KaTeeM is a schee...
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- Ne schwatte, ne orange und ganz arg fehlt die weiße...
Wir haben es einfach probiert und sind im Juli 23 den TET Norditalien mit 2 größeren Enduros der 200 kg-Klasse gefahren und diese Tour würde ich nachfolgend gerne mal vorstellen.
Was ist das überhaupt – der TET?
Der TET oder auch Trans European Trail bezeichnet eine Sammlung von GPS-Tracks, ergänzt mit hilfreichen Informationen für Motorradreisende, welche sich Grenzüberschreitend und quer durch Europa von Land zu Land zieht. Das Streckennetz ist „gescoutet“ von „Linesman/woman“ je Land, welche sich für die Strecke verantwortlich zeigen.
Der Grundgedanke ist, auf diesen Strecken nicht nur, aber eben auch mal offroad unterwegs zu sein, und das legal, was je nach Land mal mehr, mal weniger der Fall ist. Daher gilt der TET vielen in Mitteleuropa als eine der wenigen Möglichkeiten, auch mal ganz ohne schlechtes Gewissen abseits der Straßen zu fahren. Es gibt natürlich noch andere innereuropäische Strecken, jedoch ist der TET das wohl größte und zusammenhängende Streckennetz mit diesem Fokus in Europa.
Und so reifte der Entschluss, mal einen nahegelegenen Track aus der „Nachbarschaft“ unter die Räder zu nehmen. Die TET Norditalien war schnell auserkoren und so ging es nach ein wenig Vorbereitung los.
Die Tour führte, den einzelnen Etappen des TET Norditalien folgend, vom Italienisch-Slowenischen Grenzübergang nördlich von Udine aus westwärts und immer zwischen Alpenhauptkamm und dem italienischen Alpenvorland Richtung Frankreich und dann runter zum Mittelmeer entlang der Seealpen.
Grundsätzlich war die Tour so geplant, dass wir mit kleinem Gepäck unterwegs waren, und in Appartements, Pensionen oder Hotels übernachtet haben. Das habe ich bereits zu Beginn des Jahres ausgearbeitet und die Übernachtungsmöglichkeiten entlang oder in Nähe des Tracks über Booking vorab gebucht. Das klappte auch reibungslos und war im Nachgang exakt so - oder sogar besser - als erwartet.
Da mir mein zunächst fest eingeplanter Mitstreiter vor der Tour aufgrund seines berstenden Terminkalenders ausfiel, konnte ich über eine Annonce hier im Forum einen passenden Kollegen finden. Das funktionierte letztlich hervorragend und so durfte ich nach den ersten solo Tagen auf dem TET für die 2. Hälfte der Strecke einen super Reisepartner begrüßen.
Tag 1
Doch zunächst ging es alleine los am Rand des nördlichen Schwarzwalds mit einer Anfahrt über die schwäbische Alb und weiter über das Hinterland des Bodensees in Richtung Starnberger See/ Benediktbeuern, wo ich dann später auch in dem dortigen Kloster übernachtet habe.
Es gibt ja schon tolle kleine Strecken zwischen Alb und Alpen – da ist aber auch jede noch so kurze Pause immer schon ein bisschen Urlaub.
Die Anfahrt über recht leere Straßen verlief entspannt und zügig und endete bereits nach guten 5 Stunden Fahrzeit. Die Übernachtung im Kloster in Benediktbeuern war übrigens ganz angenehm, da der nebenan liegende Biergarten zum Stiefelbier einlud, dass Zimmer groß, sauber und günstig war und das doch reichhaltige Frühstück am nächsten Morgen in einem imposanten Raum stattfand:
Tag 2
Weiter ging es bei zunächst bedecktem Himmel mit groben Ziel Udine auf die Südseite der Alpen. Also ab über die Kesselberg-Strecke, die derzeit tagsüber frei befahrbar ist, und dann hinter dem Walchensee links abgebogen und über die Mautstraße Riggisberg in Richtung Sylvensteinspeicher. Von dort dann am Achensee dran vorbei und im Zillertal zusätzlich noch die Zillertaler Höhenstrasse mitnehmend (ebenfalls Maut-pflichtig) in Richtung Gerlossplatte.
