Lieber Simon,
alle 4 Helme habe ich selbst gefahren. Zuerst würde ich die Entscheidung zwischen Integral- und Klapphelm treffen. Fährst du lange Strecken oder eher kurz in die Stadt zum Café? Musst du den Helm oft abnehmen? Falls nein, würde ich zum Integralhelm raten. Weil die Klappmechanik entfällt, ist er leichter - und etwas sicherer. Auch kann weniger kaputtgehen, wenn die Klappmechanik schlicht nicht da ist.
Der Aventuro Carbon 2 wird zwar von Nexx hergestellt, ist aber völlig anders als der D1 - und viel besser. Er ist vollständig aus Carbon und deutlich leichter, zusätzlich weil die Sonnenblende fehlt. Das Tragegefühl ist für mich sehr gut. Jedes Detail ist von Touratech top durchdachtd, z.B. unten der Kunststoff unter dem Kinnabweiser und den Polstern. Da kann selbst bei langen Regenfahrten oder beim Helmabsetzen auf feuchter Unterlage nichts in die Polster ziehen.
Mit dem Visier hatte ich nach kurzer Zeit Probleme. Es wurde sehr schwergängig beim Öffnen. Touratech in Niedereschach hat es zu richten versucht, aber danach war es sehr leichtgängig und die zentrale Rastenase fasste nicht mehr. Ich fand nach langen Regenfahrten auch, dass, wenn man das Visier nur etwas öffnete, leicht von oben Wassertropfen auf die Pinlock-Scheibe liefen.
An Belüftungslöchern hast du sehr viel: 1 am Kinn, zwei über den Augenbrauen (die aber geöffnet bei Landstraßengeschwindigkeit Windgeräusche machen) und 3 oben am Kopf. Die Kinnbelüftung ist aber so konstruiert, dass der Luftstrom geradeaus auf den Mund durchgeht und ein Teil nach oben ans Visier. Das heißt, dass am Visier kein voller, starker Luftstrom zum Ent-Schlagen ankommt.
Um die Visierscheibe gegen getönt zu wechseln, musst du stets drei Knöpfe abmontieren - geht aber ganz gut. Sehr gut ist die Möglichkeit, den Sonnenschirm weiter nach vorne rauszuziehen, für Fahrten in der Abendsonne.
Den BMW GS Carbon habe ich seit drei Wochen. Es ist der luftigste von allen, weil hinter dem Kinnspoiler vor dem Wangenpolster ein deutlicher Luftschlitz ist. Bei Temperaturen um 0 wird es von unten deutlich zugig/frisch. Der Kinnriemen sitzt am weitesten hinten von allen anderen Modellen. Könnte dem einen oder anderen auf den Kehlkopf drücken. Die Visierscheibe hat eine solide Rastung, besser als beim Aventuro, aber nur in 4 Stufen und geht nicht so weit auf wie die anderen. Den Schirm kannst du bei BMW sehr schnell mit Schrauben, die Münzschlitze haben, anbauen und verstellen.
Die Scheibe spiegelt innen am meisten von allen Helmen, wenn du in hellem Licht fährst und insbesondere, wenn du mit Sonnenbrille und geschlossenem Visier fährst. Die Qualität ist super.
Schuberth E1 ist ein guter Klassiker. Aber die Schirmbefestigung ist eine Sache für sich. Mir ist es mehrfach passiert, dass sie sich auf der Autobahn gelockert hat und ich auf dem Pannenstreifen anhalten musste. Manche meinen, die Pinlock sitze so tief im Visier, dass der obere Rand störe.
Die Belüftung ist sehr gut und im Kinnbereich anders, offener, durchlässiger als beim Aventuro Mod gestaltet, m.E. bei Schuberth besser gelöst. Auch die Kopfbelüftung ist Spitze. Die Visierqualität ist hervorragend, kaum Spiegelungen. Die Pinlock-Scheibe kann man wegen dem Problem mit dem oberen Rand durch eine andere, größere ersetzen lassen. Den Kinnverschluß sollte man mit beiden Händen kräftig zudrücken, damit er wirklich komplett einrastet. Die Sonnenblende funktioniert tadellos. Ich fand den Helm verhältnismäßig schwer und insofern auf langen Etappen gegenüber den Carbon-Helmen etwas unvorteilhaft. Von der Paßform her war es bei mir so, dass sich der Helm bei mir doch nach vorne runter drehte, also Kinnteil runter unter Oberkante des Visierausschnittes rutschte.
Ich würde die Entscheidung zwischen Aventuro Carbon 2 und BMW GS Carbon treffen - oder beide nehmen.