"Bonsai für Arme" - 100.000 km mit dem 150er Roller geknackt

[on2wheels]

Sodele,

echte "Biker" bitte nicht weiterlesen, es folgt ein *ollerthread! (*oller = der "Unaussprechliche", uiuiui).

Aus nicht näher genannten Kreisen ist mir aber zu Ohren gekommen, daß es auch in der Welt der Großenduristen durchaus Besitzer dieser CVT - getriebenen,
durchaus praktischen Einspurfahrzeuge geben soll, ohne die - nebenbei bemerkt - sämtlichen südeuropäische, südamerikanische und asiatische Großstädte dem absoluten Kollaps anheimfallen würden.

Seit ich Ende der 90er Jahre für meine Partnerin eine luftpumpenesque 125er gekauft hatte, und sie diese mangels Koordinations - und Gleichgewichtssinn dann doch nicht fuhr, entdeckte ich mit diesem 8,5 PS - Geschoss auf > 55.000 Kilometern die wunderbare Welt der Langsamkeit wieder.

Letztere war mir nach der "Zwangsentschleunigung" durch die Begrenzung der Fahrerlaubnis auf 80 Kubik Anfang der 80er Jahre vollumfänglich abhanden gekommen

Nach dem Verkauf besagter 125er und einem fiaskösen Intermezzo namens KTM Duke 200 (so kann man auch Geld verbrennen....) bohrte sich 2012 der Kauf eines Unaussprechlichen in die hintersten Hirnwindungen.

Da als Schwabe Praktikabilität, Zuverlässigkeit und Langlebigkeit vor Lifestyle, Kult oder sonstigen, meist mit hohen Ausgaben einhergehenden Eigenschaften stehen, fiel die Wahl nach Studium diverser Einträge in einschlägigen Foren auf einen Honda SH150i.

16PS, 110 Sachen, günstiger Unterhalt und ein - für Rollerverhältnisse - durch die 16 Zöller bedingt durchaus ordentliches Fahrverhalten versprachen bei einem Anschaffungspreis von 2.990 .- Euronen eine längere Freundschaft.

Ab und an zur Arbeit, mal zum See oder in die Gartenwirtschaft, das war der Plan.

Schnell fand ich Gefallen am Fahren mit dem Roller, so daß sich, trotz stetiger Präsenz fahrbereiter "richtiger" Motorräder, aus kleineren Ausflügen immer größere Touren
entwickelten.
Dolomiten, Gardasee, Vogesen und was einem Zweiradenthusiast das Herz höher schlagen lässt.

Höhepunkt war dann ein Reise auf kleinsten Strässchen vom Schwobaländle nach Barcelona und zurück, auf Achse versteht sich. 3350 km.
Die wurde sogar in der ZDJLAKK vor ein paar Jahren auf 4 Seiten dokumentiert

Der Roller wird ganzjährig eingesetzt.
Zur Arbeit, zum Einkaufen, und natürlich
lokale Touren meist zwischen 150 - 350 km.

Als "kleiner Bonsai" ist DIY - Wartung Pflicht, sonst ist so ein Roller mit vorgeschriebenen 4000er KD - Intervallen nicht wirtschaflich zu betreiben.
Der Schwabe nutzt dabei natürlich alles aus, "des isch no guat"

Ob Kerzen (links Iridium 55k gelaufen)

oder Reifen (hinten, 10k)

oder Bremsbeläge

Aber ansonsten finde ich diese Laufleistung wirklich erstaunlich für so ein kleines Fahrzeug.

Ausser einem Auspuff (mehrfach abgefaultes Anschlagblech Hauptständer) und einem LiMa - Regler (33.-€) keine Reparaturen.

Alle Lager laufen smooth, alle Simmerringe sind dicht, Ventilspiel seit 80.000 nicht mehr kontrolliert (!), mich noch nie um Kühlflüssigkeit gekümmert.

Ölverbrauch auch jetzt nach 100k nicht messbar, alle 5k einen selbstgemachten Ölwechsel (1Liter Louis billiges 10W40), that´s it.

Kaum Korrosion, trotz Winterbetrieb im Salz ohne Ende, sowie regelmäßigem Abkärchern.