Die Zillertaler Höhenstraße bin ich immer mal wieder in den letzten Jahren gefahren und finde die wirklich klasse. Sie schraubt sich an den Westhängen des Zillertals zwischen Uderns und Ried auf einer kleinen Straße hoch in die Berge, hangelt sich oberhalb des Tals durch eine hübsche Gebirgslandschaft und kommt nach ein einigen Kilometern auf Höhe Hippach wieder unten im Tal an. Unterwegs hat man an zwei Stationen Gelegenheit zur Rast mit Aussicht über das Zillertal. Die Preise halten sich noch im Rahmen und für 5,- Maut gibt es eine wirklich schöne Onroad-Strecke zu fahren.
Schon bald stand ich aber vor der nächsten Mautstelle - der Großglockner Hochalpenstrasse - und habe so für mich festgestellt, dass die 30,- Maut/je Motorrad für dieses Stück vielleicht auch ein bisschen der Realität entrückt sind? Aber ok, so alle 15 Jahre kann man sich das schon mal geben.
Und dann dauerte es auch gar nicht mehr so lange, dann war ich – eben noch im Hochgebirge – auch schon in der fast mediterranen Badelandschaft an einem der Zuflüsse des Tagliamentos angekommen.
Man konnte es alleine an dieser Hitze spüren, die mit jedem Meter Südwärts nur noch zunahm:
Die Alpen waren überquert und so konnte ich mein heutiges Ziel im Norden von Udine ansteuern.
Ein kleines Agritourismo auf einem Weingut, wo ich mich dann erstmal um den Seitenständerschalter der neuen Ducati kümmern durfte, der leider während der letzten beiden Tage Fehlfunktionen zeigte und dafür sorgte, dass der Motor unvermittelt während der Fahrt und mit der Meldung „Seitenständer“ aus ging. Ok, da der Motor im Vergleich zu anderen Maschinen ja keine nennenswerte (auch nicht auf Maximalstärke konfiguriert) Motorbremse hat, konnte ich das Problem meistens noch während der Fahrt mit einem beherzten Tritt an die Seitenständer-Aufnahme lösen, manchmal aber auch nicht.
Also abstellen, die Kabelstränge unten am Schalter durchkneten, hier zupfen, dort klopfen und nach ein paar Mal hin und her bewegen ging es dann irgendwann wieder. Da sich diese Aussetzer aber häuften - und nervten - nahm ich am Abend den Schalter mal ab, bzw. auseinander und stellte einen möglichen Montagefehler fest, der aber recht schnell wieder durch das geradebiegen eines Mitnehmers im Schalter behoben war. Ab da war diesbezüglich Ruhe im Maschinenraum der Duc.
Nicht aber vor dem Maschinenraum, denn dort war ich umringt von einigen Herren, gehobenen Alters, die die erste Enduro aus Bologna angeregt kommentierend beäugten und besonders einer der Herren schaute mir während der Schrauberei interessiert über die Schulter und trug die neusten Erkenntnisse bei Abnahme und richten des Schalters direkt in die dahinter befindliche Krabbelgruppe, was von langgezogenen „AHHH s“, „SI s“ und „NO s“ und angeregter Schimpferei begleitet wurde. Das war ganz witzig und in der schönen Abendstimmung von einigen Glässchen (0,1l) Wein begleitet.
Tag 3
Der erste TET-Tag war ein angenehmer, welcher in Richtung Dolomiten ging und an dem ein kleiner, aber durchaus fordernder Abschnitt gar keiner des originären TET war:
An diesem ersten Tag auf der Original-Route ging es gefühlt über 85 % Straßenanteil Richtung Westen. Am Vormittag war jedoch ein nicht ohne weiteres umfahrbarer Teil der Straße aufgrund von Baumfällarbeiten gesperrt und da war auch kein Durchkommen, weil die Forstler hinter den Absperrungen ordentlich gewütet haben. Auf dem Navi konnte ich aber gleich nebenan einen winzigen Wirtschaftsweg ausmachen, der hier eine Umfahrung durch den Wald bot. Also los und ab in den immer steiler werden Wirtschaftsweg der dazu auch noch immer feuchter und rutschiger wurde und sich tiefer und tiefer in den Waldboden eingrub. „Ok, kein Stück des TET aber auch nicht gerade ein leichter Einstieg“ dachte ich mir so und trieb die Duc mit immer mehr Gas den Hang hinauf und schlängelte mich zwischen feuchten Baumwurzeln von der einen zu der nächste Kurve in einem immer schmaler werdenden Pfad.
