Mit dem Fahrrad nach Istanbul

[AndreasXT600]

Tag27+365:
Heute war (schon wieder) Pause vom Fahren. Ich habe selbst überlegt ob das nicht 'zu früh' für den nächsten Tag Pause sei, aber die klare Antwort war: Nein.
Zwar waren seit dem Ohrid-See nur 270km vergangen, die zwei Fahrtage waren dafür jedoch (bewusst) vollgepackt.
Was viel wichtiger ist: diese Reise steht für mich unter dem Vorzeichen 'Weltkulturerbe', davon möchte ich viele sehen. Und auch wenn ich schon mal nen halben Tag in Thessaloniki war, gehört die Stadt eben auch dazu. Also, das Kaiserwetter bei 19 Grad genossen und herrlich in der Sonne flaniert.
Das Touri-Programm hat am Vormittag gestartet. Bis zur Burg bin ich hoch (und das machen die wenigsten Touris, denn dafür geht's eben mal 200hm aufwärts). Der Block über die Stadt ist toll. Thessaloniki von dieser Seite zu sehen ebenfalls.
Was habe ich heute gelacht, als mich die Einheimischen immer auf Griechisch angequatscht haben. Irgendwie passieren mir die witzigsten Dinge immer, wenn ich alleine unterwegs bin. Das ist auch, was zu der Reise dazu gehört.

Für die nächsten Tage wird Sonnencreme mein täglicher Begleiter sein. Ich freu mich drauf.

P.S. nach Istanbul sind es nur noch 650km (!).

P.P.S. wer erkennt das Haus auf dem drittletzten Bild?

 

[Cloudy]

Sollte das Geburtshaus von Mustafa Kemal Pascha sein!

 

[AndreasXT600]

Sollte das Geburtshaus von Mustafa Kemal Pascha sein!

Es zeigt das Geburtsgaus von Atatürk. Interessant daran fand ich, dass die türkische Botschaft direkt daneben ist UND das Haus in das Botschaftsgelände integriert ist.

 

[katce]

Da wir auch gern längere Stecken am Wochenende und im Urlaub mit dem Rad zurücklegen, würde mich interessieren, welchen Sattel Du fährst. Bisher habe ich nichts von Schmerzen am Allerwertesten gelesen. Mein Problem ab 3 Tagen á 80 - 100 km Tagesleistung. Zur Zeit tut es einer von Selle, aber der ist auch noch nicht die Lösung.

zu deinen Tagesberichten, so fängt der Arbeitstag gut an.

 

[westi677]

@AndreasXT600
Danke fürs mitnehmen, Deine Tagesberichte sind richtig gut und lese sie gerne.
Bin gerade in Istanbul, wir verpassen uns aber, fliege heute zurück .
Wegen der Hinde brauchst Du Dir hier keine Gedanken zu machen, die sind alle friedlich.
Ich meine mal was wegen der Verpackung des Fahrrads und Gepäck gelesen zu haben. Hier im Terminal im Abflugbereich gibt’s solche Wrapping-Stationen. Kostet etwa 10€ (400 Lira).

 

[AndreasXT600]

Da wir auch gern längere Stecken am Wochenende und im Urlaub mit dem Rad zurücklegen, würde mich interessieren, welchen Sattel Du fährst. Bisher habe ich nichts von Schmerzen am Allerwertesten gelesen. Mein Problem ab 3 Tagen á 80 - 100 km Tagesleistung. Zur Zeit tut es einer von Selle, aber der ist auch noch nicht die Lösung.

zu deinen Tagesberichten, so fängt der Arbeitstag gut an.

Danke.

Im letzten Jahr bin ich einen SQLab 610 in der Version Active 2.1 gefahren. Die Version sagt aus, dass dieser sich nach links und rechts neigen kann, während man tritt (je nachdem welches Bein gerade unten ist). Die 'Stufen' des Sattels waren mir aber zu viel. Damit bin ich nicht zurecht gekommen. Nach 3 Tagen hat bei 60-70km der Hintern angefangen zu rebellieren, genau wie du es beschreibst.

Dieses Jahr fahre ich eine Ergon SM Comp Men. Die ersten 5 Fahrtage hatte ich nichts (!) gemerkt. Und auch danach eher nur mäßig. Das macht mich happy.

