Wie kann es jedoch sein, dass Pierers KTM-Mitarbeiter keine Gehälter, Löhne und auch kein Weihnachtsgeld erhalten, der CEO aber einen weiteren börsennotierten Konzern übernehmen will?
Aus gesellschaftsrechtlicher Sicht stellt sich das Problem so dar: Die insolvente KTM AG bekommt bzw. bekam ihr Geld, also ihre Liquidität, von Gesellschaften von "unten", also von Tochterunternehmen wie den Vertriebsgesellschaften. Selbst wenn Gesellschaften von "oben", etwa die Urgroßmutter Pierer Industrie AG (derzeit in einem Restrukturierungsverfahren), Geld zum Ausgeben hätten, würde das der KTM AG nichts nützen. Zwischen den Gesellschaften stehen unüberwindbare Mauern, und der Masseverwalter der KTM AG und somit die Gläubiger kämen an dieses Vermögen nicht heran. Kurzum: Pierer kann mit seinem aus juristischer Sicht privaten Vermögen machen, was er will.
Andererseits könne der Rosenbauer-Deal, der sich schon im Sommer anbahnte, nicht so leicht rückgängig gemacht werden. Die Gruppe rund um Pierer hätte sich bereits vertraglich dazu verpflichtet. Das österreichische Übernahmegesetz besagt außerdem, dass ab dem Erreichen von 30 Prozent der Anteile an einem Unternehmen den restlichen Aktionären ein Angebot für ihre Aktien gemacht werden müsste – was angesichts der KTM-Pleite fragwürdig erscheint. ........
Stefan Kaineder kritisiert scharf: „Während die betroffenen Mitarbeiter in eine unsichere Zukunft blicken, bleibt KTM-Chef Stefan Pierer scheinbar unberührt und kann sich Millioneninvestitionen in andere Projekte leisten.“ Dabei spielt er auf die Übernahme von Rosenbauer an.
„Wie kann es sein, dass Herr Pierer, als Präsident der Industriellenvereinigung Oberösterreich, Milliardär und ÖVP-Großspender, die Verantwortung für diese Krise von sich weist und sich versteckt? Und wie ist es möglich, dass er sich auf der einen Seite ein Millioneninvestment für den Kauf eines Feuerwehrausstatters leisten kann, während er auf der anderen Seite hunderte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Stich lässt?“ .......
Bereits vor fünf Jahren geriet KTM aufgrund eines Förderskandals in die Schlagzeilen: Damals flossen Millionen aus Mitteln der Kulturförderung in ein „Motorradmuseum“ in Mattighofen – ein Prestigeprojekt von Pierer.