"Nicht Euer Ernst… " ging es mir dann irgendwann durch den Kopf, bevor sich gerade in dem Moment vor mir eine Lichtung auftat, auf der ein paar Gehöfte standen. Danach war der Spuk auch schon vorbei und ich rollte die nächsten paar geschotterten Kilometer der geplanten Umfahrung entlang. Gut - für eine "nicht-TET" -Strecke war das schon mal ein Anfang.
Zwischendrin ging es aber mal wieder ruhiger zu – zumindest was den Straßenzustand anging.
Die Landschaft hingegen stellte sich schön zur Schau und da gab es richtig was zu sehen, im äußersten Nordosten Italiens. Schöne kleine Reiseenduro-Sträßchen inklusive.
Gegen Mittag ging es dann nördlich von Ravascletto über die im oberen Teil stellenweise geschotterte Panoramica delle Vette und es setzte so etwas wie das erste „TET-Feeling“ ein.
Im weiteren Streckenverlauf zeigten sich dann noch:
Lustige Wege (Ich fand mich irgendwie in eine Modelleisenbahn-Landschaft versetzt):
Lustige Motive am Straßenrand - „Szenen einer Ehe“:
Lustige Strecken (das bedarf im Gebiet der Dolomiten keiner weiteren Erläuterung):
Dies sollte sich zum Nachmittag hin aber alles nochmal steigern, indem es nördlich von Pieve di Cadore im Flussbett des Torrente Oten auf grobem Schotter aufwärts ging zu dem kleinen Refugio „Capanna degli Alpini“ mit Möglichkeit zur Einkehr. Und zwar nicht auf dem Schotterweg unten links im Bild, sondern wirklich kreuz & quer durch das riesige Flussbett. Das war recht grob, aber klasse!
Blick vom Refugio aus ins Tal.
Etwas weniger klasse aber dafür herausfordernder war hingegen der Rückweg, den ich in einem trockenem Seitenarm dieses Flusses zurückgelegt habe, wo ich dann den zwar vorhandenen Spuren folgend, aber doch etwas voreilig in ein ca. 3 m tiefer liegendes Bachbett, welches offenbar mal ein reißender Strom war, hinein gerollt bin. Das sah dann nach einigen Metern und im ersten Moment auch nicht allzu clever aus, da die vor mir liegenden Strecke von teils mannshohen Ästen und sonstigem Gerümpel versperrt war.
Hoffnung machten jedoch ein paar Spuren von anderen Fahrern, die sich hier bereits ausgetobt hatten. Es ging also im Zickzack und in dutzenden Kehren um Äste, große Steine und halbe, mittgerissenen Bäume herum und endete tatsächlich nach einigen hundert Metern sanft auslaufend und ohne weitere Hindernisse in dem etwas tiefer liegenden und sehr breiten Hauptbett.
Whow! Dass war zwar gedanklich so ein bisschen "vorausgeahnt" gewesen - weil sich diese mäandernden Zuflüsse irgendwann alle wieder an das Hauptbett anschmiegen - hätte auch anders ausgehen können. Notiz an mich selber: Nächstes Mal vielleicht noch ein bisschen mehr die Augen aufmachen bei der Routen-wahl. Auch, wenn es dann irgendwann doch noch so etwas wie Spaß gemacht hat, war ich froh, für den Tag aus dem groben Bachbett wieder heraus zu sein und ab da nur noch eine ausgefahrene Piste unter den Rädern gehabt zu haben. Dennoch: Ein toller Spielplatz für Enduristen in einer absolut grandiosen Landschaft!
Und wenn man den Motor auch mal abgestellt hat und in dieser unfassbaren Stille und Geborgenheit der hohen, umliegenden Berge versunken ist, merkt man erst, wie unbedeutend man eigentlich in dieser Kulisse ist.