Zudem muss ich auch sagen: vielleicht ist das Zusammenspiel mit dem Fahrradhose dabei auch entscheidend. Ich habe in meinem Fall jedesmal die gleiche verwendet. Nicht jeder Hintern passt zu jedem Sattel und umgedreht. Ich kenne leider auch kein anderes Rezept als: Ausprobieren.

 

[AndreasXT600]

@AndreasXT600
Danke fürs mitnehmen, Deine Tagesberichte sind richtig gut und lese sie gerne.
Bin gerade in Istanbul, wir verpassen uns aber, fliege heute zurück .
Wegen der Hinde brauchst Du Dir hier keine Gedanken zu machen, die sind alle friedlich.
Ich meine mal was wegen der Verpackung des Fahrrads und Gepäck gelesen zu haben. Hier im Terminal im Abflugbereich gibt’s solche Wrapping-Stationen. Kostet etwa 10€ (400 Lira).

Danke. Ja, schade. Über Gesellschaft in Istanbul auf ein Bier hätte ich mich tierisch gefreut!

Fahrrad habe ich nun zweimal schon verpackt. Das erledige ich davor in Ruhe. Wrapping bietet nicht jeder Flughafen an. Split hat es damals nicht angeboten, gut wenn es Istanbul als Option hat. Meine Taschen werde ich nach Möglichkeit davor wieder wrappen. So bin ich entspannter. Aber vielen, vielen Dank für den Hinweis, sowas ist oft sehr schwer herauszufinden! ‍

 

[AndreasXT600]

Tag28+365: Diese Reise bietet alles.
Sie ist ein Auf und Ab. Über Berge und durch Täler.
Sie erreicht und sie überschreitet Grenzen. Die von Ländern und die des Körpers und der Psyche.
Diese Reise ist eine Herausforderung.

Heute wurde ich von einem Hund gebissen.

Meine Fahrtrichtung ging ostwärts. Etwa 20km außerhalb von Thessaloniki war die Navigation über die Feldwege schwierig. Im Zick-Zack ging es über darüber um Pfützen und Schlaglöcher zu umfahren. Ebenfalls im Zick-Zack verlief die Routenführung. In der Richtung zwar steht's an der Autobahn orientiert, die Wechsel von links nach rechts durch die Unterführungen waren zahlreich.
Dass man alle 300m an einem vermeintlich verlassenen Haus 'mitten in der Pampa' vorbei kommt, ist hier normal. Das sind auch die Orte, an denen sich auch Straßenhunde gerne aufhalten, denn ab und zu kommt doch jemand mal vorbei.
In den letzten Tagen hat sich für mich die Taktik etabliert: sobald ein Hund in Sicht ist, nur noch langsam treten. Diesen nicht weiter beachten und einfach dran vorbei rollen.
Die Konstellation war diesmal komisch: einer an der Kette, der andere frei. Beide sprinten los, sobald sie mich sehen. Die Kurve geht rechts weg. Im Schritttempo fahrend blicke ich nach vorne, schenke ihnen keine Beachtung. Beim ersten Hund geht die Kette voll in den Anschlag, der hat seine Halswirbel in diesem Moment auf jeden Fall gespürt. Der andere konnte die verbleibenden 20m auf mich zurennen, laut bellend. Nach (ganz) wenigen Metern des Nebenherlaufens und Hochspringens beißt er mir von hinten-seitlich in den Oberschenkel.
Ich bleibe ruhig. Mehr kann ich in diesem Moment nicht tun.
Der Hund läuft nach links, weiter bellend. Ich beachte ihn nicht.
Wenige Zeit später bleibt er stehen. Ob sein schlechtes Gewissen eingesetzt hat? Ich weiss es nicht.
Selbst bin ich noch einige hundert Meter weiter gefahren, um aus der Situation raus zu sein. Mir war mulmig dabei nachzusehen, wie tief die Wunden sind.
Ja, das Gebiss ist in seiner vollen Breite gut zu erkennen. Der Hund war eben auch kein kleiner, mit sicherlich 40kg Lebendgewicht.

