Leute, Leute, Leute, hier ist aber bei einigen die Bereitschaft wirklich groß, sich über den ADAC aufzuregen, das kenne ich ja sonst nur bei Nicht-BMW-Fahrern, wenn sie im Strahl über die GS k..zen;-)
Ich erzähl' euch mal eine Geschichte aus meiner wilden Jugend, dann versteht ihr vielleicht besser, was da gerade passiert ist:
In den frühen 90ern war ich bei einer Fotozeitschrift, die hatten damals eine gedruckte Auflage von 75.000 Stück im Monat. Wir waren damit die Nummer 2 im Markt, der Marktführer hatte 80.000 bis 85.000 Stück Auflage. Diese Marktführerschaft war damals sehr wichtig, weil es viele Mediaagenturen (Agenturen, die für Anzeigenkampagnen die richtigen Platzierungen aussuchen und die Anzeigenbuchungen verwalten) gab, die nach dem Motto buchten: "Alles beim Marktführer" oder "Wir belegen den Marktführer und die Nummer 2" Plötzlich kam ein etwas windiger Verlag und brachte die Lizenzausgabe der französischen "Photo" auf den Markt - mit einer Auflage von 115.000 Stück im Monat(!). Wir wussten, dass das gelogen war, aber unter Verlagsmanagern pisst man sich nicht gegenseitig ans Bein, weil man auch nicht will, dass der eigene Laden zu sehr unter die Lupe genommen wird. "Photo" bekam dann sehr schnell ein paar sehr schöne Druckaufträge. Bis eines Tages Nikon eine Beilage schaltete. Beilagen werden oft nicht von der Druckerei gedruckt, die die Zeitung selbst druckt, sondern von irgendeiner anderen Druckerei. Sie werden dann auf einer Palette (oder mehreren je nach Umfang der Lieferung) direkt in die Druckerei geschickt, die die Zeitschrift druckt, und dort dann automatisch beigelegt. Also, Nikon wollte, dass in jeder der angeblich 115.000 Exemplare der "Photo" ein Nikon-Prospekt eingedruckt wurde. Also haben sie 115.000 Prospekte plus ein paar tausend an die Druckerei geschickt. Die haben dann in jedes Heft einen Prospekt gelegt, und als sie fertig waren, waren noch 105.000 Prospekte übrig. Ein paar tausend hätten sie einfach weggeschmissen, aber 105.000 Prospekte, das kam der Druckerei doch spanisch vor - also haben sie sie an Nikon zurückgeschickt, und Nikon wusste, dass der Verlag in der Auflage um den Faktor 10 beschissen hat. Oops. Nach sechs Wochen war "Photo" in Deutschland vom Markt.
Der ADAC hat angeblich 19 Millionen Mitglieder, das können sie vermutlich auch beweisen, denn es stehen entsprechende Einnahmen in den Büchern. Auch die Menge der ausgelieferten "Motorwelt"-Exemplare ist nachzuvollziehen, schließlich kriegt jeder Kundenhaushalt eine. Allerdings ist nur sehr schwer zu beweisen, wie viele von den Heften tatsächlich gelesen und nicht einfach weggeschmissen werden. Und da kommt Ramstetter ins Spiel. Wenn er es bei 16 Mio. verbreiteter Auflage und einem mit großem Aplomb veranstalteten Wettbewerb nicht schafft, mehr als 70.000 Leute zur Teilnahme zu bewegen, dann sind das ungefähr zwei, drei Promlle. Das sieht dann schwer danach aus, dass der ADAC als Organisation den meisten Leuten am Arsch vorbei geht und dass auch das Mitgliederblatt nicht gelesen wird - ein verheerendes Signal an alle ADAC-Werbekunden.
Es wäre an Ramstetter gewesen, die Motorwelt so interessant zu machen, dass sie mehr gelesen wird. Aber der Mann ist 60, macht den Job seit über 15 Jahren und hat vielleicht den Zug der Zeit nicht mitbekommen. Also fälscht er die Teilnehmerzahlen, um eine Bedeutung vorzutäuschen, die er nicht hat.