Der abwechslungsreiche Tag endete dann nach 333 km und guten 9 Stunden in Pieve di Cadore in einem Hotel mit guter angeschlossener Küche, wo ich den Tag angenehm Revue passieren ließ.
...
Was ist das überhaupt – der TET?
Der TET oder auch Trans European Trail bezeichnet eine Sammlung von GPS-Tracks, ergänzt mit hilfreichen Informationen für Motorradreisende, welche sich Grenzüberschreitend und quer durch Europa von Land zu Land zieht. Das Streckennetz ist „gescoutet“ von „Linesman/woman“ je Land, welche sich für die Strecke verantwortlich zeigen.
Der Grundgedanke ist, auf diesen Strecken nicht nur, aber eben auch mal offroad unterwegs zu sein, und das legal, was je nach Land mal mehr, mal weniger der Fall ist. Daher gilt der TET vielen in Mitteleuropa als eine der wenigen Möglichkeiten, auch mal ganz ohne schlechtes Gewissen abseits der Straßen zu fahren. Es gibt natürlich noch andere innereuropäische Strecken, jedoch ist der TET das wohl größte und zusammenhängende Streckennetz mit diesem Fokus in Europa.
Und so reifte der Entschluss, mal einen nahegelegenen Track aus der „Nachbarschaft“ unter die Räder zu nehmen. Die TET Norditalien war schnell auserkoren und so ging es nach ein wenig Vorbereitung los.
Die Tour führte, den einzelnen Etappen des TET Norditalien folgend, vom Italienisch-Slowenischen Grenzübergang nördlich von Udine aus westwärts und immer zwischen Alpenhauptkamm und dem italienischen Alpenvorland Richtung Frankreich und dann runter zum Mittelmeer entlang der Seealpen.
Grundsätzlich war die Tour so geplant, dass wir mit kleinem Gepäck unterwegs waren, und in Appartements, Pensionen oder Hotels übernachtet haben. Das habe ich bereits zu Beginn des Jahres ausgearbeitet und die Übernachtungsmöglichkeiten entlang oder in Nähe des Tracks über Booking vorab gebucht. Das klappte auch reibungslos und war im Nachgang exakt so - oder sogar besser - als erwartet.
Da mir mein zunächst fest eingeplanter Mitstreiter vor der Tour aufgrund seines berstenden Terminkalenders ausfiel, konnte ich über eine Annonce hier im Forum einen passenden Kollegen finden. Das funktionierte letztlich hervorragend und so durfte ich nach den ersten solo Tagen auf dem TET für die 2. Hälfte der Strecke einen super Reisepartner begrüßen.
Tag 1
Doch zunächst ging es alleine los am Rand des nördlichen Schwarzwalds mit einer Anfahrt über die schwäbische Alb und weiter über das Hinterland des Bodensees in Richtung Starnberger See/ Benediktbeuern, wo ich dann später auch in dem dortigen Kloster übernachtet habe.
Es gibt ja schon tolle kleine Strecken zwischen Alb und Alpen – da ist aber auch jede noch so kurze Pause immer schon ein bisschen Urlaub.
Die Anfahrt über recht leere Straßen verlief entspannt und zügig und endete bereits nach guten 5 Stunden Fahrzeit. Die Übernachtung im Kloster in Benediktbeuern war übrigens ganz angenehm, da der nebenan liegende Biergarten zum Stiefelbier einlud, dass Zimmer groß, sauber und günstig war und das doch reichhaltige Frühstück am nächsten Morgen in einem imposanten Raum stattfand:
Tag 2
Weiter ging es bei zunächst bedecktem Himmel mit groben Ziel Udine auf die Südseite der Alpen. Also ab über die Kesselberg-Strecke, die derzeit tagsüber frei befahrbar ist, und dann hinter dem Walchensee links abgebogen und über die Mautstraße Riggisberg in Richtung Sylvensteinspeicher. Von dort dann am Achensee dran vorbei und im Zillertal zusätzlich noch die Zillertaler Höhenstrasse mitnehmend (ebenfalls Maut-pflichtig) in Richtung Gerlossplatte.