So sieht das Ding jetzt noch so aus:

Achja, der Beweis, wegen "Fake News" im Netz
Gleich ist´s soweit.....

Yuhuu, ich hab´ nen neuen Roller

Werde jetzt mal weiterfahren, vielleicht hole ich die Kilometerkönigin meiner Motorrad - Karriere (V-Strom 650, mit 118k auf der Uhr verkauft) ja noch ein.....

Ciao
Alex

 

[FordPrefect]

Coole Sache. Beim lesen der Überschrift dacht ich schon gleich: Honda :-)

 

[Robi650]

Eine wunderbare Liebeserklärung.

 

[moubeli]

Dein Bericht ist toll.
Und Roller sind es auch.
Ich bin kürzlich nach diversen Piaggio (2x X10 500, Zuverlässigkeit leider zweifelhaft) auf einen taiwanesischen Kymco gewechselt. Gute Entscheidung. Für zwischen den Dörfern und für's pendeln in die umliegenden Städte gibt es nichts besseres als einen Roller.
Hätte ich mehr Platz, würde ich mir einen mittlerweile günstig zu bekommenden 650er Burgi (ab 2009) hinstellen. Zwar kein idealer Kurzstrecken-Commuter, aber ein geiles Sofa für die gemütliche Sonntagstour.

 

[FF-GS]

Toller Bericht, prima Moped!

 

[on2wheels]

* bump *

Sodele,

rein aus Interesse (Techniker) habe ich zu dem kleinen Motörchen mal eine grobe Rechnung angestellt, mit allen Ungenauigkeiten.
Bei Denkfehlern oder kolossalen Fehleinschätzungen bitte gerne Hinweise geben.

Auf meinen Touren mit dem Roller über meist kleine Landstrassen habe ich einen 45er Schnitt, für einen 50er Schnitt muss man es schon krachen lassen. In der Stadt ist es mit Ampeln, viel Zone 30 etc. sicher weniger.

Gehe jetzt also mal von einem Gesamtdurchschnitt von 40 Sachen über die gesamte Laufleistung aus.

100.000 km : 40km / h = 2.500 Stunden x 60 = 150.000 Minuten auf dem Gerät gesessen.
Puh, da ist Sitzfleisch gefordert

Die Durchschnittsdrehzahl ist natürlich schwer zu ermitteln, speziell wegen dem CVT.
Höchstleistung erfolgt bei 8.500 1/min, was dann auch bei Vmax = ca. 100 Sachen anliegen dürfte.

Da ja viel beschleunigt wird liegt die Durchschnittsdrehzahl sicher höher wie bei 40% der Durchschnittsgeschwindigkeit, die Vario trägt ja auch was dazu bei mit dem Losgeheule und dem nachziehenden "Gummibandeffekt"

Wenn man hier einfach mal Ø 5.000 Umdrehungen annimmt kommt man auf 150.000 Minuten x 5.000 1/min = 750.000.000.(750 Millionen!) Umdrehungen gesamt. Holla die Waldfee

Der Kolben ist dann also 1,5 Milliarden mal die Zylinderwand rauf und wieder runtergeschossen.

Das macht bei 57,8mm Hub 86.700.000.000 Millimeter Weg. Übersichtlicher sind das 86.700 Kilometer Weg

Mach´ ich da einen Denk / Rechenfehler? Kann das sein?

Da.h. der Kolben selbst hat fast den gleichen Weg zurückgelegt wie das ganze Fahrzeug?

Stahl auf Stahl, mit teilweise hohen seitlichen Kräften, die da auftreten.

Also wenn das jetzt nicht grundlegend falsch ist um so erstaunlicher, was technisch selbst bei solchen Brot - und Butter Maschinchen möglich ist

Ciao
Alex

 

[ginfizz]

Der Kolben ist dann also 1,5 Milliarden mal die Zylinderwand rauf und wieder runtergeschossen.

Ich denke es sind 750Mio rauf & 750Mio runter.

 

[on2wheels]

Sodele,

hi ginfizz, sehe da den Widerspruch nicht?

