Die allgemeine Entrüstung hier ist menschlich verständlich, aber nicht emotionsfrei und damit nicht objektiv (von der Meinung Tigers an dieser Stelle mal abgesehen). Es ist immer schlimm wenn ein junger Mensch sein Leben verliert, bevor er es richtig leben konnte. Aber dieser Umstand rechtfertigt nicht alles. Wie würdet ihr an gleicher Stelle urteilen, wenn es sich um den 9jährigen Mehmet aus Kreuzberg handeln würde, der das Logo seines Lieblingsvereins "Galatasaray Istanbul" auf einem deutschen Friedhof mit türkischem Halbmond zur Schau gestellt hätte (der Halbmond in Chrom, 30 cm groß und als oberer Abschluß des Grabsteins). Ich könnte auch ein anderes Beispiel nennen, aber das paßt gerade so schön.
Außerdem hat die Kirche mit dem Fall nur teilweise was zu tun. Es hätte genausogut auch ein städtischer Friedhof sein können, bei dem die Friedhofsverwaltung die Zustimmung verweigert hätte. Ganz einfach deswegen, da der Grabstein nicht in Einklang mit der Friedhofsatzung zu bringen ist. Das kann man jetzt als typisch deutsch und als kleinkariert bezeichnen, es gibt jedoch Menschen, die so etwas als störend empfinden. Um es mal etwas plastischer auszudrücken: was mag diejenige Mutter oder derjenige Vater empfinden, wenn er vor dem Grab seines Kindes steht, das von einem sogenannten BVB-Fan totgeschlagen wurde. Klar, das ist zugegebenermaßen ein drastisches Beispiel, um zu verdeutlichen, daß es auch ganz andere Sichtweisen hierzu geben kann. Oder jemand der sich gestört fühlt weil ein Fußball oder auch nur die Nachbildung einfach nicht auf einen Friedhof gehört. Und schon gar keine Werbung, weder für Coca-Cola, Redbull, die katholische Kirche, die Partei unseres Außenministers noch für einen Fußballverein.
So kann man das ganze nämlich auch sehen.
Und weil wir gerade dabei sind:
Einen Platz, eine Straße oder auch nur eine Haltestelle nach einem von Terroristen=Verbrecher getöteten Menschen zu nennen, der nicht anderes gemacht hat außer getötet worden zu sein (schlimm genug aber m. E. nicht ausreichend), halte ich schlicht und einfach auch für daneben. Hier müssen wohl einige der Verantwortungsträger ziemlich viel Dreck am Stecken haben, daß sie hier so eingeknickt sind. Oder gehört das zum allgemeinen "ich hab euch alle lieb"-Gesülze, bei dem man nur noch das macht was am wenigsten Schmerzen bereitet.
Im vorliegenden Fall hätte ich es für angebracht gehalten zusätzlich zum "normalen" Grabstein irgendwo unten links oder rechts einen kleinen Fußball hinzulegen. Meinetwegen auch in Stein gehauen, aber so, daß er das Gesamtbild nicht dominiert. wie im vorliegenden Fall. Möglicherweise noch mit einem Bild des Jungen in seinem BVB-Trikot. Da hätte vermutlich auch niemand was gesagt, auch nicht der Kirchenvorstand (das ist nicht unbedingt die katholische Kirche).
Gruß Thomas