Sturz bei Regen im Harz auf B241 - Was draus lernen?

[Sachsterix]

Hallo liebe Mitforisten,

ich weiß nicht so recht, wie ich anfangen soll, ob ich mir konkret etwas von diesem Thema erhoffe, oder ob er nur Eigentherapie ist, um mir ein paar Zeilen von der Seele zu schreiben, damit ich wieder schlafen kann.

Ich habe mir für ein paar Tage eine Honda Goldwing Tour gemietet und könnte mit ihr durchaus glücklicher werden, als ich es mit der GSA schon bin. Nun endete die Mietdauer heute und beim Zurückbringen der Goldwing bin ich in ein Regengebiet geraten. In einer Linkskurve bergab, in der die Geschwindigkeitsbegrenzung bei 50 km/h (Ich weiß: bei trockener Fahrbahn) liegt, bin ich gestürzt. Eine Kurve zuvor hatte ich das Gefühl, als ob das Heck wegziehen wollte, also habe ich die Geschwindigkeit noch vorm Kurveneingang auf 30 reduziert. Dennoch rutschte das Heck weg, ich ging zu Boden und die Maschine schlitterte kurz an den Straßenrand.

Zu aller erst: Das war vor ca 11 Stunden und ich bin immernoch überwältigt, wie viele Autofahrer sofort angehalten und geholfen haben. Die einen haben noch vorm Kurveneingang abgesichert, während andere beim Aufrichten der Maschine helfen wollten und andere sich überzeugt haben, dass es mir gut geht. Ich hab mich nicht bei allen bedankt, weil mir der Schock noch in den Knochen steckte. Die Chance ist zwar gering, aber falls hier jemand mitliest, der sich Mittwochnachmittag hier um mich gekümmert hat: Vielen lieben Dank!

Nun stand die Maschine wieder und der Regen nahm zu. Ich habe mich beim Händler telefonisch rückversichert, dass keine polizeiliche Aufnahme nötig ist. Nachdem das geklärt war, habe ich mir die Straße angeschaut: kein Bitumen, kein Split, keine sichtbare Ölspur. Einfach nur normaler Asphalt.

Ich hatte noch 60km bis zum Händler zu fahren, die Goldwing war auch fahrtüchtig, wenn auch arg am linken Koffer zerschrammt. In den folgenden Kilometern regnete es nur noch. Nicht stark, aber beständig. Mit dem Schreck und Ärger in den Knochen, bin ich noch vorsichtiger gefahren, aber auch hier schmierte mir wiederholt das Heck - ich konnte es aber einfangen. Ich bin zur Freude meiner Mitmenschen hinter mir aufrecht durch die Kurven gefahren, um nicht nochmal zu stürzen.

Morgen weiß ich, ob ich meine Selbstbeteiligung ausreize. Was mich aber nicht schlafen lässt: Was habe ich falsch gemacht bzw. wie kann ich mich in einer ähnlichen Situation besser verhalten?

Fakten aus meiner Sicht:

• Vorm Kurveneingang die Geschwindigkeit auf 30 km/h reduziert
• in der Kurve nicht gebremst
• Kurve mit konstanter Geschwindigkeit befahren
• es hat die Tage immer mal geregnet - kein Schmierfilm, wie nach längerer Trockenheit
• keine Fahrbahnmarkierung überfahren
• DCT hat seit Einfahrt in die Kurve nicht weiter runter geschalten
• PKW und LKW sind in höherer Geschwindigkeit ohne Probleme durch die Kurve gefahren

(- Heck schmierte eine Kurve vorher leicht; im Trockenen einige km vorher war aber alles noch bestens!)
(- Heck schmierte danach noch bis zum Zielort in Kurven. Auch bei niedriger Geschwindigkeit, Dauerregen)

• ich bin Ganzjahresfahrer und bei allen Wetterbedingungen unterwegs, da das Moped mein Autoersatz ist
• dennoch habe ich keine Jahrzehnte Erfahrung

(- ich beschreibe mich selbst und werde auch von meinen Bekannten als defensiver Fahrer wahrgenommen; wie sich gerade rauskristallisiert tatsächlich eher ein Cruiser-Typ, der das Fahren und die Landschaft genießt.)

Für den Rückweg hatte ich meine GSA - da schmierte auf der selben Strecke nichts. Ich habe vorsichtige Bremsversuche gemacht und bin mit normaler Schräglage durch die Kurven. Alles ohne Probleme.

Es auf die Reifen zu schieben scheint mir ein bissl zu bequem.

trotzdem:

Goldwing: Bridgestone Exedra Profiltie
GSA: Metzeler Tourance Next 2

Mittlerweile lässt mich zwar auch der geschwollene Knöchel nicht schlafen, aber es zermartert mir das Hirn: Was kann den Sturz ausgelöst haben? Was in einer ähnlichen Situation tun/Wie draus lernen?

