Ketsch, Stella Alpina, Nizza, Juli 2023. Eine Tor-Tour mit ein Dutzend Schrecken, doch am Ende wird alles gut...

Diskutiere Ketsch, Stella Alpina, Nizza, Juli 2023. Eine Tor-Tour mit ein Dutzend Schrecken, doch am Ende wird alles gut... im Touren- & Reiseberichte Forum im Bereich Unterwegs; Ich war auch schon öfters in dieser Ecke.Frankreich immer wieder schön, aber auch Italien. Wenn ich in Susa bin gehe ich immer im Zentrum Caffee...
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Ich war auch schon öfters in dieser Ecke.Frankreich immer wieder schön, aber auch Italien. Wenn ich in Susa bin gehe ich immer im Zentrum Caffee trinken und feines Süßzeug essen. Oben auf dem Finestre habe ich einen schönen Platz zum Wildcampen abgespeichert den ich immer wieder gerne besuche. Dort hat man einen Schönen Blick ins Tal.
Bei Bächen oder Flüssen zu Campieren hab ichs nicht so, ist mir meistens zu laut. Gehe lieber soweit möglich nach Oben. So ist halt jeder Jäck anders. Du hast halt den Vorteil der besseren Körperpflege :bounce:

Ich war mal in der Gegend mit einem Geologen, der auch ne BMW fährt. Erstaunlich was der mir bei jeder Pause über die Felsformationen erzählte, entstehung usw, warum da jetzt ein Tal ist wie das entstanden ist. Geschichten über die Verwerfungen und warum die so Aussehen. Sehr Eindrucksvoll.
Dieses Jahr gehts mit Sicherheit auch wieder dort hin.

Schön das du die Zeit alleine zu reisen so genießen kannst. Mach weiter so.
 
Jungfux

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Das alleine Reisen als erfüllend zu empfinden, ist echt mein großes Glück. War ja vor ein paar Jahren zum ersten Mal mit einem langjährigen Freund - der mich zu BMW-Motorrädern gebracht hat - auf einer Motorradreise in die Region um Susa. Aber den ganzen Tag sein Gequatsche über den Zucker, die Prostata, den Staub auf der Piste und der Schmutz am Mopet, die Ameisen und Wespen beim Frühstück... und jedes Mal, wenn wir einen Berg erklommen haben und ich die Aussicht genießen wollte, musste er gleich wieder runter, weil er sein Futter vergessen hat und Angst hat in den Unterzucker zu kommen. Nee Alter, ist drei Jahre her, aber wenn ich dran denke, kommt mir immer noch il vomito hoch. Der Typ hat mich geheilt. Grüße gehen raus.
Mit jemanden zu reisen, der auch interessante Dinge über die Erdgeschichte zu erzählen hat, das stelle ich mir natürlich sehr reizvoll vor. Das würde mir glaube ich auch gefallen.

Aber ich möchte es auch nicht verpassen hier den geistigen Schöpfer oder Inspirator meiner Art zu reisen zu nennen. Stefan Meitinger mit seinen Videos auf YT hat mich maßgeblich für diese Touren begeistert. Die Strecke aus seinem Video "Motorradabendteuer Westalpen" habe ich mir rausgeschrieben, auf der Landkarte verfolgt und auf meine Bedürfnisse angepasst und umgesetzt. Gerne würde ich auch solch schöne Videos von meinen Reisen und Lebenseinstellung drehen, aber noch kann ich es nichtund muss den Weg der Erzählung wählen. . Daher klingen mir auch einige Namen der Pässe so in den Ohren und lösen gigantisch Vorfreude aus.

Sitze gerade in meiner Küche mit der Karte auf dem Tisch und versuche die Rüchfahrt von Nice zu rekonstruieren. Also Nice, voll verstopfte Küstenstraße nach Monaco ist klar. Dann in Menton, kurz vor dem Hitzekoller, in die Berge abgebogen in Richtung Castillon. Irgendwo in dieser Gegend fand ich die Schraubergarage für meine Reparatur. Die Strecke führt weiter auf den Col de Braus, den ich natürlich mit neuer Bremsleitung voll raufgebraust bin. Über den Col de Brouis auf den C.d. Turini. Ab dem Punkt bin ich mir nicht mehr ganz klar, da ich in Erinnerung habe, noch auf der Bundesstraße N202 viel zu weit nach Westen gekommen zu sein, um dann wieder Richtung Norden in diese wunderschöne Landschaft mit den roten Felsen und den schmalen Schluchten zu gelangen. Aber irgendwie passt das auf der Landkarte nicht so ganz zusammen.
 
