D
Demokrit
Ich hätte beim ersten Lesen "Old School" auch eher mit dem Fahrer verknüpft. Biker, wie es sie in den 1970ern und 1980ern zu Hauf gab - und die heute eher wie aus der Welt gefallen wirken.
Traf man weiland auf andere Biker, die am Straßenrand standen, und sich am Kopf kratzten, so hielt man an, und fragte, ob es Probleme gibt, bei deren Lösung man vielleicht helfen kann. Mache ich gleiches heute, so habe ich mehr als einmal erlebt, dass die Liegengebliebenen in Abwehrposition gehen. Das beste, was einem verunfallten Fahrer passieren kann, ist auf einen Old School Biker zu treffen. Dieser hält an, ruft die Rettung und versucht zu helfen – anstatt ein Selfie mit dem Opfer im Blut auf Instagram zu posten.
Old School Biker können auch noch miteinander kommunizieren. Im Fährhafen, auf dem Alpenpass, egal wo. Man traf aufeinander, und quatschte ne Runde – anstatt wie hypnotisiert nach einem offenen WiFi zu suchen. In dieser grauen Zeit war es auch völlig egal, was für ein Motorrad jemand fuhr. Hatte es einen Motor und zwei Räder, war alles ok, denn man traf auf einen "Kumpel". Heute hingegen paaren sich Biker nicht nur nach Fahrzeughersteller und -typ ein, nein, sie tun dies sogar nach Fahrzeugfarbe, wie man an TrippleBlack Treffen erkennen kann. Kafkaesk, aber Teil der aktuellen Biker Folklore.
Heutzutage besteht die Bikerwelt zu einem nicht unerheblichen Teil aus Posern und Vollpfosten, die im Jahr 1500 km zurück legen (Eisdiele hin und zurück), und ihre umfolierten Fahrzeuge als Wanderausstellung für Touratech Zubehör verstehen. Die Fliegen zwischen den Zähnen sind angeklebt, glutenfrei und in verschiedenen Geschmacksrichtungen erhältlich, der Saharasand ist aufgesprüht. Man substituiert Individualität und Charakter durch Teile aus dem Zubehörhandel. Sie sind Gynäkologe, Rechtsanwalt oder sonst was Wichtiges und haben ansonsten schon alles: Den Robomäher, das Netflix Abo, die Jacht im Bodensee, den Thermomix, den Porsche für die schwindende Virilität und den Volvo für die bessere Hälfte samt hochbegabtem Nachwuchs. In Foren wird einander beharkt, wie man es bei Facebook gelernt hat - und man muss resignierend feststellen, dass die Welt sich wohl unwiederbringlich verändert hat.
Trotzdem gibt es auch heute noch Old School Biker, junge wie alte. Man trifft sie auf Campingplätzen in Nordschottland, auf Schotterpisten in Litauen, im Januar in den Ardennen - aber eher selten in runtergerockten Dorfgasthöfen in der Eifel, an denen jetzt "Bikertreff" steht. Old School Biker trifft man abseits der üblichen Komfortzonen, in Ländern, wo man nicht deutsch spricht, deutsch kocht und wo nicht hinter jedem Berg die nächste BMW Niederlassung lauert.
Ich hatte letztens das große Vergnügen, den neuesten Film von Daniel Rintz zu sehen, der mit Freundin für 4 Jahre auf Weltreise gegangen ist. Nicht ohne Grund mit alten Vergaser-BMW, bei denen sich auch im Schlamm eines südamerikanischen Dorfes ein Getriebe wechseln lässt, oder der bereits einen Tag nach einer Komplettflutung wieder Leben eingehaucht werden kann. Mir sind keine Extremreisen bekannt, die mit zeitgenössischen, vollelektronischen Fahrzeugen durchgeführt wurden. Abgesehen von denen, die im BMW Marketing präsentiert werden - wo die Fahrerausstattung schon mehr kostet als mancher Old School Biker für Fahrzeug, Ausstattung und Reisekosten ausgibt.
Das schlimmste, was einem Motorradhändler passieren kann, ist auf einen Old School Biker zu treffen. Diese lebenden Anachonismen fahren eine Kiste, bis sie ihnen unter dem Südpol wegrostet – und Ersatzteile beschaffen sie gerne „gebraucht“. Zudem meckern sie, wenn eine Bremsscheibe bereits nach 20.000 km verschlissen ist. Nein, dann lieber der Poser, der noch vor der Erstinspektion die Kiste in Zahlung gibt, weil das Nachfolgemodell jetzt selbstständig am Berg anfährt. An diesen Leuten wird heute der Markt ausgerichtet, und Zubehör eingestielt. Der homöopathisch kleine Teil der Motorradfernreisenden wird vielleicht gesponsort oder hofiert, wenn sie einen markenkonformen Vortrag halten. Ansonsten sieht man die deutlich lieber von hinten.