Was ich jetzt bereits mitnehmen kann:

• Zu meinem 1.Hilfe-Kit kommt definitiv noch ein Warndreieck oder Blitzlichter, um eine Unfallstelle sichern zu können.
• Dankbarkeit für Glück im Unglück: hätte auch anders ausgehen können
• Die Goldwing lässt sich leichter aufrichten, als eine GSA

Entschuldigt bitte den langen und vermutlich unflüssig zu lesenden Text. Es wird nicht möglich sein DAS Problem oder DEN einen Fehler anhand meiner subjektiven Fakten zu bestimmen, aber vielleicht könnt ihr mir bitte abseits der obligatorischen Fahrsicherheitstrainingsempfehlungen etwas mitgeben.

Viele Grüße und bleibt oben

Sachsterix

 

[gstrecker]

Und trotzdem würde ich den Reifen in Betracht ziehen. Siehe hier die Diskussion von der Erstausstattung BT auf der 1250iger.
Gut das Dir nicht mehr passiert ist. Und baldige Genesung.

 

[Uli G.]

Es auf die Reifen zu schieben scheint mir ein bissl zu bequem.

Gut, daß Dir nichts passiert ist! (Für später schwerwiegende, körperliche Beeinträchtigungen, reichen bereits ganz kleine Fußgängergeschwindigkeiten, ohne Einsatz einesZweirades, wie ich vor vielen Jahren aus dem Freundeskreis lernen musste ).
Falls Du nicht grade einfach ein Grobmotoriker bist, der nur 0 oder 100% Gasgriffstellung kennt, würde ich das Problem durchaus auf den Reifen schieben. Ich durfte selber schon schlechte Erfahrungen mit Reifen machen . Die Originalbereifung meiner 2008er Fatbob, Dunflop D427 (speziell für diese Maschine entwickelt), war bei Nässe unfahrbar . Darüber haben sich selbst die Amis beschwert, die normalerweise nur nach geringen Preis und hoher Laufleistung schauen.

 

[finepixler]

Was ich jetzt bereits mitnehmen kann:

• Zu meinem 1.Hilfe-Kit kommt definitiv noch ein Warndreieck oder Blitzlichter, um eine Unfallstelle sichern zu können.

Gute Besserung beim Verarbeiten und Abschwellen.

Zum Absichern habe ich das hier immer dabei, glücklicherweise noch nicht benötigt:

https://www.louis.de/artikel/moto11...lhelm/10001050?filter_article_number=10001050

 

[Beowulf]

Gut, dass dir nichts weiter passiert ist!

Hast du dir mal die Profiltiefe auf den Reifen des Mietmotorrades angesehen und ggf. dokumentiert?

Auch ich würde, durch die Glaskugel betrachtet, die Reifen im Visier haben. Dann noch in Verbindung mit einem nicht ganz unkritischen Honda - Fahrwerk macht es die Fuhre mehr als schwammig.

 

[Larsi]

30km/h und kaum Schräglage in dieser Kurve müsste normalerweise mit jedem Holzreifen bei Regen fahrbar sein. War da vielleicht eine alte schmale Ölspur im Spiel, die keinen Film mehr bildet, aber trotzdem in Verbindung mit Nässe glatt wird?

Ich habe vor vielen Jahren ein ähnliches Erlebnis gehabt. Das war der einzige Sturz, den ich ewig nicht aus dem Kopf bekommen habe, weil ich keinen greifbaren Grund oder Fehler bei mir finden konnte.
Noch heute fahre ich bei Nässe sehr ungern.

 

[Biker-Gina]

Wie meine Vorschreiber: Gut, dass nur das Moped ein paar Schäden hat und du heil geblieben bist!

Ja, mein 1. Verdacht: Reifen mit schlechten Haftungeigenschaften. Hatte ich letzten Dezember mit der Leihmaschine 1250 RT.
Wetter: sehr windig und später einsetzender Regen.
Mein Fahrgefühl damals: ich schwimme! Und das schon bei ca. 30 km/h außerorts in einer langen Baustelle.
Ich war froh, als ich daheim war.

Mein 2. Verdacht: der Teer der Straße. Der kann manchmal wirklich glatt geschliffen sein, und dann kann das auch dazu führen, dass man bei nasser Fahrbahn rutscht. Selbst Autos.
Ist mir mit unserem Ford Transit bei Selters passiert. Linkskurve und ich war da auch nicht schnell unterwegs.

 

[Lewellyn]

Je nach Wetterverhältnissen ist eine Ölspur schwer zu erkennen bis nahezu unsichtbar.

