Servus,
also wenn ich richtig gelesen habe , dann wurde nach der Winterpause das Motorrad rausgeschoben und der Motor 15 min im Stand laufen gelassen. Richtig? nach der langen Winterpause ist im Motor längst kein Ölfilm mehr vorhanden. Der muß sich erst wieder bilden. Mir hat man mal erklärt, daß man da nur ganz kurz mal den Motor laufen lassen soll und dies 2-3 mal an und wieder ausmachen und dann gleich losfahren soll mit anfänglich sehr moderaten Drehzahlen.
Ob das nun technisch stimmt weiß ich auch nicht. Aber ich würde auch ein Auto nach langer Standzeit nicht warmlaufen lassen und den Boxer der luftgekühlt ist erst recht nicht. Denn in den ersten Minuten hat sich nach der Winterpause noch kein Ölfilm gebildet. Der Motor wird dann am Anfang vielleicht sehr warm und bekommt zusätzlich keine Luftkühlung.
Wenn du nach einer Tour am anderen Tag das mit dem Warmlaufen lassen machst ist das vermutlich wesentlich weniger schädlich als nach einer langen Standzeit.
Wobei man schon klar sagen muß, warmlaufen lassen im Stand ist immer kontraproduktiv.
Gruß
Karl
Das hat nicht primär was mit dem Ölfilm bei Kaltstart zu tun, auch ist es der Kuh egal ob das nach der Winterpause geschieht oder mitten im Hochsommer.
Kontraproduktiv ist, sofort nach dem Kaltstart Vollgas zu geben weil a) der Motor noch kalt ist und entsprechend das Material noch nicht das bestimmungsgemäße Spiel und b) das Öl ebenfalls noch nicht die Betriebstemperatur erreicht hat in der es die optimale Schmierwirkung erzielt.
Hinzu kommt beim Kaltstart dass es einige wenige Sekunden dauert bis die Ölpumpe so viel Druck aufgebaut hat damit alle Schmierstellen mit ausreichend Öl versorgt werden. Das ist das was du meintest. Je länger eine Maschine stand umso "trockener" sind die Schmierstellen, das ist richtig, war hier aber nicht das Problem, denn davon sind alle Verbrennungsmotoren betroffen.
Insbesondere Kurbel- und Nockenwellen und Pleuellager reagieren in diesem Moment sehr empfindlich auf hohe Drehzahlbelastungen, da sie für einen verschleißarmen Lauf auf Öldruck angewiesen sind (Gleitlager).
Warmlaufen lassen ist nicht schädlich für den Motor, ganz im Gegenteil. Sofern es aber vermeidbar ist sollte man der Natur zuliebe darauf verzichten.
Jedoch ist ein BMW Boxer nach 15 Minuten nicht warm sondern heiß. Hier werden u.U. an den neuralgischen Stellen so hohe Temperaturen erreicht dass ein Abriss des Schmierfilms droht. Das ist dann ähnlich wie beim Kaltstart bei dem noch kein ausreichender Öldruck vorhanden ist. Die Folge: An den Lagerstellen läuft Metall auf Metall - dafür sind sie nicht ausgelegt - es entsteht Verschleiß.
Irgendwann ist das Spiel aufgrund Verschleiß so groß dass auch im warmen Betriebszustand der Öldruck an den Schmierstellen zu gering ist.
Das Ergebnis sieht man auf dem Bild des TO - Lagerschalen verschlissen. Bilden sich dabei Riefen auf der Kurbelwelle, müssen nicht nur die Lager getauscht werden sondern evtl. auch die Kurbelwelle selbst erneuert oder zumindest für teuer Geld aufbereitet (nachgeschliffen) werden. Gleiches gilt auch für die Nockenwellen, Kolben, Pleuel(lager), etc.
PKW´s, LKW´s, Baumaschinen, Traktoren, Flugzeuge und auch stationäre Anlagen wie die oben erwähnte Feuerwehr-Pumpe, etc. haben allesamt einen Lüfter der entweder direkt auf dem äußeren Stummel der Kurbelwelle sitzt, über einen Keil(rippen)riemen oder elektrischen Motor angetrieben wird. Unsere Kühe besitzen keinen solchen Lüfter, sie werden ausschließlich durch den Fahrtwind gekühlt.
Erschwerend kommt hinzu dass Zylinder und Motorblock nicht zusätzlich (wie z.B. die LC) durch separate Kühlflüssigkeit gekühlt werden, sondern lediglich das Öl nebst dem Block (und deren Anbauteile) die entstandene Wärme aufnehmen, weiterleiten und abführen können.
Im Stand ist auf Dauer die Wärmeentwicklung zu groß als dass die rund 4 Liter Öl sie aufnehmen bzw. abbauen könnten und auch der Motorblock samt Kühlrippen der Zylinder sind dazu nicht in der Lage.
Der optimale Arbeitsbereich von Motoröl liegt zwischen 80 und 120...140ºC (je nach Ölsorte). Wird die Temperatur überschritten stimmt die Viskosität nicht mehr (verminderter Öldruck) und es wird in der Struktur zerstört (er verbrennt regelrecht bzw. die Funktion wichtiger Additive geht verloren). Die Folge ist verminderte Schmierwirkung und Verminderung der Aufnahmefähigkeit von Druck- und Scherkräften.
Im Falle des To´s war die Hitzeentwicklung so stark dass das Öl "kollabiert" ist und seine Hauptaufgaben Schmieren und Kühlen nicht mehr erfüllen konnte.
Können auch Kolben und Zylinder dies nicht mehr und ihnen wird zu heiß, dann entsteht der worst case - das ist dann der klassische Kolbenfresser.