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AxelF

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Ich mag beides, aber tatsächlich ist alleinreisen nicht das Schlechteste. Man ist halt vollkommen frei in den Entscheidungen, ob man irgendwo länger bleibt, irgendwo schnell wieder weg will, oder eben die eine Sackgasse doch noch mal hochfährt.

Aber es gibt natürlich auch Zeiten, wo man gerne einen Ansprechpartner hätte oder eben den Moment teilen kann.
Vermutlich ist es wie immer - man will immer gerade das Gegenteilige!!!!
 
SRalf

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Wenn wir es in Sprichwörtern ausdrücken wollen, dann heißt es grad "gut Ding braucht weile"
Die Reaktionen entwickeln sich, jetzt sind einige tolle Beiträge gekommen.
Dein thread sah für mich eine Weile so aus, dass deine Beiträge nicht von ständigen Kommentaren unterbrochen werden. Entsprechend ist dann meine zurückhaltung, ohne dabei die Wertschätzung nicht zu vernachlässigen.
 
Torfschiffer

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Tja das große Thema Alleinreisen…. Ich finde es total klasse, wenn man das kann und daran Spaß hat.
Ich habe es vor ein paar Jahren mal ausprobiert - für mich ist gar nichts. Am dritten Abend habe ich mich mit meinem Motorrad unterhalten. Ich muss meine Erlebnisse mit jemandem zusammen erleben und teilen, sonst fehlt mir etwas. Aber für jemanden, der das nicht benötigt ist das sicherlich ein nochmal intensiveres Erlebnis der Reise.
Und wenn dann hinterher tolle Reiseberichte in Foren oder auf Homepages dabei rauskommen - umso besser!
Ein super Beispiel dafür ist mMn die Seite von Svenja www.svendura.de
 
hoechst

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MB Station im Boulevard Stalingrad heisst der Laden in Nizza. Kann mich noch gut dran erinnern, wenn man auf der Strasse Richtung Hafen schaut, sieht man häufig ein 20 stöckiges Kreuzfahrtschiff im Häuserausschnitt.
Mein Kollege aus Monaco geht da mit all seinen BMW's hin und ist sehr zufrieden, ich konnte bei ihm auch ein kleines Problem an der K11LT bei meiner Alpenrunde lösen. Ich durfte vor der Tür mit seinem erweiterten Werkzeug schrauben.

Danke für den spannenden Bericht, ich spüre praktisch alles hautnah.
 
philipp404

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Danke für den Bericht, schön zu lesen!

Noch ein Tipp zum Handy auch wenn er für dich dieses Mal wohl zu spät kommt: In solchen Situationen am besten einfach in den Flugmodus schalten, das spart in der Regel mehr Akku als es aus- und wieder einzuschalten
 
Juescho

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Tja das große Thema Alleinreisen…. Ich finde es total klasse, wenn man das kann und daran Spaß hat.
Ich habe es vor ein paar Jahren mal ausprobiert - für mich ist gar nichts. Am dritten Abend habe ich mich mit meinem Motorrad unterhalten.
Es kommt auf die Art und Weise des Alleinreisens an. Mit der Konsequenz wie der Kollege Jungfux das so betreibt muss man das wollen und vor allem können, meins ist das auch nicht. Das fängt beim campen an und hört beim waschen/duschen/Zähne putzen im Bach bei mir auf ... spätestens.
Dabei reise ich auch sehr, sehr gerne allen. Tagsüber alleine zu fahren und in alle Himmelsrichtungen frei, kurzfristig und ohne Abstimmung abzubiegen genieße ich ... auch von wann bis wann, inkl. Pausen.
Gegen Abend darf es dann aber gerne geselliger werden. Ob nun im Hotel, in einer gemütlichen Pension, oder auf einer südländisch belebten Piazza. Wichtig sind mir ein vernünftiges Bett und eine Dusche. Ein gutes Frühstück macht das Ganze angenehm, Abendessen im Haus nahezu perfekt.
In den besagten Herbergen hat man dann auch immer iwi Kontakt, mit anderen Gästen oder dem Personal, als Motorradfahrer sowieso. Das kann man dann aber wunderbar auf Distanz und/oder unverbindlich gestalten, ganz wie es die Situation oder der/die/das Gegenüber erfordert.
Dabei verneine ich Anfragen zur gemeinsamen Weiterreise oder Tagestour zu 99%, das müsste sich dann schon extrem sympathisch und sehr gut anfühlen.
 
