Ich find die Diskussion hier richtig spannend, habe mehrere für mich interessante Argumentationen und nur einen einzigen verbalen Ausrutscher wahrgenommen. Gefällt mir ganz ausgesprochen gut.
Ich finde allerdings, dass die Diskussion nicht so ganz viel mit dem anfangs verlinkten Text zu tun hat.
Was heisst denn hier "gleichgestellt"? Von all den hier offenbar präsenten Meistern., Ings, masters of the Universe und so hätte ich mir gewünscht, vor einer Kontroverse erst einmnal die Begriffsklärung abzuhandeln. Redet ihr wirklich vom Gleichen? Auf welcher Ebene und in welchem Blickwinkel sind denn Bachelor und meister gleichgestellt?
Mehrfach richtig gesagt wurde ja, dass ein direkter vergleich zwischen den beiden professionen nicht möglich ist. Und wenn das so ist (daran zweifelt wohl kaum jemand), dann darf man durchaus davon ausgehen, dass dies auch nicht Sinn der Übung ist.
Was bleibt also? Man hat sowohl im eher praktisch/ handwerklich fokussierten als auch im akademischen Bildungszweig Ausbildungsnieveaus gesucht, die jeweils einen gewissen Meilenstein in "ihrer" Berufskarriere bedeuten. Damit werden Zugangsmöglichkeiten zu nächsthöheren Bildungsangeboten eröffnet, was ich unterstütze.
Mein eigenes Diplom, ganz altmodisch an einer dt. Universität erworben, ist heute natürlich auch ein Master. Und mein Vordiplom war zumindest direkt nach der Einführung des neuen Systems 1:1 der Bachelor.
ICH lese die Einstufung so: Einem Meister mit abgeschlossener Prüfung ist ungefähr das gleiche intellektuelle Niveau abzuverlangen wie einem Bachelor. Wieder verbietet sich ein direkter Vergleich! Eine meisterprüfung, auch im theoretischen bereich, wird kaum ein Bachelor schaffen. Der aus dem TV sicher nicht, der geile Bock!
Und nur sehr wenige Meister der Sanitärbaukunst (nur ein Beispiel) werden viel Freude am Masterstudiengang Erwachsenenbildung (auch nur ein Beispiel, weil ich mich da auskenne) haben. Fachlich leben beide in völlig unterschiedlichen Welten.
Aber: Beide sollten mit ihren bis dato erarbeiteten Skills in der Lage sein, ein weiterführendes STudium zu bewältigen. Was man eben von einem gesellen noch nicht erwarten sollte. insofern finde ich da den Meister völlig logisch.
Für mich als Erwachsenenbildner ist dies eine leichte (!) Orientierungshilfe, wie ich einen Kurs oder eine Vorlesung anlegen muss, wenn ich einmal eine entsprechend bunt gemischte Lerngruppe bekäme. Was dennoch schwierig genug sein dürfte, wenn es darum geht, die lernsituation zu gestalten.
Also, ich behaupte einfach mal, hier wird niemand gehoolfen, der mit seinem Job irgend ein Problem hat und Bedarf sieht, sich mit anderen zu messen. "Besser" oder "schlechter" bleibt auch 2012 absolut subjektiv und unwissenschaftlich. Sorry
Und für die hochnäsigen Akademiker (die gibts) werden handwerker immer mehr oder weniger qualifizierte Proleten bleiben, während ein noch so vernünftiger Akademiker keine Chance hat, vor einem stocksturen Handwerksmeister Gnade zu finden. Die Verbissenen beider Genres sind resistent gegen allzu störende Realitäten
Ob diese neue Klassierung nun wirklich viel bringt, wage ich zu bezweifeln. Aber eine grosse Veränderung hat sie ausserhalb der Lernräume in meinen Augen nicht gebracht. Eine gesellschaftliche Veränderung wird dies jedenfalls nicht hervorrufen. Da bin ich mir sicher.