Wie geht's weiter?
Zurück nach Thessaloniki ins Krankenhaus? Keine Option. Ich wüsste ja nichtmal, wie ich diesen Weg mit dem
Hund umfahren kann.
Ein paar Ortschaften später kam eine Apotheke. Die Dame darin war aufgebracht. Sie rief den Arzt aus dem Nachbarort an. Der zeigte am Telefon wenig Interesse. Nach etwas Überlegen schien Hinfahren doch die Lösung. Dort angekommen war das Interesse nicht größer als vermutet. Desinfizieren oder mal anschauen? Ne, lass mal... Gehen Sie weiter zum Medical Center.
Jap, das hätte ich gleich tun sollen. Die 40km dort hin - ein Klacks.
Schmerzen hielten sich glücklicherweise in Grenzen. Gegen Tetanus geimpft bin ich.
Der Arzt im Medical Center? Ein Traum. Keine Wartezeit. Tolles Gespräch. Tolle Behandlung. 50 Euro für die Behandlung. Zusätzliche 20 Euro für Antibiotika und weiteres in der Apotheke.

Das war's dann mit dem Fahren, für heute. 97km waren es trotzdem. Was willst machen, wenn du auf dich alleine gestellt bist. Durch geht's.

Mir geht's gut! Die Diagnose des (zweiten) Arztes war gut. Mit etwas Ruhe ist das in ein paar Tagen wieder gut. That's it. That's the point. Und nichts anderes zählt hier im Jetzt.

Nach Istanbul verbleiben ca. 550km. Es geht weiter!

P.S. bitte, bitte keine Diskussionen über Impfungen, Tetanus, Tollwut, was weiss ich noch. Good vibes only.

Der Nachmittag gehört der Ruhe am Mittelmeer...

 

[GS-Schwede]

Gute Besserung!
Es hätte auch noch regnen können...

 

[AndreasXT600]

Gute Besserung!
Es hätte auch noch regnen können...

Regen hab ich hinter mir gelassen Und den Gegenwind erwähne ich schon nicht mehr.

 

[janus]

Mann, Andreas! Mir fehlen echt die Worte. Ich wünsche Dir ab jetzt bessere Tage und schnelle Heilung!
Gruß janus

 

[westi677]

Ja krass…
Aber an dem Fleckchen Erde kann man sich auch mal ein paar Tage Erholung gönnen

 

[x-file]

Gute Genesung und Ruhe wünsche ich dir.
Erholen dich gut.

 

[Cloudy]

Gute Besserung Andreas.

In Istanbul gibt es einige herrenlose Hunde, die ich bei meinen Aufenthalten als überaus friedlich kennen gelernt habe.
Es liegt wohl auch daran das sie keine Mißhandlungen erfahren und sogar mit Fleischereiresten gefüttert werden.
Es gibt sogar ein Tier welches Busse, Straßenbahnen und sogar Fährschiffe für seine Streifzüge durch Istanbul benutzte. "Boji" war bis zu seiner Adoptierung ein Socialmedia-Star auf Twitter und Instagram.

 

[AndreasXT600]

Gute Besserung Andreas.

In Istanbul gibt es einige herrenlose Hunde, die ich bei meinen Aufenthalten als überaus friedlich kennen gelernt habe.
Es liegt wohl auch daran das sie keine Mißhandlungen erfahren und sogar mit Fleischereiresten gefüttert werden.
Es gibt sogar ein Tier welches Busse, Straßenbahnen und sogar Fährschiffe für seine Streifzüge durch Istanbul benutzte. "Boji" war bis zu seiner Adoptierung ein Socialmedia-Star auf Twitter und Instagram.

Danke.

Ja, man weiß es davor nicht wer wie drauf ist.
Hier in Griechenland ist es eher so: die Hunde, die auch genährt sind haben die Kraft und rennen dir hinterher.
In Albanien kam es mir anders vor: sie hatten nicht die Energie zum Rennen und waren die, die Angst vor dem Menschen hatten.

Wie dem auch sei...
Die Autofahrerin in Kroatien war, genauso wie der Hund in Griechenland, hoffentlich die Ausnahme und bis Istanbul ist jetzt alles tutti

 

[AndreasXT600]

Nach meinem laienhaften Check heute Morgen sieht die Bisswunde gut aus. Mit leichter Verspätung ging es wieder aufs Rad.
Auch dieser Tag beweist sich als alles zwischen Himmel und Hölle (auch wenn das etwas zu extrem ausgedrückt ist).

