Ich schreib auch mal meinen Senf dazu,
zum Einen, weil ich mal 'nen Tag frei habe und zum Anderen, weil seit Vorgestern ein Satz Trailmax Meridian
in Standard-Dimension auf meiner R1100GS ('99) montiert ist.
Zuvor war ein Satz Bridgestone Battlewing D501 / 502 drauf.
Die BW hab ich (zumindest hinten) auch blank gefahren über ca. 8000km.
Ja, der BW ist als "Holzreifen" verschrien... und im Vergleich zum Trailmax Meridian ist er genau das.
Derzeit hat der Trailmax Meridian zwar nur einige hundert Kilometer geleistet und mir ist auch bewusst,
daß nicht nur der Zeitabstand der Reifenentwicklungen zwischen beiden Modellen wirklich groß,
sondern auch der Eindruck von Alt zu neu ohnehin - selbst beim gleichen Modell - nicht zu verachten ist.
Der BW hat ordentlich Grip, nichts herausragendes, aber solide.
Leider folgt der BW auch Spurillen und zeigt sich auf Bitumenstreifen sehr nervös.
Einerseits zeigte sich der BW auf der Autobahn "bolzstabil", jedoch bei niedrigen Geschwindigkeiten "kippelig".
Ich selbst muß sagen, daß der BW insgesamt einen guten Job gemacht hat.
Im Vergleich dazu ist der Trailmax Meridian (wie sicherlich jede Menge andere, neuer Fabrikate auch)
für meine Begriffe eine Offenbarung.
Dort wo ich beim BW meine Schräglage nach "Herantast-Erfahrung" schrittweise leicht erhöhen kann,
jedoch aufgrund mangelnden Gefühls für die "Verzahnung" nur hoffen kann, daß es hält,
erzählt mir der Trailmax laufend, was er grade mit dem Asphalt so ausgehandelt hat,
also im Sinne von:
"Hö'ma!... Ich mach' jetzt ma' mit dem Asphalt da Klettverschluss, weißte' Bescheid, ja?"
Eigentlich kann ich den Satz nicht mehr hören, trotzdem freut's mich immer.
Dann wieder etwas wie:
"Also wir ham' jetz' ausgemacht, daß ich die Spurrille glattzieh', der Asphalt schafft das heut' nich' mehr, alles klar?"
oder etwa:
"Der Asphalt meint er kann auch nix für das Gekloppe, aber ich kümmer' mich da jetzt halt erstmal drum,
er sagt dann aber Bescheid, wenn's besser is..."
Diese Absprachen scheinen auch tatsächlich so beim gemütlichen Biergarten-Treff stattgefunden zu haben,
denn alles wirkt entspannt und fühlt sich "gut vorbereitet" an.
Der Preis dafür, grade im vergleich zum BW ist die Tatsache, daß man etwas beherzter "schieben" muß,
um die gewünschte Schräglage einzunehmen.
Wenn diese jedoch angenommen ist, dann eben auch "wie eingerastet".
Ja, Korrekturen gehen immer, wenn nötig, wo nicht nötig hat sich jedoch des Fahrers Arbeit
für den Rest der Kurve erledigt. Schieben, halten, wieder Rauf, alles gut.
Apropos "Verzahnen".... Stoppies sollte man üben!
Die Bremsleistung, also die Fähigkeit Bremsmoment zu übertragen ist tatsächlich dergestalt,
daß nicht "schwimmt" oder "maaatscht", sondern eher wie Zahnradbahn... also
ankern ohne ABS oder Hilfen (weil R1100GS, wie gesagt) führt sehr schnell zu einem sehr leichten Hinterrad!
Ankern in Schräglage (meinetwegen auch "Trailbraking") führt zu einem wahrnehmbaren Aufstellmoment.
Zumindest auf meiner R1100GS, ist das Aufstellmoment deutlich wahrnehmbar, grade im vergleich zum BW,
es ist jedoch klein genug, um mit etwas Eingewöhnung gleich automatisch mit leichtem Nachdruck am Lenker
ausgeglichen zu werden. Ich werde es also in ein paar Tagen nicht mehr spüren.
Da es in meiner Gegend aktuell noch recht kalt ist, war mir natürlich das Temperaturverhalten wichtig.