750 Mio rauf+ 750 Mio runter = 1,5 Mia. rauf und runter

Ciao
Alex

 

[ginfizz]

Ich sehe 750 Mio rauf und runter.
Mit 1,5 Mrd, so sehe ich es, verdoppelst du das nochmal
1 Umdrehung, 1x rauf, 1x runter
Vielleicht nur eine Sache des Ausdrucks

 

[Biker-Gina]

Eine echte Leistung für deinen Roller.
Und die Durchschnittsgeschwindigkeit ist doch nicht schlecht?
Du kommst vorwärts und siehst viel.
Echt chilliges Reisen.

Weiter so!

 

[Hansemann]

Die SH gelten ja als sehr verbrauchsgünstig. Hast Du das auch so festgestellt?

 

[Teneric]

Gratuliere zu der runden Zahl! Und für die super Ausflüge und Reisen einen .

Ich denke, dass wenn die Roller von etlichen ihrer Besitzer anständig behandelt und nicht als "Verlegenheitskauf" gesehen würden, gäbe es noch viel mehr solcher "Bonsai-Ableger". Zweifle gar nicht daran, dass - speziell die Japaner - altersbeständige Produkte liefern. Sehe viele Roller (bei uns Scooter genannt) in Garagen rumgammeln, weil man sich irgendwann ein zweites Auto leisten konnte oder auf Elektrofahrrad umgestiegen ist. Und wenn die "Kids" sich der Sache annehmen, dann hält das Ding nicht lange.

 

[wohi]

Gratulation zu der Laufleistung.

Ich fahre auch einen SH150 (das neue Modell) und finde den für Kurzstrecken wirklich optimal.
Praktisch, sparsam (bei mir 2,5 l/100km) und für Kurzstrecken für mich auch ausreichend motorisiert.
Als Tourenfahrzeug wäre er für mich aber eher nichts.

 

[Christian S]

Gratulation, aber bei den Bremsbelägen wäre schon noch a bisserl was gegangen :-)

Und da fällt mir noch ein:
Vor vielen Jahren ergab sich in einer italienischen Bar einmal ein Gespräch mit einem älteren Rollerfahrer, welcher schon etwas mitgenommen aussah (in erster Linie der Roller, der Fahrer auch a bisserl)

Der Roller war uralt, und er fuhr mit dem Teil seit Jahrzehnten zu Arbeit, wohl über 25 km einfach.
Der Roller sei 370.000 km gelaufen, wohl aber inzwischen mit dem 3. Motor.

Fazit: Man muss nur immer weiterfahren :-)

 

[moubeli]

Für solch einen kleinen und drehzahlhungrigen Roller empfinde ich die Kilometerleistung als wirklich beeindruckend.
Viele weitaus größere Einzylinder schaffen das nicht.
Dafür jedoch die wirklich dicken Roller. Über die Jahre habe ich einige 650er Burgman mit > 100.000 Kilometern und mehr gesehen.
Aber 150er und dann mit dieser Wartungs- und Defekt-Historie?
Das ist echt super.

 

[SQ18]

So wie der ausschaut kann man den nächstes Jahr mit 10.000km auf der Uhr noch gut verkaufen - Roller von der Frau, kaum gefahren...

 

[on2wheels]

Ich sehe 750 Mio rauf und runter.
Mit 1,5 Mrd, so sehe ich es, verdoppelst du das nochmal
1 Umdrehung, 1x rauf, 1x runter
Vielleicht nur eine Sache des Ausdrucks

Sodele, absolut eher eine sprachliche Sache.
Wollte nur zum Ausdruck bringen, daß der Hub im Gesamten halt 1,5 Milliarden mal zurückgelegt wurde und sich damit der - natürlich sehr theoretische - Gesamtweg ermitteln lässt.
Ciao
Alex

 

[ginfizz]

Mir war schon klar worauf du hinaus willst.
Ob 750 Mio oder 1,5 MRD, ich denke der Leser muss selbst über die rechnerische Klippe gehen.

 

[on2wheels]

Die SH gelten ja als sehr verbrauchsgünstig. Hast Du das auch so festgestellt?

Sodele,

Hansemann, ich habe noch das ältere Modell.

2,5 Liter ist der Minimalverbrauch bei vorsichtiger Fahrweise. Im Schnitt um die 2,8 Liter.

Honda hat schon vor Jahren die eSP - Motoren entwickelt, unten technische Details.
Die haben 150. Mio Supercubs auf die Strasse gebracht, denke mal denen macht bei Kleinmotoren weltweit keiner was vor.