Die ersten 20km? Ein Traum. Herrlich am Meer entlang. Quasi kein Verkehr und dazu noch leichter Rückenwind. Auf der gut ausgebauten Landstraße gab's sogar einen passablen, breiten Seitenstreifen. So lässt es sich fahren.

Die nächsten 50km? Schrecklich. Gefühlt alle zweihundert Meter sitzen wieder mehrere Straßenhunde im Rudel. Die meisten Tore zu den verlassen-wirkenden Grundstücken sind offen. Grund genug, dass mir gefühlt jeder zweite Hund beweisen muss, wie toll er die Müllhalde verteidigt, deren Beschützen er sich zur Aufgabe gemacht hat. Ich kann's echt nicht zählen, aber wie viele dieser Grundstücke habe ich passiert? 200? 300? 400? Weniger waren es sicher nicht. Der Wind hat um 180° gedreht und kam nun frontal.

Es ist eben immer alles drin an so einem Fahrtag.

Nach Kavala ging es noch 50km weiter bis Xanthi. Irgendwie verirren sich nur noch 10% der Hunde in diese Gegend. Woran es liegt? Keine Ahnung. Manche haben dennoch wieder ihr Bestes gegeben.

Wenn ich mir eine Sache wünschen kann, ist es weg von den Hunden zu kommen. Vom Kopf her ist das gerade kein freies Fahren, nach dieser Erfahrung. Ich hoffe so sehr, dass es besser wird.

Die Distanz nach Istanbul schrumpft. Etwa 450km verbleiben als Distanz.

 

[Ahnungsloser]

Hilft vielleicht eine kleine Rute um dir die Hunde vom Leib zu halten?

 

[AndreasXT600]

Hilft vielleicht eine kleine Rute um dir die Hunde vom Leib zu halten?

Das Problem ist: vom ersten Bellen bis du sie siehst, vergehen 2 Sekunden. Und dann springen sie wild ums Fahrrad.
Hab viel Tipps gehört: Pfefferspray, Akustiker Ton, selbst Laute Geräusche machen, mit Steinen werfen,...
Ich selbst finde nichts davon zielführend und hoffe weiterhin darauf, dass sie ihr Interesse verlieren, wenn man sich nur langsam bewegt.

 

[AndreasXT600]

Die Kilometer gehen runter und ich zähle jeden Einzelnen davon.
Heute ist die letzte Nacht in Griechenland, bis zur türkischen Grenze sind es noch ca. 30km.
Die Hälfte der heutigen Fahrt ging neben der Autobahn entlang. Dort fährt man die alte Landstraße, die einen guten Belag hat. Verkehr herrscht dort quasi keiner, weil alle die Autobahn fahren. Zudem gibt es an der Autobahn nicht alle 200m einen halb-verlassenen Hof mit Wachschutz.
Die andere Hälfte der Strecke war der gleiche Mist wie gestern. Ich kann mittlerweile nichtmal mehr die Kilometer für den Tag ordentlich planen, weil ich teilweise das Fahrrad in den Dörfern schieben muss, um nicht angefallen zu werden. Das macht keinen Spaß.

Tatsächlich bin ich am Überlegen, morgen an der Grenze zu schauen, ob mich jemand ein Stück weit mitnehmen kann in Richtung Istanbul. So dass ich mir einen Fahrtag sparen würde, das wäre toll. Camper, Pickups, etc. sollten ja die Möglichkeit für mich samt Fahrrad haben. Einheimische oder Urlauber: Ich bin sehr gespannt wie die Leute morgen auf meine Frage reagieren werden. Ich möchte einfach nur noch weg von den Hunden.

Die Begegnung des heutigen Tages: ein Schotte, der seit sechs Jahren mit dem Fahrrad unterwegs ist. ALLES was er besitzt, hat er bei sich. Inklusive einer kleinen Katze, die hinten in seinem Anhänger sitzt. Er ist auf dem letzten Bild zu sehen.

 

[x-file]

Haste mal den Schotten gefragt wie er mit der Hundeproblemarik umgeht?
Vielleicht Leckerli werfen, dann sind die abgelenkt.