„Winterflucht“ von Frank „Panny“ Panthöfer, Bilder: Simone „Simon“ Dorner.
Eine Buchkritik
Ich habe die beiden Bände über die „Licht- und Schattenseiten einer Weltreise“ schon vor zwei Jahren als e-book gelesen und mich anfangs etwas schwer getan, weil ich Manches in den Büchern anders gelesen habe, als es bei Pannys MM – Vortrag, den ich davor geniessen durfte, rüber kam. Bei der „Winterflucht“ ist es umgekehrt.
Eine Buch“kritik“ ist nicht per se etwas Negatives, das zeigt die Tatsache, dass ich das Buch heute Mittag um 12 Uhr per Post bekam (Versanddauer bei Direktbestellung 1 Tag) und die 315 Seiten des wertig gestalteten Paperbacks acht Stunden später quasi "am Stück" „verschlungen“ hatte. Das liegt auch daran, dass sich – zumindest in meiner Wahrnehmung – der Schreibstil Panthöfers stark vom „Bericht“ zur spannend geschriebenen Reportage verändert hat. Das liebe ich.
Eine ultimative Lobhudelei wird es aber auch nicht, denn was zu meckern gibt es immer. Ich habe mir ein paar Stichworte notiert, zu einigen schreibe ich Panny persönlich, weil es persönlich ist.
Wo sind die Kanaren?
Es sei verziehen, dass er die Kanarischen Inseln „100km östlich“ von Tarfaya verortet, die Südspitze Fuerteventuras jedoch zwar korrekterweise auf demselben Breitengrad aber eben
westlich davon im Atlantik ist.
Das passiert beim engagierten Schreiben schnell und man liest es fünfmal Korrektur, ohne es zu merken. Ich kenne das aus meinen Reportagen.
Snowbirds
Was sich ein bißchen wie ein roter Faden durch das Buch zieht, ist eine gewisse Abneigung gegenüber den „snowbirds“, „Rentnern“ oder „ü60“, die ich nicht immer nachvollziehen kann, was vielleicht daran liegt, dass ich ü60 bin.
Aber auch innerhalb dieser Spezies gibt es nicht nur Leute, die beim Tanzen den Oberkörper bewegen, wie bei der geriatrischen Gymnastik, sondern die Figuren des Standard- und Lateintanzes beherrschen und noch einen Quickstep aufs Parkett legen, wenn manch Jüngerem längst die Puste ausgegangen ist.
Oder solche, die ihren Ruhestand für sportliche Aktivitäten und Ausdauertrainings nutzen und selbst bei kraftraubenden Pisten noch 10 Stunden im Sattel sitzen.
Und es gibt die, die beim sightseeing aus dem unüberholbaren WoMo die Straßen verstopfen und Ältere, die auf der Enduro dahinter hängen und die gesamte „weiße Flotte“ zum Teufel wünschen.
Graue Haare oder eine Platte sind kein Synonym für Senilität. Manche haben mit 35 eine Glatze und die ersten Strähnen schwach pigmentierter Kopfbehaarung. Der Autor trägt das Haar auch gerne offen.
„Hello my friend“
Sehr gut beschreibt „Panny“ Panthöfer die Mentalität der „Hello my friend“ – Nervensägen, die man nicht nur in Marokko, sondern auch in Ägypten, Tunesien oder der Türkei antrifft und manchmal am Liebsten in den Hintern treten will. Die Kunst der Abzocke ist weit verbreitet und da darf man ruhig mal deutlich werden, das wirkt nämlich.
Regen in der Westsahara ?
Ja. In der Regenzeit. Vornehmlich Dezember/Januar
Die „Kimmendusche“
Ist eine sinnvolle Erfindung und in vielen weiter entwickelten muslimischen Ländern zu finden, vornehmlich aber in „besseren“ Häusern mit höherem Standard. Hier gilt „learning by doing“ und ich wäre nicht traurig, wenn es diese WC’s in der einfachen und preiswerten Form hier zu kaufen gäbe.
Durchgeknallte Bus- oder Minibusfahrer
Sind bei den Arabern nicht selten. Wenn man dem Tod ins Auge blickt, weil Mahmoud mit 120 Sachen mit seinem Uralt Toyota, dessen Bremsen nur kreischen, aber nicht bremsen, durch den dichten Verkehr jongliert und nebenher telefoniert, hilft eine gewisse Lautstärke, auch in Verbindung mit dem F-Wort. Ist mir scheißegal, ob der mich deshalb als peniblen Deutschen ansieht. Der Idiot riskiert 10 Leben.
Nie hat man alles gesehen
Treffend formuliert und schlüssig begründet. Dazu muss ich nicht mal ins Ausland. Geht mir heimatnah zuweilen noch so.
Man merkt sicher, ich habe das Buch nicht überflogen, sondern aufmerksam gelesen.
Warum unbedingt kaufen?
Weil es sich lohnt.
Das ist mein
Fazit:
Spannend geschriebene Reisereportage mit hohem Abenteuerfaktor und nie langweilig. Gut gemacht auch die zahlreichen Überschriften zu jedem Ereignis, die auch Spannung generieren wie die „glühenden Drachenaugen“.
Leichte Abzüge in der B-Note wegen „Despektierlichkeit“ gegenüber den „snowbirds“ Die haben auch ihre Lebensleistung erbracht.
Bewertung: 4,8 von 5 Leser-Sternen
Frank Panthöfer „Winterflucht – eine Motorradreise durch Spanien, Portugal und Marokko“
Eigenverlag, 315 Seiten, Paperback, reichlich farbig bebildert. ISBN 978-3-00-060589-5, 19,95, versandkostenfrei direkt bei www.krad-vagabunden.de.
Erhältlich auch bei Amazon und im Buchhandel.