"Jawohl, meine Dissertation ist in relevanten Teilen nicht meine eigene Leistung. Ich habe anfänglich versucht mich aus der Sache herauszureden. Ich hoffte, dass es nicht herauskommt. Und hatte damals auch nicht daran gedacht welche Kreise das noch zieht. Das ist nicht richtig, aber für manche vielleicht menschlich verständlich. Nun ist es Zeit für die Wahrheit. Und darum stehe ich jetzt hier. Ich bin bereit mich allen Konsequenzen zu stellen, wie immer die auch sein mögen. Ich bitte Sie aber darum, mir trotzdem ein 2. Chance zu geben. Um ein guter Minister zu werden braucht man keinen Doktortitel. Ich werde mich bemühen. Ich komme in einem Jahr genau an diese Stelle zurück und bitte Sie dann noch einmal auf mich zu schauen."
Hat er es so gesagt?
Nur eine derartige offene Erklärung hätte seiner Glaubwürdigkeit eine Chance gegeben. So wie es jetzt ist wird ihm niemand mehr 100 % vertrauen, auch nicht die Parteifreunde die nun im Interview aeusserlich zu ihm stehen. Das geht als Verteilungsminister nicht, unabhängig von Parteibuch und Adelstiteln. In diesem speziellem Fall geht es noch weniger, weil gerade er die Worte "Anständigkeit" und "Glaubwürdigkeit" sehr häufig in den Mund nimmt.
Es ist eigentlich ganz einfach:
1. Den Betrug offen eingestehen
2. Nicht mehr Untergebene für eigene Fehler als Schutzschild vorschieben
3. Wutausbrüche etwas zügeln, ganz abstellen braucht er das gar nicht
4. Aufhören auf diese derart symbiotische Art mit bestimmten Medien zu arbeiten
5. Mit diesen aeusserst kostspieligen Halbstundenbesuchen in Afghanistan komplett aufhören.
Ist das so viel verlangt? Wenn er so weiter macht ist er in einem Jahr weg vom Fenster, und die Enttäuschung der Menschen über die Politik hat dann noch groesseren Schaden genommen.
Du hast ja vollkommen recht und Du brauchst
mich damit nicht zu überzeugen. Ich habe mir meine Meinung über ihn schon spätestens ab der Kundus-Affäre gebildet. Oder war es schon ab seinen markigen Worten mit der Opel-Insolvenz. Nein, da hatte ich sogar noch geglaubt, daß er Rückgrat hätte und auch unbeliebte Dinge ausspricht. Oder war es die Sache mit dem extern vergebenen Gutachten?
Wie es denn auch sei, seine Partei hält zu ihm, sicherlich zum großen Teil aus Selbsterhaltungstrieb heraus und er ist nun mal halt Verteidigungsminister. Und wenn keine weiteren Peinlichkeiten hinzukommen wird er dies auch bis mindestens zur Ende der Legislaturperiode bleiben. Deswegen müssen wir auch damit leben, so traurig und unverständlich das für den einen oder anderen sein mag. Also meine ich, daß man jetzt das Beste draus machen sollte in der Hoffnung, daß er seinen Job jetzt wirklich gut macht. Und wenn er den wirklich gut machen sollte, seine Parteil spricht immerzu von "hervorrragenden Leistungen", was auch immer die damit meinen, dann werde ich das fachlich schon zu würdigen wissen. Dabei bin ich allerdings in der Lage zwischen der Person Guttenberg und dem Außenminister zu unterscheiden, wenn er dazu in der lage ist diesen Unterschied zu machen. Dabei spielt es dann auch keine Rolle, ob mir als Person unsympathisch ist.
Ob es richtig ist, daß er nicht alle letztendlichen Konsequenzen wählt hat und zurückgetreten ist, es wäre auch für ihn eine Chance ohne Vorbelastung wieder neuanzufangen, ist eine ganz andere Geschichte.
Und deswegen bringt es m. E. jetzt auch nichts mehr das bereits gesagte immer zu wiederholen. Dadurch ändern wir jetzt auch nichts mehr an der Situation. Außerdem wird die Opposition schon ihren Teil dazu beitragen, daß das ganze nicht vergessen wird. Sie läuft dabei allerdings Gefahr sich selbst ins Abseits zu manövrieren. Denn "der gesunde Menschenverstand", "der allgemeine Volkswille", das sind nicht nur die Bild-Leser, sagt: jetzt muß aber mal Schluß sein!"
Gruß Thomas