Nun, ich weiß ja nicht ... bei aller Liebe zur Cult-Marke Harley ... wenn ich mir (als objektiver Randbeobachter - denn diese Bikes lösen bei mir Null Emotionen aus) die letzten Direktvergleichstests zwischen den aktuellen Harleys und den entsprechenden japanischen oder englischen Pendants in erinnerung rufe, dann konnten die Amis grundsätzlich keinen Stich machen. (gab doch gerade wieder einen Vergleich in einer der großen Zeitschriften)
Ob es nun Motor, Fahrwerk, Bremsen oder Verabeitung waren, sie verloren in jeden einzelnen Vergleich. Dass sie doch noch gekauft werden, kann dann wohl nur auf Grund des Cultstatus sein.
Genau da liegt doch aber das Problem.
Bei Dir löst Harley keine Emotionen aus, bei mir dagegen schon ('ne R69S allerdings auch), dafür keine GS (wiewohl es technisch absolut gute Mopeds sind).
Den Testern traue ich grad so weit, wie ich sie sehen kann (deutlich nur wenige Zentimeter, wenn ich das linke Auge zukneife

, auf dem rechten bin ich kurzsichtig

), die kommen doch gemeinhin alle von glattgebügelten Straßen-(Renn-)Maschinen. Setz eingefleischte Chopperfahrer drauf, und die werden Dir erklären, daß eine F4 ein absolut geiles Moped ist (oder 'ne S1000RR, und sie hätten für beide auch meinen Beifall), daß das aber kein Mensch braucht und die HD xxx oder 'ne Voxan oder Guzzi oder Royal Enfield oder... viel mehr rüber bringt u. deswg. den Test gewinnt (sagte doch vor Jahren ein Freund mit damals Harley Bj.'95 Evo Springer u. neuerer BMW R1x00RT zu mir: "Die BMW ist einfach geil. Setz ich mich drauf, fahr H-München, steig ab und trink 'nen Kaffee bei BMW. Setz mich wieder drauf und fahr zurück. Komme an und bin nicht mal richtig geschafft.
Aber, mal ehrlich, da hätte ich mich für die Tour doch auch gleich in's Auto setzen können".
Die Harley hat immer er noch, die hat inzw. >180k auf der Uhr

).
Wenn ich im Kopf habe, das 45m der Bremsweg aus 100km/h sind, stellt das für mich kein Problem dar. Nur für den Reiskochertester, der glaubt, mit Kugelschreiber- oder Tastaturgestählten Zeigefingern eine 300++kg Maschine zum Stoppie bewegen zu können (<= 39m Bremsweg), ist das ein echtes Problem. Sorry, aber falscher Ansatz

, wobei einfacher Ersatz der stumpfen Harley-Bremsklötze in den aktuellen Brembosätteln (bevor sich da ein dumpfer Amibremser vorwärts überschlägt

und HD verklagt) und Einsatz haftfähiger Reifen anstelle von lebensdaueroptimierten solchen -Dunlop Holzreifen, anderes geht in Amiland nicht, und wenig kosten muss es auch noch

- auch der 300++kg Maschine zu guten bis sehr guten Bremswegen verhilft, aber das war nat. nicht Sinn der Tests. Exzellente Bremsleistungen sind im (Harleyherkunfts-)Land der "55/80 miles per hour" Speedlimit sowieso eher für die Katz.
Über Zuverlässigkeit muss man nicht reden, die ist gegeben. Serviceintervalle von 8k/1x p.a., geringe Kosten wg. nur geringer Wartungserfordernis...(Hydrostößel, elektron. Zündung, Einspritzer seit 2000...) (da gibt's gewisse frühlingsleuchtfarbene Reiskocher, die wollen alle 4k eine Wartung mit aufwendiger Ventilspieleinstellung und neuer Ölfüllung... zumindest letzteres eine Dreistigkeit unter Umweltgesichtspunkten).
Aber nochmal:
Egal welcher Hersteller welche Nische ausfüllt: In dem Augenblick, in dem dieser Hersteller verschwindet, verringern sich für uns alle die Wahlmöglichkeiten (egal ob mit o. o. Emotionen).
Und, egal welcher der Großen letztendlich übrig bleibt (ob BMW, Honda, Yamaha, Suzuki, Kawa ...): ICH möchte mir nicht!, von keiner der genannten oder irgendeiner anderen Firma, vorschreiben lassen, welches Motorrad ich zu fahren habe.
Punkt!
Ausrufungszeichen!

Und es ist mir ziemlich egal, welcher Tester welches Motorrad als allein gut/geeignet befindet. Wenn jemand 'ne Honda Dax als für sich selbst ausreichend befindet, ist das i.O. Meint er, 'ne Brutale oder 888 oder S1000RR ist das einzig seeligmachende, ist das auch i.O.
Nur, wenn mir jemand vorschreibt (der, der übrig geblieben ist), welches Moped (Auto...) ich fahren soll, weil's aktuell (der Vorstand hat so entschieden) ist oder das einzig hergestellte Modell, dann empfinde ich das als überhaupt nicht mehr i.O.
Insofern ist das Verschwinden jedes einzelnen (Nischen-)Herstellers äußerst bedauerlich.
Grüße
Uli
p.s.
Harley wird nicht verschwinden

(und ich warte immer noch auf die BMW-Lowrider. Auch wenn die bei jedem Hardcore Geländetest durchfällt und von jedem GS-Fahrer ein vernichtendes Urteil bzgl. Geländetauglichkeit/Tauglichkeit an sich bekommt)
p.p.s.
Im Fall von Buell haben wir's darüber hinaus auch noch mit einer Marke zu tun, hinter der ein echter, lebender Mensch steht (u.a. mit seinem Namen!). Dessen Lebenswerk wird gerade platt gemacht, zugunsten von Aktionären, die zumeist wohl kaum selber Motorrad fahren. Erik wäre sicher glücklicher, wenn er eine Miniproduktion in der heimischen Garage aufrecht erhalten könnte (mit gerade genug Geld, um über die Runden zu kommen, aber immer mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft im Kopf), als mit der jetzigen Situation, in der er gar nichts gegen die Entscheidung der profitorientierten Vorstände machen kann (die auch, gegen seinen Willen -wie aus gut unterrichteten Kreisen verlautet-, die Entscheidung zugunsten der fast unverkaufbaren wassergekühlten Modelle getroffen haben).