Der Fokus der Konstruktion lag auf Leichtlauf und damit der Reduzierung innerer Reibungsverluste. Dazu tragen etliche konstruktive Kniffe bei. Eine moderne Konstruktion kennzeichnet die Zylinderlaufbuchse. Deren Aussenseite ist nicht glatt, sondern „stachelig“ ausgeführt. Dank der so vergrösserten Oberfläche wird die Wärmeableitung zur Kühlflüssigkeit verbessert. Zusätzlich ist der Zylinder im Verhältnis zur Kurbelwelle versetzt, wodurch die Reibung des Kolbens an der Zylinderwand besser verteilt wird. All diese Massnahmen reduzieren auf lange Sicht den Verschleiss sowie damit möglichen Ölverbrauch, was mithin der Lebensdauer, dem Verbrauch und den Emissionswerten zu Gute kommt.

Im Ventiltrieb kommen nadelgelagerte Rollenkipphebel zum Einsatz. Auf Einlass- und Auslass-Seite findet sich je ein Nadellager zwischen Kipphebel und Kipphebelachse. Die Kipphebel gleiten dazu reibungsmindernd mittels eines Rollenabnehmers über die Nockenwelle. Leichte Ventile reduzieren die bewegten Massen, was wiederum erlaubt, die Ventilfederkräfte in Verbindung mit angepassten Nockenprofilen gering zu halten.

Der Wasserkühler ist längs in Fahrtrichtung auf der rechten Seite platziert. Dank optimierter Kühlleistung reicht ein verkleinerter Lüfter aus. Reduzierte Ölpansch-Verluste und eine vergleichsweise geringe Getriebeölmenge tragen zu optimiertem Leichtlauf bei. In Getriebe und Antrieb wurden Zahnräder und Lager kleiner dimensioniert, was zu optimierten Leichtlaufeigenschaften beiträgt.

Technisch bemerkenswert ist die Lichtmaschine, deren bürstenloser Rotor doppelt gewickelt ist und so gleichzeitig als E-Starter fungiert. Dies sorgt für ungewöhnliche Geschmeidigkeit bei der Inbetriebnahme. Weiterhin trägt ein automatischer Dekompressions-Mechanismus zu bestem Startverhalten bei.

Der ohnehin genügsame Benzinverbrauch wird durch eine Start-Stopp Automatik weiter reduziert. Nach drei Sekunden Leerlauf im Stand schaltet das Triebwerk vorübergehend selbst ab. Danach genügt ein Dreh am Gasgriff, um den Motor wieder zum Laufen zu erwecken, ohne dazu den Elektrostarter betätigen zu müssen. Die Start-Stopp Automatik, die über einen Schalter am Lenker deaktiviert werden kann, trägt an Ampeln sowie im Stopp-and-Go-Verkehr dazu bei, den Benzinverbrauch um etwa fünf Prozent zu senken.


So eine aktuelle 125er kann sicher mit 2,2 Litern gefahren werden, ein wenig geht bei Rollern natürlich auch in die Vario.

Ciao
Alex

 

[on2wheels]

So wie der ausschaut kann man den nächstes Jahr mit 10.000km auf der Uhr noch gut verkaufen - Roller von der Frau, kaum gefahren...

Sodele,

ja, diese gewinnbringende Idee hatte ich auch schon im Kopf

Aber selbstredend nicht ernst gemeint.

Erstens viel zu "stolz" auf die Laufleistung.

Zweitens wird jetzt weitergefahren, bis was Größeres passiert.

Hatte schon öfter einen Neukauf im Hinterkopf.
Noch sparsamer, mit ABS, LED / Tagfahrlicht, alles besser, schöner, smarter.

Oder vielleicht doch eine sexy Vespa GTS300, hatte ich auch schon für einen Tag gemietet und viel Spaß dabei

Aber nope, das Ding ist mir - es klingt eventuell bescheuert - mittlerweile echt ans Herz gewachsen.
An diesen Punkt komme ich nie mehr hin, vielleicht nicht mal mehr mit einem Motorrad (OK, V85TT steht jetzt bei 20k )

Mal schaun wie es weitergeht.

Ciao
Alex