Die Zillertaler Höhenstraße bin ich immer mal wieder in den letzten Jahren gefahren und finde die wirklich klasse. Sie schraubt sich an den Westhängen des Zillertals zwischen Uderns und Ried auf einer kleinen Straße hoch in die Berge, hangelt sich oberhalb des Tals durch eine hübsche Gebirgslandschaft und kommt nach ein einigen Kilometern auf Höhe Hippach wieder unten im Tal an. Unterwegs hat man an zwei Stationen Gelegenheit zur Rast mit Aussicht über das Zillertal. Die Preise halten sich noch im Rahmen und für 5,- Maut gibt es eine wirklich schöne Onroad-Strecke zu fahren.
Schon bald stand ich aber vor der nächsten Mautstelle - der Großglockner Hochalpenstrasse - und habe so für mich festgestellt, dass die 30,- Maut/je Motorrad für dieses Stück vielleicht auch ein bisschen der Realität entrückt sind? Aber ok, so alle 15 Jahre kann man sich das schon mal geben.
Und dann dauerte es auch gar nicht mehr so lange, dann war ich – eben noch im Hochgebirge – auch schon in der fast mediterranen Badelandschaft an einem der Zuflüsse des Tagliamentos angekommen.
Man konnte es alleine an dieser Hitze spüren, die mit jedem Meter Südwärts nur noch zunahm:
Die Alpen waren überquert und so konnte ich mein heutiges Ziel im Norden von Udine ansteuern.
Ein kleines Agritourismo auf einem Weingut, wo ich mich dann erstmal um den Seitenständerschalter der neuen Ducati kümmern durfte, der leider während der letzten beiden Tage Fehlfunktionen zeigte und dafür sorgte, dass der Motor unvermittelt während der Fahrt und mit der Meldung „Seitenständer“ aus ging. Ok, da der Motor im Vergleich zu anderen Maschinen ja keine nennenswerte (auch nicht auf Maximalstärke konfiguriert) Motorbremse hat, konnte ich das Problem meistens noch während der Fahrt mit einem beherzten Tritt an die Seitenständer-Aufnahme lösen, manchmal aber auch nicht.
Also abstellen, die Kabelstränge unten am Schalter durchkneten, hier zupfen, dort klopfen und nach ein paar Mal hin und her bewegen ging es dann irgendwann wieder. Da sich diese Aussetzer aber häuften - und nervten - nahm ich am Abend den Schalter mal ab, bzw. auseinander und stellte einen möglichen Montagefehler fest, der aber recht schnell wieder durch das geradebiegen eines Mitnehmers im Schalter behoben war. Ab da war diesbezüglich Ruhe im Maschinenraum der Duc.
Nicht aber vor dem Maschinenraum, denn dort war ich umringt von einigen Herren, gehobenen Alters, die die erste Enduro aus Bologna angeregt kommentierend beäugten und besonders einer der Herren schaute mir während der Schrauberei interessiert über die Schulter und trug die neusten Erkenntnisse bei Abnahme und richten des Schalters direkt in die dahinter befindliche Krabbelgruppe, was von langgezogenen „AHHH s“, „SI s“ und „NO s“ und angeregter Schimpferei begleitet wurde. Das war ganz witzig und in der schönen Abendstimmung von einigen Glässchen (0,1l) Wein begleitet.
Tag 3
Der erste TET-Tag war ein angenehmer, welcher in Richtung Dolomiten ging und an dem ein kleiner, aber durchaus fordernder Abschnitt gar keiner des originären TET war:
An diesem ersten Tag auf der Original-Route ging es gefühlt über 85 % Straßenanteil Richtung Westen. Am Vormittag war jedoch ein nicht ohne weiteres umfahrbarer Teil der Straße aufgrund von Baumfällarbeiten gesperrt und da war auch kein Durchkommen, weil die Forstler hinter den Absperrungen ordentlich gewütet haben. Auf dem Navi konnte ich aber gleich nebenan einen winzigen Wirtschaftsweg ausmachen, der hier eine Umfahrung durch den Wald bot. Also los und ab in den immer steiler werden Wirtschaftsweg der dazu auch noch immer feuchter und rutschiger wurde und sich tiefer und tiefer in den Waldboden eingrub. „Ok, kein Stück des TET aber auch nicht gerade ein leichter Einstieg“ dachte ich mir so und trieb die Duc mit immer mehr Gas den Hang hinauf und schlängelte mich zwischen feuchten Baumwurzeln von der einen zu der nächste Kurve in einem immer schmaler werdenden Pfad.