Reifen kann natürlich sein, aber bei dem Setting kann ich mir das nur schwer vorstellen.

Ich dachte immer, Goldwings können nicht stürzen. Zumindest der üblichen Sicherheitskleidung der Fahrer nach.

 

[Gast 11529]

Moin. Mach Dir nicht zu viele Gedanken. Sh happens.......gut das Dir nix gravierendes passiert ist.
Eisbeutel auf den Knöchel und schonen.
Das der Reifen bei einem Leihmotorrad unter Umständen.........hmmm........sowas hatte ich auch mal. Und bin prompt nach 300 mtr. vom Händler weg im ersten Kreisverkehr auf die Nase gefallen.......
Der Händler wird Dir sagen was die Schönheitsreparatur kostet, wenn sie günstiger ist als Deine SB dann wäre das gut.
Ansonsten..........abhaken. Dem Knöchel gute Besserung......Krone richten.......weiter gehts.
PS: Finde ich super das Du auf Deiner GS da nochmal gefahren bist.........genau so !!!!

 

[SQ18]

Nachdem das geklärt war, habe ich mir die Straße angeschaut: kein Bitumen, kein Split, keine sichtbare Ölspur. Einfach nur normaler Asphalt.

Es gibt gaaaaaaanz beschissenen Asphalt - ich kenne ein paar Stellen (an einer steht mittlerweile eine Geschwindigkeitsbeschränkung für Mopeds, anstatt den Apshalt auszutauschen!) - an einer anderen bin ich (auch bei Regen) mit dem Auto mit dem Autochen langsam aufs Gas und die Hinterachse hat angefangen durchzudrehen, leicht vom Gas, wieder drauf und wieder durchgedreht (Auto ohne ESP und rudimetärem TCS) - konnte man schön driften - mit dem Moped hätte ich verm. auf der Nase gelegen.
Direkt vor der Haustür habe ich eine Autobahnauffahrt, wo der Asphalt durch die LKW glattgerutscht ist, da krieg' ich jedes Auto zum rutschen und mit dem Moped gehe ich soweit möglich aus den Fahrpuren.
Dann vielleicht noch eine (unguten) Reifen den man nicht gewöhnt ist...

wie kann ich mich in einer ähnlichen Situation besser verhalten?

Ja was soll man da in einem GS Forum sagen?
Keine Honda Goldwing mieten nimms mit Humor - Shit happens und wenn nur die Honda zerkratzt ist, besser als die GS, oder?

 

[ufoV4]

Das ist natürlich immer ein Erlebnis, auf das man gut verzichten kann. Super, dass Dir nicht mehr passiert ist und Gute Besserung für Deinen Knöchel.
Ölspur kann man sicherlich nicht wirklich ausschließen (sieht man bei Nässe nicht wirklich gut), aber ich würde auch auf die Reifen tippen. Weniger Marke und Typ, eher den Zustand. Gerade weil diese Schiffe in der Regel sehr zart bewegt werden (ich weiß, dass das geht, aber wer will mit so einem Schiff schon Asphalt kratzen?!), läuft der Reifen oft in der Mitte ziemlich platt und Du hast einen sehr eckigen Reifen.
Also: Aufstehen, Mund abputzen und weiterfahren. Wenn Du wieder gut drauf bist, leih Dir das Schiff nochmal. Goldwing ist wirklich toll. Da bin ich auch schon fast schwach geworden.

 

[Helisto]

Gute Besserung. Ich bin nur einmal in einer ähnlichen Situation gewesen. War noch langsamer und konnte den Sturz gerade so vermeiden. Erkennen konnte man auf den ersten Blick nichts. Aber es stand in der Kurve am Rand ein Baum. Ich glaube, es war eine Linde. Als ich anhielt und zurück ging wollte ich es nicht glauben. Aber der Asphalt war durch die Blütenpollen spiegelglatt. Es war beinahe wie auf einer Eisfläche und das im Sommer.

 

[qtreiber]

Ich sehe es wie Larsi. Falls die Geschwindigkeit tatsächlich so niedrig war, kein unbeabsichtigter Gasstoss erfolgt ist, muss jeder Reifen diese Situation meistern. Mir ist es gelungen nahezu im Stand auf einer Dieselspur wegzurutschen. Aufgrund der dabei sehr niedrigen Geschwindigkeit war der Schaden nur sehr gering und ohne körperliche Auswirkungen.

Gute Besserung und, wie auch schon hier erwähnt, mache einen Haken dran und fahre einfach weiter.

Insbesondere beim ersten Mal ist es üblich, dass sich sehr viele Gedanken über das Weshalb und Warum gemacht werden. Liegt nichts offensichtliches vor - weitermachen.