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Jungfux

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Da ich aber immer am Morgen ein Bild vom Schlafplatz mache, ist klar, dass ich gestern noch bis nach Susa an meinen bekannten Schlafplatz gekommen bin. Das war ein ganz schönes Stück. Klar, nur ca. 300 km, aber mit Pausen am Bach, musizieren, Fotos machen, Kaffee schlotzen, ein langer Fahrtag. Mein HAG hat gut durchgehalten. Die Geräusche sind zwar gut hörbar, haben sich aber seit gestern nicht weiter verschlimmert. Zur Feier des Tages gibt es heute mal etwas ganz Besonderes zum Abendessen – nein keine Pizza – weiß gar nicht, ob ich das überhaupt überlebe.

Schaut hier, lecker Nudeln mit Muscheln. Mir geht es prima.
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Hallo AxelF,
da habe ich echt Glück, bei mir ist es voll stimmig alleine zu fahren. Alleine schon wegen der Fahrtgeschwindigkeit, mal will ich es krachen lassen, dann genieße ich total oder bleibe sogar stehen und schaue den Alpaccas zu. Jemanden zu finden, der den gleichen Rhythmus hat, geht gar nicht. Noch dazu kommt, dass ich ständig mit der Natur verbunden bin. Wem der Unterschied zwischen einsam und all-ein(s) fühlbar klar geworden ist, ist reich, da in Verbindung mit allem, was ist.

Hi Juescho, zum Zähneputzen habe ich immer ne Flasche Wasser übrig. Also Wasser aus dem Bach trinken oder zum Zähneputzen geht bei mir auch nicht. Und das große Geschäft immer im Caffee oder Ristorante - außer im Notfall, kommt aber sehr selten vor.

Tag Acht:
Susa, da bin ich wieder, Frühstück im Café am Platz, ganz relaxed den Tag einblenden, heute bleibe ich hier und mache mal garnix. Stadtbummel, mal mittags was Futtern gehen, Fußgängerzone erkunden, Sightseeing, ich wollte sogar in ein Museum, aber die konnte meinen 50 €-Schein nicht wechseln.
Dann halt nicht, Schicksal, hatte mich eh schon über mich selber gewundert.

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Oben lugt der Roccamelone über den Kamm, dort war ich auch schon mal mit dem Mopet, aber natürlich nicht bis zum Gipfel.

So schön ist es dort in der Kirche. Kann mir die großen Augen der Menschen früherer Zeiten gut vorstellen, bei so viel Schönheit.
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Das Schild wollte ich Euch noch zeigen. Das Fest ist immer zur Zeit der Stella Alpine.
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Wem die Anfahrt aber zu weit ist, kann ich das Brezelfest in Speyer empfehlen.
Das ist auch immer genau am 2. Juli-Wochende, wie ich heute bei einer Stadtführung erfahren habe.

Aber wie das so ist mit Plänen, jetzt bin ich hier und hier ist der geniale C.d. Finestre.
Den will ich noch einmal rauf fahren und oben ein paar Momente Musik spielen.
Die Fahrt reißt mich wieder in die andere Welt. Schon bei der asphaltierten Auffahrt bin ich im Race-Modus. Dann kommt das Schotterstück und ich lasse es weiter krachen. Gerade, Gas, Bodenwelle, Jump, Kehre und wieder Gas. Oben angekommen kann ich mein Glück nicht fassen. Sonnenschein, wenig Leute, netter Plausch mit einem Biker, der mein beladenes Krokodeel bewundert.

