Moin moin,
das sehe ich etwas anders. Ob nun 25 oder 45 Grad Schräglage, immer wenn es hier zu einer unkontrollierten Vollbremsung kommt ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass das Vorderrad wegschmiert, da bisherige ABS Systeme nicht erkennen können welche Bremskräfte vom Reifen noch übertragen werden können. Da ist die Schräglage zwar auch nur eine Komponente, aber immer noch besser als gar nichts. Daher glaube ich, dass dieses System allen Motorradfahrern helfen kann. Wer einmal am Staller Sattel im Tunnel plötzlich eine Kuh quer vor sich stehen hatte weiß was ich meine.
Hallo Wolfgang,
eine unkontrollierte Vollbremsung ist immer der Megagau und führte vor den ABS-Zeiten oft zum Sturz, auch bei geübten Fahrern. Ich habe beruflich mit Unfällen zu tun und weiß daher (leider, da schon nette Leute gestorben sind, weil sie gestürzt sind beim bremsen, die eigentlich noch genug Wegstrecke zum anhalten gehabt hätten), dass vieles, insbesondere ABS seine Berechtigung hat. ich habe mich 2001 im wesentlichen deshalb für die 1150'er GS entschieden. Damals war die Auswahl an ABS-Reiseenduros noch nicht groß.
Die Notwendigkeit, bei großer Schräglagen sehr stark bremsen zu müssen, besteht sehr sehr selten. Warum? Denk mal nach wie groß der prozentuale Anteil ist, wo du in großer Schräglage unterwegs bist. Fast immer ist das außerorts auf einer schönen Strecke. Da springt seltenst ein Kind aus der Felswand (anders schaut es innerorts aus, wo man eher aufrecht fährt).
Ich würde mich als flotten Fahrer bezeichnen, auch wenn ich etwas langsamer als früher fahre. Damals kratzten schon mal die Rasten:
Ich hatte noch nie mein Problem damit, in Kurven zu bremsen, manchmal auch durchaus kräftiger, wenn man mal bei der Kurveneinfahrt gepennt hat und man etwas zu flott dran war. Ab Bremshebel unkontrolliert bis zum Anschlag ziehen in der Kurve wird dann gewöhnungsbedürftig sein.
Mich würde vor allem interessieren, wie viel mehr das System an Bremsleistung denn wirklich bringt.
Und was mich ganz allgemein stört:
Die grenzenlose Bereitschaft, für immer mehr Technik richtig viel Kohle auszugeben. Sicherlich ist das immer auch ein gewisser Sicherheitsgewinn, aber die Frage ist, wie viel davon unter dem berühmten Strich dann auch übrig bleibt, wenn die Leute dann schneller fahren, weil sie in Kurven noch besser bremsen können.
Nicht alles was technisch machbar ist kann zugleich auch sinnvoll für die Masse umgesetzt werden.
Aber wer weiß, vielleicht kann das Ding wirklich viel und kostet gar nicht so viel extra. Damit befassen würde ich mich sicherlich, sofern ich mir jemals wieder ein anderes Motorrad kaufen sollte. Derzeit steht das nicht zu Debatte, Obelix wurde im Winter erst frisch aufgerüstet, die nächsten 300.000 km können kommen.
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Christian, Du kannst nicht wirklich etwas gegen den technischen Fortschritt oder mehr Sicherheit (sei sie auch nur vermeindlich) sagen. Es wird kommen, bei allen Marken und in allen Motorrädern, nennt sich Fortschritt, ob es denn wirklich nötig ist, wird dir auch nie jemand beweisen können, über vermiedene Unfälle gibt es keine Statistik.
Selbst wenn 99% der Motorradfahrer niemals so heftig in Schrägläge bremsen, dass sie überhaupt in den Regelbereich kommen, sie werden es kaufen, wie sie Fahrmodi und ASC und alles andere auch kaufen. Wenn BMW es erstmal hat, muß man es auch kaufen, allein schon wegen dem Wiederverkaufswert....
Genau so ist es. Andererseits ist die Begeisterung der Leute für technischen Fortschritt ja auch ein Garant dafür, dass weiter entwickelt wird.
Irgendwann wird man halt von Mitverschulden reden im Rahmen der Haftung, wenn man in einem Fahrzeug ohne ABS unterwegs war usw.
Ich wäre zu 100% für jede Art von technischer Neuerung und Fortschritt usw., wenn damit nicht zugleich bei vielen die Meinung damit verbunden wäre, dass es OHNE SOLCHE SACHEN NICHT MEHR GEHT! Gleiches gilt für andere Sicherheitskomponenten.
Dazu eine nette Geschichte, erlebt gestern in einem Cafe am Ammersee.
3 betagte Damen haben sich zu uns an den Tisch gesetzt, und es ging über das radfahren.
Zitat:
"Wenn die die Helmpflicht fürs Fahrrad einführen höre ich das radeln auf!"
Ok, das ist dann auch eine Art Sicherheitsgewinn, wenn man mal unberücksichtigt läßt, dass zu Fuß auch etwas passieren kann. Ich mußt einfach meinen Senf dazu geben und habe gesagt:
"Aber bitte, das ist doch alles nur, damit es uns allen besser geht!"
Die Damen, alle geistig noch rege, haben die Ironie sofort kapiert und herzhaft gelacht.
Der größte Sicherheitsaspekt befindet sich immer noch zwischen den Ohren.