Traf man weiland auf andere Biker, die am Straßenrand standen, und sich am Kopf kratzten, so hielt man an, und fragte, ob es Probleme gibt, bei deren Lösung man vielleicht helfen kann. Mache ich gleiches heute, so habe ich mehr als einmal erlebt, dass die Liegengebliebenen in Abwehrposition gehen. Das beste, was einem verunfallten Fahrer passieren kann, ist auf einen Old School Biker zu treffen. Dieser hält an, ruft die Rettung und versucht zu helfen – anstatt ein Selfie mit dem Opfer im Blut auf Instagram zu posten.
Old School Biker können auch noch miteinander kommunizieren. Im Fährhafen, auf dem Alpenpass, egal wo. Man traf aufeinander, und quatschte ne Runde – anstatt wie hypnotisiert nach einem offenen WiFi zu suchen. In dieser grauen Zeit war es auch völlig egal, was für ein Motorrad jemand fuhr. Hatte es einen Motor und zwei Räder, war alles ok, denn man traf auf einen "Kumpel". Heute hingegen paaren sich Biker nicht nur nach Fahrzeughersteller und -typ ein, nein, sie tun dies sogar nach Fahrzeugfarbe, wie man an TrippleBlack Treffen erkennen kann. Kafkaesk, aber Teil der aktuellen Biker Folklore.
Heutzutage besteht die Bikerwelt zu einem nicht unerheblichen Teil aus Posern und Vollpfosten, die im Jahr 1500 km zurück legen (Eisdiele hin und zurück), und ihre umfolierten Fahrzeuge als Wanderausstellung für Touratech Zubehör verstehen. Die Fliegen zwischen den Zähnen sind angeklebt, glutenfrei und in verschiedenen Geschmacksrichtungen erhältlich, der Saharasand ist aufgesprüht. Man substituiert Individualität und Charakter durch Teile aus dem Zubehörhandel. Sie sind Gynäkologe, Rechtsanwalt oder sonst was Wichtiges und haben ansonsten schon alles: Den Robomäher, das Netflix Abo, die Jacht im Bodensee, den Thermomix, den Porsche für die schwindende Virilität und den Volvo für die bessere Hälfte samt hochbegabtem Nachwuchs. In Foren wird einander beharkt, wie man es bei Facebook gelernt hat - und man muss resignierend feststellen, dass die Welt sich wohl unwiederbringlich verändert hat.
Trotzdem gibt es auch heute noch Old School Biker, junge wie alte. Man trifft sie auf Campingplätzen in Nordschottland, auf Schotterpisten in Litauen, im Januar in den Ardennen - aber eher selten in runtergerockten Dorfgasthöfen in der Eifel, an denen jetzt "Bikertreff" steht. Old School Biker trifft man abseits der üblichen Komfortzonen, in Ländern, wo man nicht deutsch spricht, deutsch kocht und wo nicht hinter jedem Berg die nächste BMW Niederlassung lauert.
Ich hatte letztens das große Vergnügen, den neuesten Film von Daniel Rintz zu sehen, der mit Freundin für 4 Jahre auf Weltreise gegangen ist. Nicht ohne Grund mit alten Vergaser-BMW, bei denen sich auch im Schlamm eines südamerikanischen Dorfes ein Getriebe wechseln lässt, oder der bereits einen Tag nach einer Komplettflutung wieder Leben eingehaucht werden kann. Mir sind keine Extremreisen bekannt, die mit zeitgenössischen, vollelektronischen Fahrzeugen durchgeführt wurden. Abgesehen von denen, die im BMW Marketing präsentiert werden - wo die Fahrerausstattung schon mehr kostet als mancher Old School Biker für Fahrzeug, Ausstattung und Reisekosten ausgibt.
Das schlimmste, was einem Motorradhändler passieren kann, ist auf einen Old School Biker zu treffen. Diese lebenden Anachonismen fahren eine Kiste, bis sie ihnen unter dem Südpol wegrostet – und Ersatzteile beschaffen sie gerne „gebraucht“. Zudem meckern sie, wenn eine Bremsscheibe bereits nach 20.000 km verschlissen ist. Nein, dann lieber der Poser, der noch vor der Erstinspektion die Kiste in Zahlung gibt, weil das Nachfolgemodell jetzt selbstständig am Berg anfährt. An diesen Leuten wird heute der Markt ausgerichtet, und Zubehör eingestielt. Der homöopathisch kleine Teil der Motorradfernreisenden wird vielleicht gesponsort oder hofiert, wenn sie einen markenkonformen Vortrag halten. Ansonsten sieht man die deutlich lieber von hinten.