Oben am C.d. Finestre
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Die paar Meter den Berg noch hochlaufen lohnt sich auf jeden Fall.


Dort oben ist der Bunker, super Platz zum sitzen und diese Aussicht genießen.
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Kurven- und Pistentraum

Und jetzt weiß ich auch, wie man ihn richtig schreibt. Colle delle F., vielleicht merk ich´s mir.
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Man lebt nur einmal. Nein, sagte der kleine Hund, wir sterben nur einmal und leben jeden Tag.


Ich gehe das Stück zum Bunker hoch, setze mich auf dessen Dach, habe die totale Fernsicht und spiele mir ein paar relaxte Melodien. Hier kam mir auch die Erkenntnis, dass der Boden voll Thymian ist und es darum so wunderbar riecht. Irgendwann ist genug genossen und ich fahre wieder runter – auch nicht langsam.
Unten geht es ja dann wieder durch enge Straßen und die Entspannung wechselt schlagartig in so ne Art Schockstarre. Das HAG ist durch diese schätze mal 40 km so dermaßen laut geworden, dass ich erst mal nicht weiter weiß. Bin mir nicht mehr sicher, ob ich so die Strecke bis heim schaffe. Schöne Sch…. Vorbei die gute Laune, weiß nicht, was ich machen soll. Denke hin und her. Oh, wollte die Rückreise noch schön am Lac du Mt. Cenis vorbei, um dort ein paar Stunden den Murmeltieren zu zuschauen und die Gedanken treiben lassen. Gott bin ich bescheuert, das habe ich mir schön vergeitgt. Aber wer hätte ahnen können, dass das HAG so leidet. Naja, eigentlich schon, aber ...
Aber in der jetzigen Situation bin ich froh, wenn ich es morgen noch nach Turin bis zum Bahnhof schaffe. Aber was nehme ich dann mit dem Zug mit, was lasse ich am Bock. Grausame Gedanken, die mir echt die Urlaubslaune vermiesen. Mir wird schlecht, wenn ich mir vorstelle, mit voller Bikermontour, Helm, Zelt und noch ein paar Sachen bepackt im Zug zu sitzen mit anderen, fremden Leuten auf engstem Platz - so für mich schon eine Horrorvorstellung – aber noch dazu würde mein Monster alleine in einer fremden Stadt ungeschützt stehen müssen, sogar über Nacht. Meine Gefühle, die mich bei dabei überkommen würden, wenn ich im Zug sitzend, mich von meinem geliebten Krokodeel entfern und es sozusagen im Stich lasse, mag ich mir nicht vorstellen. Aber so wie das HAG klingt, scheint es keinen anderen Ausweg zu geben. Müsste dann am übernächsten Tag mit dem Mopetanhänger runter fahren und den Schrott abholen. Dazu kommt noch der Gedanke, was bleibt von einem Motorrad übrig, wenn es einen ganzen Tag und die Nacht unbewacht an einem Bahnhof steht. Die Gedanken lösen Schüttelfrost aus, bei 35° im Schatten. Mir ist schlecht. Vielleicht liegt es daran, dass ich gestern keine Pizza hatte??? Nee, Spass beiseite, die Lage ist wirklich ernst. Von dem Abend habe ich keine Fotos gemacht, das will schon was heißen.

