Man muss sich allerdings darüber im Klaren sein, dass eine Navigationsanwendung ein Telefon noch nicht zu einem Motorradnavi macht - Bedienbarkeit, Halterung, Helligkeit, Wasserfestigkeit ...
Ich hatte ja die von TomTom angekündigte Navi-App auch schon erwähnt. Sie ersetzt natürlich kein Motorrad-Navi. Ich habe mich ein paar Jahre lang mit einem Windows-Mobile-Smartphone mit TomTom Navigator drauf auf dem Motorrad herumgeschlagen und weiß, wovon ich rede. Allerdings kann in meinen Augen ein Smartphone in einer entsprechenden Halterung sehr wohl ein separates Navi
im Auto ersetzen. Man will für sein Handy ohnehin eine Ladehalterung, vieleicht auch eine Freisprechanlage, und dann ist die Kombination mit der Navi-Software wirklich nicht schlecht.
Als ich mich das letzte Mal drum gekümmert habe (was auch schon eine Weile her ist), hieß es, Garmin hätte es aufgegeben Software für Handys zu vekaufen, der Hersteller wolle lieber Komplettgeräte verkaufen. Ich hatte die TomTom-Mobile-Software hier aus dem Grund erwähnt, weil es eventuell ein Vorteil sein kann, wenn man im Auto und auf dem Motorrad das gleiche Navi-System fährt. Ein wichtiger Unterschied zwischen einem Auto- und einem Motorradnavi ist es ja, dass beim Motorrad die Routenplanungsfunktion ganz weit im Vordergrund steht. Auf dem Motorrad ist eigentlich immer der Weg das Ziel, während Auto-Navis unablässig darauf optimiert werden, den Fahrer möglichst schnell, sparsam und schonend von A nach B zu bringen. Ich gehe mal davon aus, dass man für TomTom geeignete Routen (also Files im *.itn-Format) auch auf ein Handy mit TomTom-App bekommen und dort abfahren kann, das heißt, man könnte die Routen, die man sich für das Mopped-Navi ausgetüftelt hat, auch im Auto benutzen. Das wäre ein kleiner Vorteil, mehr nicht.
Erwähnt wurde hier TomTom IQ. Ehrlich gesagt weiß ich nicht zu 100%, wie das genau funktioniert. Offenbar läuft das so ab, dass ich mich auf meinem Navi von A nach B navigieren lasse, und das Navi zeichnet auf, wann ich die Strecke gefahren bin und wie gut ich wo durchgekommen bin. Diese Informationen übertrage ich an TomTom, sobald ich mein Navi mit dem PC synchronisiere, um zum Beispiel Radarkamera- und Kartenupdates runterzuladen. Das machen dann außer mir noch ein paar Millionen andere Leute, und so ergibt sich für TomTom ein sehr detailliertes Bild über die praktische Verkehrsverteilung. Dazu muss man wissen, dass das Grundprinzip der Straßennavigation so abläuft, dass jede Straße in Abschnitte eingeteilt ist. In der digitalen Straßenkarte ist dann gespeichert:
- Wie lang ist der Abschnitt?
- Wohin kann ich fahren, wenn ich diesen Abschnitt durchfahren habe?
- Wie schnell kann ich auf diesem Abschnitt im Durchschnitt fahren?
Das sind natürlich, vor allem für Durchgangsstraßen, nur statistische Näherungswerte. Wer in München den Mittleren Ring kennt, der weiß, dass man dort an vielen Zeiten des Tages die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h problemlos fahren kann, aber in manchen Gegenden kommt man zu Spitzenzeiten kaum im Schrittempo voran. So wie ich IQ Routes verstanden habe, wollen sie diese Spitzenzeiten empirisch erfassen und daraus dann optimierte Routenvorschläge erarbeiten, die dazu führen, dass man eben zu neuralgischen Zeiten
nicht über die neuralgischen Ecken geleitet wird.
TomTom ist damit übrigens heftig in die Kritik geraten, weil sie in Holland die Bewegungsprofile an den Staat verkauft haben, der sie an die Polizei weitergegeben hat, die damit angeblich die Platzierung ihrer Radarfallen optimiert hat.
Bei meinem TomTom Rider II gibt es kein IQ Routes, aber angeblich unterstützt der Urban Rider das. Für den Betrieb auf dem Motorrad halte ich das für eher weniger wichtig, weil man dort ohnehin meistens seine Touren auf dem PC plant und dem Navi so wenig Freiheitsgrade lässt, dass es im Endeffekt gar nicht anders kann als einen dort entlangzurouten, wo man langfahren will.
Und: Die Telnahme an IQ Routes ist freiwillig. Wer ein entsprechendes Navi hat und der Übertragung seiner Routenprofile nicht zustimmt, nimmt nicht teil.