wenn die so schwerfällig reagieren, wer gleicht denn dann im Moment die starken Schwankungen der Windeinspeisungen aus?
das machen beispielsweise auch die Kernkraftwerke in Frankreich, oder der allseits gehaßte Block A in Biblis, oder die Laufwasserkraftwerke in der Schweiz, oder die Braunkohleblöcke im Rheinland usw.
UCPTE - L´Union pour la Coordination de la Production et du Transport de l´Electricité) ist das Stichwort, oder einfach auf deutsch, Europäisches Verbundnetz.
Das sorgt dafür daß in allen angeschlossen Staaten Europas die Uhren gleich laufen (zumindest die älteren Synchronuhren) und Leistungen zwischen den Ländern ausgetauscht wird. Und es sorgt auch dafür das der Strom aus der Steckdose in Berlin, eben nicht nur aus Kraftwerken in Berlin kommt. Optisch sind das die großen dicken und unbeliebten Hochspannungsfreileitungen mit langen Isolatoren (2 - 3 Langstäbe) und meist mehreren Systemen am Mast. Oder mit Zahlen: das 380- und 220-kV-Verbundnetz (in Bayern teilweise auch das 110-kV-Netz).
Und an diesem Netz hängen alle Verbraucher und Erzeuger in Europa dran, wenn teilweise auch auf einer anderen Spannungsebene, so daß man glauben könnte, daß dies wohl damit nichts zu tun hat. Selbst der PC mit dem ich gerade dies schreibe.
Über dieses Netz wird halt nie gesprochen, wenn es um dezentrale Energien geht, entweder weil man die elektrotechnischen Zusammenhänge nicht kennt, oder weil es der Argumentation nicht dienlich ist. Und dieses Netz ermöglich uns überhaupt erst diese Zunahme der regenrativen Energien wie wir sie die letzten Jahre erleben durften, m. E. auch richtigerweise. Ohne dieses Netz gäbe es keine Windparks in Brandenburg, Thüringen, Schleswig-Holstein usw. Und ohne dieses Netz und ein vernünftiges Netzmanagement (Kraftwerksregelung) würde bei uns viel öfter der Strom ausfallen (bestes Beispiel USA). Und jetzt ratet mal wer Betreiber dieses Netzes in Deutschland ist, genau die, die bösen großen Stromkonzerne. Und wer oder was speist in das Netz ein?
Zum Thema Offshore-Windparks in Nord- und Ostsee (bis 30 GW ca. 30 % unserer Lastspitze in Deutschland) wurde von der DENA (Deutsche Energie Agentur) vor vielen Jahren eine große Studie erstellt, die die Möglichkeiten der Energiebereitstellung und Energielieferung untersuchte. dabei kam heraus, daß ohne Investitionen in das Netz der geplante Ausbau von WP-Leistungen im Offshore-bereich nicht möglich ist. Das wußte ich und auch andere die sich damit beschäftigen auch ohne diese Studie schon, aber so ist es halt nun mal offiziell. Die gleichen Leute die damals die verstärkte Nutzung von regenerativen Energien forderten, verweigern allerdings heute vielfach die Genehmigung der erforderlichen Trassen. Das nenne ich konsequent.
Und bei all der Diskussion, daß es auch ohne Großkraftwerke geht bitte ich folgendes zu beachten. Wer heute seine PV-Anlage, sein BHKW, sein Windrad, seine Wassermühle oder was auch immer betreibt und sich über jede kWh die er in das Netz einspeist freut, sollte nicht vergessen, daß dies ohne diese Großkraftwerke nicht geht. Und daß die Mehrzahl der Stromkunden diese Einspeisungen mitfinanziert. Und wer über Schaffung neuer Arbeitsplätze aufgrund der neuen Technologien spricht, sollte auch die nicht aus den Augen verlieren, die ihren Arbeitsplatz aufgrund zu hoher Strompreise verloren hat. Die Rechnung ist leider nicht ganz so einfach. Diese stromintensiven Verbraucher (z.B. Elektrolyse bei der Aluminium-Produktion) hat man vielfach kurzerhand dicht gemacht und dafür irgendwoanders neu errichtet. Die paar Cent am Strompreis für die Förderung nach EEG, was soll das. Aber Kleinvieh scheißt eben auch einen großen Haufen wenn die Anzahl stimmt.
Ich bin
für den Ausbau regenerativer Energien und ich beschäftige mich berufsbedingt auch damit, aber ich weiß deswegen auch, daß hier etwas mehr verbunden ist als nur der politische und gesellschaftliche Wille. Bei uns wird auch in vielen Jahren der Strom nicht ausgehen, aber damit das so bleibt muß man auch einiges tun. Es richtig, daß man Visisonen hat und auch fördert. Aber man muß dabei auch immer das Ganze im Zusammenhang sehen.
Gruß Thomas