Aufwachen im Zelt, baden, habe keinen Bock zu packen, nützt aber nix, ich will endlich wissen, ob und wie ich heim komme. Es ist gepackt, ich bin traurig wegen dem was vor mir liegt.
Stelle die Nachricht der Entscheidnug in meien Status: Mopet ist defekt, fahre mit der Bahn heim. Alles gut.
Fahre das Susa-Tal entlang Richtung Turin. Erinnerungen werden wach, als ich hier das erste Mal rein gefahren bin (damals mit dem Meckerspezi). Viele Gedanken gehen mir durch den Kopf, auch ausgelöst durch das mittlerweile sehr laute SCHRAPP; SCHRAPP; SCHRAPP, bei jeder Radumdrehung. Dann fange ich an zu rechnen. Das Kegelrad hat 11 Zähne, das Tellerrad 33. Ein Radumfang ist so ca. einen Meter. 700 km sind es bis heim. Wenn sich die Zähne jetzt bei jeder Berührung nur 1/1000 mm abnutzen, dann wären das ja bei 1000 Berührungen schon ein Millimeter. Nee, das ist zu viel, das klappt nicht. Noch 20 km bis Turin, dort geht es zum Bahnhof und dann Zugticket kaufen. Bin gespannt, was das kostet und wie das wird. Noch 10 km bis Turin. Mir fällt auf, dass sich die Geräusche bei einer Geschwindigkeit zwischen 80 – 90 Km/h nicht verschlimmern. Also weiter mit dieser Geschwindigkeit. Die Hänge, die die ganze Zeit grün waren, sind nun mit Häusern bebaut, die Fahrbahn ist mittlerweile zweispurig, es werden mehr Autos, es fängt an nach Zivilisation zu riechen (zu deutsch, es stinkt mach Mensch und Müll) die Häuser am Straßenrand werden höher. Oh, wie ich solche Städte hasse. Dort ist der Abzweig rechts Torino Centro, ich setze den Blinker, schaue nochmal auf das Schild: Rechts Torino, geradeaus Aosta 150 km. Dem inneren Reflex folgeng ziehe ich in letzter Sekunde den Lenker rum und bleibe auf der Strecke nach Aosta, krass.

Meine Gedanken: Angenommen, ich bleibe stehen und muss die Karre mit dem Hänger abholen, dann spare ich mir doch mit jedem Kilometer den ich weiter nach Hause schaffe, 2 km des Abholweges. Ok, wir probieren bis Aosta zu kommen. Gott ist das spannend.
Mir fällt der Spruch ein: Ein totes Pferd kannst Du nicht reiten. Aber noch ist es nicht ganz tot. Ein paar km nach dem Abzweig sehe ich dunkele Wolken vor direkt vor mir. Na sauber, das wird ja was heute. Kurz darauf schüttet es wie aus Kübeln und ich halte unter einer Autobahnbrücke an. Die Stimmung ist garnicht so schlecht, wie sie eigentlich sein könnte. Dann entdecke ich diese Ameisenautobahn.

Ameisenstraße auf dem Autobahnbrückepfosten

Der Guss war heftig und kurz. Was ein Glück. Weiter geht die Fahrt. Bin froh, als ich Aosta erreiche und die Geräusche zwar laut, aber nicht schlimmer geworden sind.

Der weiße Berg ist schon in Sicht
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Also weiter. Vor dem Tunnel durch den weißen Berg, fange ich nochmal an zu zittern. Wenn ich da drinnen liegen bleibe und geborgen werden muss, dürfte es teuer werden. Ich entscheide mich, nicht dort drin stecken zu bleiben und schaue da: Gott hatte den gleichen Plan mit mir. Drüben raus, wird das Wetter merklich wärmer.

Habe noch überlegt, ob ich ne Anhängerkupplung improvisieren kann...
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Klingt gut, wenn man sagen kann, ich wohne in der Schweiz.
Aber dort unten mitten drin wollte ich nie und nimmer wohnen. Never.
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Auch schön, immer weiter, immer weiter, jeder Km spart zwei Rückhol-Km. Irgendwann in der Schweiz wird schon Freiburg ausgeschildert und ich freu mich wie die Sau. Plötzlich steht sogar schon Karlsruhe auf den Schildern… Geil. Als ich aus der Schweiz raus bin, ist die Erleichterung riesengroß. Wenn noch was schief gehen sollte, könnte mich jetzt schon fast ein Freund mit einem Hänger abholen. Weiter und weiter geht die Fahrt. Naja, was soll ich sagen…?

Geniales Wetter und es wird immer wärmer, um so näher ich der Heimat komme.
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In Bruchsal tanke ich noch ein letztes Mal. Wäre jetzt zu blöde, wenn ich nach so einem Ritt wegen Spritmangel kurz vor daheim liegen bleibe. Genug der Worte. Es sei nur noch gesagt, dass ich es bis auf den letzten Km nicht glauben wollte, dass es noch klappt. Die Erleichterung und das Glücksgefühl waren gewaltig, als ich bei mir von der Autobahn runter bin… die letzten Km… und wohlbehalten angekommen.