 

[desperate250]

Das Gefühl mit dem wegrutschenden Reifen kenne ich von meiner Harley. Der Originalreifen mit toller Laufleistung aber brettharter Mischung rutschte bei Nässe bei jedem Gasstoß. Der Test-Zweite Bridgestone H50 rutschte in nassen Kurven ebenfalls, vielleicht war es eine ungünstige Reifendimension, keine Ahnung. Die GS die ich eine zeitlang hatte kannte solche Probleme nicht, nur als der Pirelli STR neu war fühlte es sich wackelig an. Blöd dass Du jetzt den Schaden bezahlen musst

 

[finepixler]

An dieser Stelle am Frankfurter Kreuz, kommend von der A5 auf die A3 Richtung Würzburg, findet man auf einer Distanz von etwa 500m großflächig Bitumen auf der Fahrspur. Hier sind für alle Verkehrsteilnehmer 40km/h erlaubt. Die Bitumenflächen sieht man bei Regen schlecht, bei Dunkelheit schlecht und in Kombination von beidem überhaupt nicht.

 

[FF-GS]

Für den Rückweg hatte ich meine GSA - da schmierte auf der selben Strecke nichts. Ich habe vorsichtige Bremsversuche gemacht und bin mit normaler Schräglage durch die Kurven. Alles ohne Probleme.

Es auf die Reifen zu schieben scheint mir ein bissl zu bequem.

trotzdem:

Goldwing: Bridgestone Exedra Profiltie

Exedra, das ist ein Cruiser-Reifen!!

Cruiser- und Chopperreifen sind der letzte Scheiß, die sind für extreme Laufleistungen ausgelegt und überhaupt nicht auf (Nass) Grip optimiert.

Im trockenen mag es noch gehen, im Nassen nicht mehr.

Ich würde auch die Marke (Bridgestone) nicht als Hauptschuldigen sehen, ich bin mit BT 32 und A41 sehr schräg unterwegs gewesen auf der 500 kg GSA, überhaupt kein Problem, aber ein Chopper-/Cruiserrreifen käme mir NEVER auf ein Moped.

Als Erfahrung verbuchen, Krone richten, weiter gehts mit anständiger Ware!

 

[SuMoQ]

Schnelle Genesung wünsche ich. Lass Dir den Spaß am Motorrad fahren dadurch nicht verderben.

VG

 

[Ralabala]

Dem Themenstarter wünsche ich auf jeden Fall gute Besserung, abhaken und weitermachen ist hier die richtige Entscheidung.

mit dem Auto mit dem Autochen langsam aufs Gas und die Hinterachse hat angefangen durchzudrehen, leicht vom Gas, wieder drauf und wieder durchgedreht (Auto ohne ESP und rudimetärem TCS)

@SQ 18, ich hoffe doch sehr das die Hinterreifen durchgedreht haben und nicht die Hinterachse, wenn doch würde ich nach einem neuen TÜV-Prüfer Ausschau halten

 

[JMK]

In einer Linkskurve bergab, in der die Geschwindigkeitsbegrenzung bei 50 km/h (Ich weiß: bei trockener Fahrbahn) liegt, bin ich gestürzt. Eine Kurve zuvor hatte ich das Gefühl, als ob das Heck wegziehen wollte, also habe ich die Geschwindigkeit noch vorm Kurveneingang auf 30 reduziert.

Die B241 ist an der Stelle zwischen CLZ und Osterode mit dem ziemlichen Gefälle nicht ganz ungefährlich, meines Wissens ist dort kein Bitumen verarbeitet.....insofern ist eine Analyse nicht ganz einfach. Ich bin dort schon einige Male gefahren, allerdings noch nie bei Regen und bisher nur mit einer F650GS Dakar und meiner jetzigen R1250GS. Eine reduzierte Geschwindigkeit ist in der Kurve ein "Muss", aber bei 30 km/h ein Sturz bei Regen sehr ungewöhnlich.

Gut dass Dir nichts passiert ist.

 

[Michel_1250]

Ich bin von 2005-2021 ne Rocket III gefahren, die ja ähnlich schwer ist wie ne GoldWing. Immer Metzeler, gab nur Metzeler in der Größe, bis Avon nen Reifen rausbrachte. Den aufgezogen, paar Hundert Kilometer im trockenen gefahren, sehr guter Reifen - dachte ich. Dann kam ich im Regen mehrfach kurz vor nen Sturz, der Reifen schmierte teilweise übelst weg. Diese Erfahrung haben Andere auch gemacht.
Habe dann wieder Metzeler gefahren - also ich könnte den Reifen als Ursache durchaus nachvollziehen. Vllt. machts eher Sinn, in nem GW Forum nachzufragen ?