Hallo GS-Endurist,
ich habe mir selbst im letzten August eine 1150 GSA gegönnt und mich vorher entsprechend schlau gemacht. Dabei sind mir von diversen Seiten folgende Punkte genannt worden, die es zu überprüfen gilt:
- Ist es ein Modell mit oder ohne Bremskraftverstärker? Ab September 2002, also kurz nach dem Erscheinen der GSA, wurde nur noch der BKV verbaut. Der Vorteil ist wohl eine sensationell gute Bremswirkung, sprich die 2-Finger-Bremse. Der Nachteil ist die Anfälligkeit dieses Bauteils und sein horrender Ersatzteilpreis bei einem Defekt. Für mich war damit klar, dass es nur eine GSA ohne BKV wird.
- Mit oder ohne Integral-Bremssystem? Meinen Informationen nach wurde ab Juli 2003 das Integral-Bremssystem eingeführt (= ABS III). Dabei wird mit dem Handbremshebel gleichzeitig die hintere Bremse aktiviert, so dass die ideale Bremsleistung besonders für ungeübtere Fahrer leichter abrufbar ist. Der Nachteil, abgesehen von dem damit verbundenen BKV, ist ein wesentlich komplexeres Bremssystem. Auch hier gilt, falls es kaputtgeht, kann oder will man die Reparatur kaum bezahlen (ca. 2000,- EUR für das Steuermodul inkl. Einbau). Zudem ist die Wartung wegen der höheren Anzahl der Bremskreise nur etwas für sehr geübte Schrauber bzw. bei BMW eine Hausnummer (Bremsflüssigkeitswechsel ca. 350,- EUR). Einige freie Werkstätten können es da zwar etwas preiswerter, aber immer noch nicht zu vergleichen mit meinem alten ABS II ohne BKV (= 60,- EUR bei einer freien Werkstatt). Ich gehe davon aus, dass bekannt ist, die Bremsflüssigkeit spätestens alle zwei Jahre zu wechseln.
Nachdem also die Vorüberlegungen geklärt sind, ein paar Tipps für die Probefahrt:
- Die ABS-Lampe sollte nach wenigen Metern Fahrt erlöschen. Blinkt es dagegen weiter, hat das Motorrad entweder ein ABS-Problem (= Finger weg!) oder die Batterie ist nicht mehr die Beste. Einfach ein paar Kilometer fahren und das Motorrad dann neu starten. Wenn das hilft, brauchst Du wahrscheinlich nur eine neue Batterie. Die Meinungen gehen zwar auseinander, aber kalkuliere direkt mit etwas Vernünftigem (~ 130,- EUR).
- Bei der Probefahrt ruhig einmal aus niedriger Drehzahl voll beschleunigen. Falls der Motor zu schnell hochdreht, könnte die Kupplung rutschen. Auch hier ist die Reparatur sehr zeitaufwendig und somit teuer (= Finger weg!).
- Ziehe den Faltenbalg zwischen Hinterachsgetrieb und Kardanwelle ab und checke, ob darin alles trocken ist. Solltest Du Öl entdecken ist wahrscheinlich einer der Simmeringe defekt. Die Richtung aus der das Öl kommt sagt Dir dann etwas über die zu erwartenden Kosten einer möglichen Reparatur. Die Getriebeseite liegt bei ca. 300,- EUR, das Hinterachsgetriebe bei etwas 150,- EUR.
- Überprüfe den Rundlauf der Felgen. Speichenbrüche bzw. Unwuchten sind zwar nicht so häufig, aber deren Beseitigung kostet auch wieder Zeit und Geld.
Ansonsten gelten die üblichen Regeln beim Gebrauchtkauf. Ein guter Allgemeinzustand ist mehr Geld wert und wer sein Moped pflegt, verheizt es auch nicht. Vielleicht noch eine Überlegung wert ist die Ausstattung der GSA. Beim Gebrauchtkauf bekommst Du eventuell Zubehör so preiswert wie nie. Vorhandene Koffer, Auspuff, Fahrwerk oder Sonstiges sollten durchaus eine Überlegung für einen höheren Preis wert sein!
Übrigens ist die GSA eine der wertstabilsten Maschinen auf dem Markt - leider für den Käufer! Ich habe für meine GSA, Baujahr 06/2002, 36000 Km Laufleistung, mit Sportauspuff und in 1a Pflegezustand noch 6200,- EUR bezahlt. Und nach knapp einem Jahr Suche kann ich nur sagen, viel billiger gibt es kaum etwas Vernünftiges.
Ich hoffe, das hat etwas geholfen und wünsche Dir viel Erfolg. Auf jeden Fall hast Du Dich für ein meiner Meinung nach geniales "Moped" entschieden - ich habe es nicht bereut!
Grüße aus Mülheim,
gundolft