich bedient zu werden...