"Nicht Euer Ernst… " ging es mir dann irgendwann durch den Kopf, bevor sich gerade in dem Moment vor mir eine Lichtung auftat, auf der ein paar Gehöfte standen. Danach war der Spuk auch schon vorbei und ich rollte die nächsten paar geschotterten Kilometer der geplanten Umfahrung entlang. Gut - für eine "nicht-TET" -Strecke war das schon mal ein Anfang.
Zwischendrin ging es aber mal wieder ruhiger zu – zumindest was den Straßenzustand anging.
Die Landschaft hingegen stellte sich schön zur Schau und da gab es richtig was zu sehen, im äußersten Nordosten Italiens. Schöne kleine Reiseenduro-Sträßchen inklusive.
Gegen Mittag ging es dann nördlich von Ravascletto über die im oberen Teil stellenweise geschotterte Panoramica delle Vette und es setzte so etwas wie das erste „TET-Feeling“ ein.
Im weiteren Streckenverlauf zeigten sich dann noch:
Lustige Wege (Ich fand mich irgendwie in eine Modelleisenbahn-Landschaft versetzt):
Lustige Motive am Straßenrand - „Szenen einer Ehe“:
Lustige Strecken (das bedarf im Gebiet der Dolomiten keiner weiteren Erläuterung):
Dies sollte sich zum Nachmittag hin aber alles nochmal steigern, indem es nördlich von Pieve di Cadore im Flussbett des Torrente Oten auf grobem Schotter aufwärts ging zu dem kleinen Refugio „Capanna degli Alpini“ mit Möglichkeit zur Einkehr. Und zwar nicht auf dem Schotterweg unten links im Bild, sondern wirklich kreuz & quer durch das riesige Flussbett. Das war recht grob, aber klasse!
Blick vom Refugio aus ins Tal.
Etwas weniger klasse aber dafür herausfordernder war hingegen der Rückweg, den ich in einem trockenem Seitenarm dieses Flusses zurückgelegt habe, wo ich dann den zwar vorhandenen Spuren folgend, aber doch etwas voreilig in ein ca. 3 m tiefer liegendes Bachbett, welches offenbar mal ein reißender Strom war, hinein gerollt bin. Das sah dann nach einigen Metern und im ersten Moment auch nicht allzu clever aus, da die vor mir liegenden Strecke von teils mannshohen Ästen und sonstigem Gerümpel versperrt war.
Hoffnung machten jedoch ein paar Spuren von anderen Fahrern, die sich hier bereits ausgetobt hatten. Es ging also im Zickzack und in dutzenden Kehren um Äste, große Steine und halbe, mittgerissenen Bäume herum und endete tatsächlich nach einigen hundert Metern sanft auslaufend und ohne weitere Hindernisse in dem etwas tiefer liegenden und sehr breiten Hauptbett.
Whow! Dass war zwar gedanklich so ein bisschen "vorausgeahnt" gewesen - weil sich diese mäandernden Zuflüsse irgendwann alle wieder an das Hauptbett anschmiegen - hätte auch anders ausgehen können. Notiz an mich selber: Nächstes Mal vielleicht noch ein bisschen mehr die Augen aufmachen bei der Routen-wahl. Auch, wenn es dann irgendwann doch noch so etwas wie Spaß gemacht hat, war ich froh, für den Tag aus dem groben Bachbett wieder heraus zu sein und ab da nur noch eine ausgefahrene Piste unter den Rädern gehabt zu haben. Dennoch: Ein toller Spielplatz für Enduristen in einer absolut grandiosen Landschaft!
Und wenn man den Motor auch mal abgestellt hat und in dieser unfassbaren Stille und Geborgenheit der hohen, umliegenden Berge versunken ist, merkt man erst, wie unbedeutend man eigentlich in dieser Kulisse ist.
Der abwechslungsreiche Tag endete dann nach 333 km und guten 9 Stunden in Pieve di Cadore in einem Hotel mit guter angeschlossener Küche, wo ich den Tag angenehm Revue passieren ließ.
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