Bestimmte Symbole, Begriffe oder Zahlen darf man aus meiner Sicht nicht isoliert betrachten, weil sie eine tiefere historische oder gesellschaftliche Bedeutung haben, die eng mit der Vergangenheit und den damit verbundenen Problemen verknüpft sind, also mit Diskriminierung, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.
Die Tatsache, dass hier einige diese Zusammenhänge als "übertrieben" oder "unnötig" empfinden, könnte darauf hindeuten, dass sie entweder die tiefere Bedeutung und die Auswirkungen der Geschichte nicht anerkennen oder diese einfach nicht erkennen wollen.
Worte und Zeichen haben eine Macht, weil sie Narrative formen und beeinflussen können, wie sich Menschen fühlen, wie sie miteinander umgehen und wie sie gesellschaftliche Strukturen wahrnehmen.
Die Verwendung von bestimmten Symbolen, Begriffen oder Zahlen oder das banale Herabsetzen von Symbolen aus der NS-Zeit nehme ich als Bagatellisierung oder Relativierung von Problemen wahr, die aber in ihrer historischen Tiefe und ihren sozialen Auswirkungen nicht so einfach abgetan werden sollten.
Die Art und Weise, wie (West)Deutschland sich mit den Verbrechen des Nationalsozialismus auseinandergesetzt hat, u. a. durch die Entnazifizierung, die Nürnberger Prozesse, den Wiederaufbau einer demokratischen Gesellschaft und die Anerkennung des Leids der Opfer, also Verantwortung übernommen hat, halte ich für Vorbildlich. Auch wenn der Prozess der Vergangenheitsbewältigung nicht einfach oder geradlinig war. In den ersten Jahren nach dem Krieg war das Schweigen in vielen Teilen der Gesellschaft groß, und erst mit den Jahrzehnten begann ein umfassenderer Diskurs. Es gab sicherlich Fehler, etwa die Anfangszeit, in der viele Täter nicht ausreichend verfolgt wurden, oder die Schwierigkeit, den tief verwurzelten Antisemitismus in der Gesellschaft zu bekämpfen. Aber auch diese Fehler gehören zur Geschichte der Auseinandersetzung und sind Teil der Lernprozesse, die Deutschland durchlaufen hat und noch durchläuft. Dieses jetzt zu relativieren und damit die Resilienz und die Lernfähigkeit einer Gesellschaft zu negieren, erscheint mir derzeit als eine gefährliche Entwicklung.
Ja, wir haben größere Probleme. Und diese zeigen sich bereits in kleinen Dingen.