Ging mir als 18jähriger Schüler und danach als Student genauso.
Hätte ich nicht selbst geschraubt, hätte ich mir das Moped gar nicht leisten können. Aber sämtlichen Freunden, die ich hatte und Motorrad gefahren sind, ging es genauso.
Wie ist das eigentlich heute, wird da das Moped von Oma oder Eltern gesponsert und die Karre in die Werkstatt geschoben?
Gruss,
maxquer
Einer der Mechaniker in der Mehrmarken-Motorradwerkstatt in unserem Dorf erzählte mir tatsächlich vor einigen Jahren, die 16-jährigen kämen heute mit ab- oder überspringender Kette in die Werkstatt und wenn er ihnen zeigen wolle, wie sie das in Zukunft selbst einstellen können, würden sie abwinken und lieber in der Ecke stehend im Smartphone scrollen. Sind sicher nicht alle, aber er meint , eine Tendenz beobachtet zu haben.
Irgendwie scheint der Zugang zu Technik ein anderer zu sein und es wird nicht der Versuch gemacht, es sich selbst zu erschließen. Geht bei einem defekten schwarzen Kasten mit 17-poligem Stecker dran und Software drin ja auch nicht und die Reparatur kommt per Update. Man kann den jungen Leuten keinen Vorwurf machen.
Die Tochter meiner Ex fuhr mit Absicht wegen der Optik ein altes Fahrrad mit Seiten-Dynamo. Irgendwann erhielt ich abends einen Anruf, "Das Licht geht nicht, kannst Du mal kommen?". Also Glühlampen, Kabel, Multimeter eingepackt und hingefahren. Was war es? Die Schraube, die den Dynamo am Rahmen hielt, hatte sich gelöst und der Dynamo hing seitlich neben dem Rad, sie hatte noch Glück, daß er nicht in die Speichen geraten war. Ich hätte die Fehlermeldung "der Dynamo ist lose" erwartet.
Ein Freund mit Autowerkstatt erzählte mir, sein Sohn habe mit der Schulklasse eine Fahrradtour unternommen. Unterwegs bekam jemand Plattfuß. Außer dem Sohn des Werkstattinhabers wußte niemand, wie man einen Reifen flickte, auch die beiden Lehrer nicht. Gehörte für mich als Zehnjähriger zur "Grundausbildung".
Ein Bekannter erzählte mir, sein Sohn habe ihn von Unterwegs angerufen. Sein Motorrad fuhr nicht mehr. Motor lief, Gänge ließen sich schalten, Ganganzeige funktionierte auch, aber es fuhr nicht. Mein Bekannter fragte dann "ist die Kette noch da?" Die war weg und der junge Mann ist nicht drauf gekommen.
Ein Beispiel, das mir richtig Freude machte, war die damals 14-jährige Tochter einer alleinerziehenden Mutter. Keine von beiden hatte je ein Fahrrad geflickt und sie erzählten mir von einem Drama, wie die Tochter eines Tages wegen eines Plattfußes vom Bahnhof nach Hause gekommen sei. Ich bot der Tochter an, ihr zu zeigen, wie man einen Schlauch flickt und sie wollte es wissen. An ihrem Fahrrad habe es ihr dann gezeigt und ihr noch ein Multifunktionswerkzeug mit den passenden Schlüsselweiten für ihr Rad geschenkt (vor allem mit einem brauchbaren 15er Gabelschlüssel). Anderthalb Jahre später bekam ich eine Bilderserie auf WhatsApp. Plattfuß auf dem Heimweg von der Musikschule. Fahrrad auf den Kopf gestellt, Rad ausgebaut, Reifen runter, Schlauch geflickt, zusammengebaut, heimgefahren. 20 Minuten Verzögerung und selbst gemacht. Sie war richtig stolz und ich auch.
Es ist also nicht so, daß alle jungen Leute sagen "mach Du mal". Da aber bei vielen Alltagsgeräten die Möglichkeiten zum händischen Selbermachen begrenzt sind, fehlt das Training.
An einem modernen Motorrad wirst Du bei Panne unterwegs mit Bowdenzugnippeln und Prüflampe auch nicht mehr viel. Und zum Fernsehonkel habe ich auch immer gesagt, "Mach mal", wenn er beispielsweise gesagt hat "Der Zeilentrafo muß neu". So hoch brauche ich die Nase gar nicht zu tragen. Das Mopedbasteln kam zwangsweise, hatte ich nie bestellt und hätte ich in jeder Situation unterwegs auch drauf verzichten können.
Andererseits haben die Geschichten zu den Pannen unterwegs den größten Erinnerungswert und zu den interessantesten Geschichten geführt. Es gibt eigentlich nichts langweiligeres, als Erfolgsgeschichten bei denen alles glatt lief.
Manchmal komme ich mir ein wenig vor, wie mein Onkel Heinz, der Landwirt. Er hatte zwar mehrere Traktoren, aber er hatte auch zwei Ackergäule. Und ein paar Morgen Land hat er bis ins Alter mit seinen Pferden bewirtschaftet und dabei war er in seinem Element. Für mich war Traktorfahren mit 11 Jahren das Größte. Jetzt fahre ich mit Multistrada V4 und R1250R durch die Gegend, weil sie top funktionieren und ab und zu hole ich die R100CS aus dem Stall.
Wie war das Thema? Ach ja, ich grüße immer und halte immer an, auch wenn ich bei einer modernen Karre vorher schon ahne, daß der Nippel nichts nützen wird. Aber man weiß ja nie.