Ok, ich möchte noch einmal die Gelegenheit nutzen (hab ich schon an anderer Stelle mal anklingen lassen), ein paar meiner Gedanken zum Thema "Gang einlegen" ("King Klong") zu äußern.
Dazu möchte ich etwas ausholen; es wird "überschaubar technisch":
Nach meiner Ansicht liegt der Handlingvorteil des Boxermotors nicht im tiefen Schwerpunkt (hat er nämlich seit den 4Ventilern nicht wirklich), sondern durch die längsrotierende Kurbelwelle (KW). Bei den ölluftgekühlten Boxern hat das einen linearen Kraftverlauf zur Folge; das heißt, dass KW und Getriebeeingangswelle fluchtig sind. Getrennt werden diese durch eine Einscheibentrockenkupplung. Wenn der Motor also im Leerlauf mit 1.100 u/min dreht, dann die Getriebeeingangswelle ebenso mit 1.100 u/min.
Bei (fast) allen anderen Motorenkonzepten rotiert die KW quer zur Fahrtrichtung. Auf dem KW-Ende sitzt ein kleines Zahnrad, welches den größeren Mehrscheiben-Kupplungskorb (auf Fotos kann man immer gut die Außenverzahnung sehen) antreibt. Dieser Primärantrieb bildet also eine "Übersetzung ins Kleine". Das bedeutet, wenn der Motor eine Leerlaufdrehzahl von beispielsweise 1.000 u/min hat und die Übersetzung 4:1 wäre, dann rotiert die Getriebeeingangswelle nur mit 250 u/min. Die Drehzahlunterschiede beim schalten sind dann natürlich auch nur 1/4 von der Drehzahlmesseranzeige. Deshalb benötigen diese Getriebe keine Synchronringe wie z.B. PKW.
Die Boxermotoren haben also konstruktionsbedingt ein "hochdrehendes Getriebe".
Kupplung und Getriebe sind jedoch 2 eigene Baugruppen. Bei den Kupplungen gibt es die für uns wichtigen Arten "Einscheibentrockenkupplung" und "Mehrscheibenkupplung im Ölbad".
Wenn eine Einscheibenkupplung betätigt wird, dann trennt sie den Kraftfluss zuverlässig! Eine Mehrscheibenkupplung im Ölbad dagegen nicht, weil die Kupplungsscheiben sich im/mit Öl verkleben/festsaugen; sie brauchen also erst ein gewisses Losbrechmoment (kann man auch beim schieben feststellen, wenn Motor aus, Gang drin und Kupplung gezogen).
Und jetzt endlich zur Praxis:
Bei den ölluftgekühlten Boxern mit Einscheibentrockenkupplung einfach zwischen "Kupplung ziehen" und "Gang einlegen" der Getriebewelle eine Gedenksekunde Zeit geben zum ausrotieren (hochdrehendes Getriebe). Sollte man zu lange gewartet haben und die Welle zum Stillstand gekommen sein und der Gang nicht reingehen, weil Klaue auf Klaue steht: Kein Problem, den Schalthebel herunter gedrückt halten und laaangsam die Kupplung bis zum Schleifpunkt kommen lassen .... und voila, der Gang geht völlig geräuschlos rein!
Wer es nicht hinbekommt: ich führe es seeehr gerne persönlich praktisch vor!
Bei den Mehrscheibenkupplungen im Ölbad sieht es anders aus. Da ist der Schaltschlag nicht/kaum zu vermeiden; bei dem einen Typ mehr, beim anderen weniger. Und die LC's haben ja auch eine Mehrscheibenkupplung im Ölbad! Denn ich denke, das primäre Entwicklungsziel der LC's war, bei gleichem Radstand eine längere Schwinge zu realisieren (denn lange Schwinge fördert Traktion; kann man bei Rollern seeehr gut erFAHREN). Durch die lange Motor-/Kupplung-/Getriebeeinheit bei den Ölluftgekühlten ist eine lange Schwinge wie z.B. bei der 1200 Super Tenere oder eben bei den LC's nicht realisierbar.
Ich mach es deshalb so, wie es auch Lederkombi oben beschrieben hat: bei Motor aus Gang rein, Kupplung ziehen, starten, losfahren!