Nein, ich schleife keine Messtechnik mit mir herum, wenn ich Hausrunde fahre.
Hausrunde ist übrigens:
Landstraße, mehr Kurven als Geraden, regelmäßig Steigungen mit um die 15% - 20%, auch Spitzkehren und Haarnadeln. Also recht hügelig... daher auch jede Menge Temperaturunterschiede. Auf den Hügelkämmen
viel Sonne, in den Tälern selbst im fortgeschrittenen Nachmittag noch die Nachtfeuchte des letzten Tagesanbruchs.
Also ein paar Stops eingelegt um mal das "Handthermometer" einzusetzen... Ja, es ist die Hand!
Kurz und krumm, dort wo ich den BW nicht warm bekommen habe, ist der Trailmax Meridian deutlich über "handwarm" bei Lufttemperaturen um +5°C... und er ist es bereits nach sehr kurzer Zeit.
Erster Test nach Kaltstart (GS im Dunklen, bei ca. +3°C), nach 1,3km Asphalt mit ca. 60km/h (Schnitt) und drei langgezogenen Kurven mit Schräglage von entspannten 15° - 20° und zwei leichten Bremsungen bergab vor Kurven, mit Lufttemperatur von ca. +5°C und schon mehreren Stunden Sonne auf dem Asphalt) ergab;
Reifen sind bereits handwarm (Ja, ich hab zur Witterung passende Handschuhe und bin allgemein eher vom Typ "Ofen"), also Reifen bei ca. 24°C.
Nächster Test nach einer langen Geraden von knapp 2km bei 100km/h - 120km/h wenig Gas, kaum Bremse,
Straße halb verschattet über die letzten Stunden, Luft immernoch bei ca. +5°C, ergab am Reifen etwas kühlere Temperaturen, jedoch nicht kalt, aber nicht mehr "handwarm".
Nebenbei: der BW hätte sich in der ganzen Zeit nicht annähernd auf Handtemperatur bringen lassen.
Nächster Test über ca. 8km gemächliches Winkelwerk mit rund 60km/h , jedoch nachtfeucht und fast durchgehend verschattet bei Luft um +2°C - +3°C, danach Reifen immernoch knapp handwarm.
Nebenbei: Einige kleine "Löcher" im Asphalt, viele Bitumenstreifen und "glattgefahrener" also alter Fahrbahnbelag,
haben mich auf den BW gelegentlich tatsächlich eingeschüchtert, denn entweder geht's beim Verlassen der Fahrbahn steil abwärts oder sehr steil aufwärts (Felswand und so...)....Nun jedoch mit den Trailmax Meridian,
frage ich mal kurz nach, dann kommt wieder die Story vom Klettverschluss und ich mache mir einfach keine weiteren Gedanken mehr. Ob es nun klug ist soviel "blindes Vertrauen" zu spenden, ...
mag ein jeder selbst entscheiden. Hat funktioniert.. und die Rückmeldung lautete, daß da mehr drin ist.
Als Beispiel:
Enge, aber lange Kehren, gehen mit der XT 600 auf 50/50-Reifen mit rund 60km/h bevor es schmiert und flattert.
Mit der R1100GS auf den Battlewing gingen die gleichen Kehren mit 80km/h.
Jetzt mit den Trailmax Meridian schaue ich bei 90 km/h auf den Tacho und frage mich, warum ich nicht bereits schwitze.
Autobahn folgt demnächst und auch meine Übungsfläche für Bremsen und Kurventraining ist aktuell geschlossen,
also werde ich nochmal etwas dazu erzählen, wenn man wieder Rastenkratzen in kontrollierter Umgebung veranstalten kann.Vielleicht kann ich den Trailmax Meridian dann überfordern / überhitzen... schauen wir mal.
Wozu das Ganze?
Eigentlich simpel: Ich lese häufig von Kollegen auf älteren Baujahren, welche auf den älteren Reifenkonstruktionen beharren, weil diese eben "zusammenpassten" und daher nicht bereit sind zu wechseln.
Lasst Euch zumindest aus meiner bescheidenen Erfahrung gesagt sein:
Der Wechsel lohnt sich!
Ja, es braucht ein wenig Gewöhnung, aber diese kurze Phase der Umorientierung ist es wirklich wert.
Schönen Sonntag allerseits und freie Straßen,
S.