Das Ende eines Traums. Ich war mit dem Krokodeel in Nizza... UND ZURÜCK!



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Wenn ich gemeinsame Ausfahrten bzw.Reisen die länger sind als 2 Tage mache, mach ich das in der Regel nur mit einer Handvoll guter Freunde die ich schon ewig kenne und wir wissen von einander das es Fahrerisch und Gesellschaftlich sehr gut harmoniert. Wir nächtigen dann gelegentlich aufm Campingplatz, aber auch öfters mal im Hotel. Hat alles vor und nachteile.
Wenn ich dann alleine Unterwegs bin, immer mit Zelt und öfters mal auf einen Campingplatz. Heute haben die auch oft was zum Futtern oder sogar ein Restaurant. Wenn man möchte bekommt ma da immer einen Gesprächspartner, auch wenn ma Fremdsprachentechnisch ein Dau ist so wie ich.
Gerne nehme ich auch mal Wildcamping in anspruch. Das ist nochmal eine ganze Ecke freier und Umweltverbundener. Natürlich ist man da ganz alleine und bekommt au nix zu futtern. Muss man also Planen. Aber irgendwo aufm Berg zu hocken und die Aussicht genießen mit nem Roten oder so, das hat man sonst fast nirgens. Das hat für mich schon fast etwas meditatives weil man nur sich selber hat. viele meiner freien Plätze habe ich auch als Favoriten aufm Navi so finde ich diese wenn ich in der Gegend bin.
Allerdings mehrere Tage hintereinander wollte ich das nun auch wieder nicht, Dusche etc. Ich mach das auch nicht wie Jungfux, dass ich Morgens Frühstück mache mit Kaffee etc. Ich nehme da keine Kochutensilien mit. Morgens waschen. zusammenpacken und ins nächste Dorf oder Städtle und dort wird in einer Bar Kaffee getrunken.Wenn nix zu futtern dort gibt gehe ich zum Bäcker, hol mir was und hock mich wieder in die Bar. So bekommt man auch mit wie die Leute dort Morgens so ticken. Sehr Interressant.

Wie man hier an den Beiträgen ja gut sieht, macht das jeder irgendwie anders. Ich denke das ist auch mit das Salz in der Suppe beim Motorradfahren, das man viele verschiedene Optionen hat.
 
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Wie man hier an den Beiträgen ja gut sieht, macht das jeder irgendwie anders. Ich denke das ist auch mit das Salz in der Suppe beim Motorradfahren, das man viele verschiedene Optionen hat.
So isses Klaus ... und manchmal entwickeln und verändern sich die persönlichen Vorlieben durch Erlebnisse und Erfahrungen ... vor allem mit zunehmendem Alter.
 
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... vor allem mit zunehmendem Alter.
Absolut. War das letzte Jahr mit knapp 60 zum ersten Mal richtig mit dem Zelt unterwegs. Hat mich begeistert. Dieses Jahr sind wieder ca. 10 Tage allein mit Zelt geplant. Diesmal nach Norwegen. Jetzt muss ich es nur noch schaffen, besser auf meine innere Stimme zu hören um gelassener durch die Gegend zu fahren. Letztes Jahr fühle ich mich immer irgendwie getrieben. Schon doof.

Diese offensichtliche Gelassenheit vom @Jungfux werde ich aber wohl nie erreichen. Dazu plane ich viel zu gerne...
 
Jungfux

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Stimmt, wie ging es weiter mit dem HAG?
Natürlich habe ich es zeitnah ausgebaut und zu einem Freund nach Bonn geschickt, der es mir vor 2 Jahren auf diese Untersetzung geändert hat.
Diagnose hat ergeben, dass es einen Lagerschaden hat. Hat also schon mal nix mit möglicher falscher Wartung zu tun und das bischen rumhüpsen, sollte es aushalten.
Dieser wurde behoben und wir haben uns auf einen fairen Preis geeinigt, denn die Laufleistung nach der Revision waren noch keine 10.000 km.


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Ich mag es nicht, im warmen Bettchen aufzuwachen, duschen, in den Spiegel schauen beim Zähe putzen. Das mach ich das ganze Jahr.
Frühstücksraum, Geräusche der anderen Leute, zu viel futtern, weil es so lecker ist und man Buffet bezahlt hat. Puh, alleine die Vorstellung.
Habe Essen und Spirituskocher an Bord. Dann zweites Frühstück und Abendessen im Caffee und Ristorante. Jeder wie er mag.
Habe jetzt sieben Kilo abgenommen, damit ich wieder in die Hocke komme, ohne zu platzen. Also damit ich von der Isomatte aufstehen kann.
Die Erfahrung, die ich brandaktuell in den 14 Tagen fasten oder Diät gemacht habe, war wieder so genial. Ich bin flink wie ein Wiesel, erledige Dinge, die ich schon sehr lange liegen gelassen habe und vor mir her schiebe. Nehme mal flott im Vorbeigehen einen Putzlappen in die Hand und wische was ab, das mich schon seit Wochen nervt. Bastel im Keller Projekte, die schon zum Teil ewig liegen. Überfluss und Sattheit ist für mich kein Luxus sondern erzeugt bei mir Trägheit. Klar, esse ich auch gerne und liebe den Genuss, aber das macht mich faul und träge. In so einer Woche, mit wenig Essen, bin ich total flott unterwegs und fühlt mich lebendig.
Bestes Beispiel dieser Reisebericht. Es ist kein Zufall, dass ich den genau in der Zeit der Diät geschrieben habe, denn durch das wenig Essen, bin ich wieder in die Energie gekommen.

Zuviel Luxus macht mich fett und dann werde ich träge.


Für mich ist das erste Frühstück aus der Kombüse ein so ein toller Start in den Tag.
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Noch ein paar Impressionen. Das ist paar Km unterhalb des Chatteau Q.
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Ganz zu Anfang der Tour
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Vielen Dank fürs mitnehmen,

Stefan
 
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Aber was nehme ich dann mit dem Zug mit ... aber noch dazu würde mein Monster alleine in einer fremden Stadt ungeschützt stehen müssen, sogar über Nacht.
Wie im weiteren Text zu lesen war, ging es ja doch noch ohne dies. Nicht daß es so aussieht wie_am_Flughafen_Malaga (wobei diese beiden wohl deutlich länger als ein Jahr dort standen).
 
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Ne schwatte, ne orange und ganz doll vermisse ich meine weiße...
Ein schöner Bericht! Danke Dir für das mitnehmen und teilhaben lassen. :daumen-hoch:

Ich kann das Faible für das alleine reisen gut verstehen und halte das ebenso. Eigentlich aber auch, weil ich in meinem Freundeskreis so gut wie keine Leute habe, die derlei Touren (auch meine sind immer anstrengend und ich komme auch immer leichter aus dem Urlaub zurück, als ich ihn begonnen habe) mitmachen würden oder überhaupt mal 2-3 Wochen für so etwas "frei bekommen".

Im letzten Jahr hatte ich aber mal großes Glück und haben ein tollen Tourenpartner hier im Forum gefunden.
 
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AxelF

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Habe mir letztes Jahr auch mal ein Zelt angeschafft (plus Sommer-Schlafsack usw.). Hatte irgendwie das Gefühl, dass man das mal zumindest ausprobiert haben sollte (außerhalb des Teenager-Zeltlagers vor gefühlt 100 Jahren).
Aber ob das wirklich passieren wird. kann ich nicht beurteilen :-(

Für mich ist Zeit mittlerweile das Hauptproblem - zumindest um sich wirklich treiben zu lassen und keinen Gedanken an "ich muß ja wieder zurück" zu verschwenden...
 
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Danke für deinen doch etwas anderen Reisebericht und für deine Offenheit.
Nach dem lesen freue ich mich schon kribbelig auf die kommenden Reisen dieses Jahr. Alleine und mit Freunden. Hotel und Camping beides hat seinen Reiz und seinen Platz.

Ich wünsche dir eine schöne und gesunde Motorradsaison und hoffe das von dir noch mehr solcher erfrischenden Reiseberichte kommen.
 
Thema:

Ketsch, Stella Alpina, Nizza, Juli 2023. Eine Tor-Tour mit ein Dutzend Schrecken, doch am Ende wird alles gut...

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