Verstehe ich das richtig, daß Federrate=Federvorspannung? Und wenn diese einmal richtig eingestellt, dann braucht man es nicht mehr zu ändern? Und wenn die Zuladungen sich ändern, die Anpassung via hydraulische Vorspannung erfolgt?
Das bedeutet, daß wenn man eine Reiseenduro als Reiseenduro nutzt, eigentlich Hydraulik obligatorisch ist...wo wir dann schlußendlich bei Deiner Aussage gelandet wären
@petermxbmw:
die Jungs bei hh machen mit Sicherheit gute Arbeit. Bedenken hätte ich bei so einer Überholung dennoch: die Technik meines Federbeines ist die von vor 20 Jahren, ebenso wie das Material...
Hi Vik,
fast!
Die FEDERRRATE/-KENNUNG bestimmt, wieviele mm die Feder bei einer bestimmten Last einfedert, ist durch den Stahl, die Drahtstärke, Windungsanzahl und -durchmesser fix definiert und dann nicht mehr variabel.
Große Last, also GS plus schwerer Fahrer ---> harte Feder;
Geringe Last, GS plus leichte Fahrerin ---> weiche(re) Feder.
Diese Federkennung wird einmalig auf Dein Anforderungsprofil angepaßt. Im Normalfall Fahrer-solo.
Der Arbeitsweg des Dämpfers ist ja durch seinen Hub begrenzt.
Beim hinteren Federbein der GS bspw. zw. 50 - 60 mm. Per Hebelübersetzung werden da ca. 200 mm Federweg an der Achse draus.
Wird die Belastung auf dem Moped erhöht durch Sozia/Gepäck, dann sinkt das Federbein logischerweise weiter ein als beim Fahrer solo und verschiebt somit das Idealverhältnis Negativ- zu Positivfederweg des Federbeinsystems zulasten des Positivwegs.
Das Moped steht dann nicht mehr bei 30 : 70 sondern bspw. bei 50 : 50 und damit zu tief.
Durch Erhöhung der VORSPANNUNG wird die Federbasis ein Stück ANGEHOBEN und kann im Idealfall das Sollverhältnis von 30 : 70 wieder herstellen.
Die Feder wird dadurch aber NICHT härter!
Man könnte das durch Verdrehen der Federbasis per Hakenschlüssel machen, man kommt aber bei der GS nicht bei, drum hydraulisch.
Extrembeispiele machen deutlich, daß der Ausgleich an verschiedene Beladungszustände nur in gewissem Rahmen erfolgen kann, weil die Federhärte nicht veränderbar ist:
1. Federbein ist angepaßt an eine 50kg-Amazone-solo (mit weicher Feder).
Wenn die ihren 130-kg-Reitlehrer samt 3-Wochen-Reisegepäck auflastet, sitzt das Federbein auf Block. Da läßt sich auch mit Erhöhung der Vorspannung eher nix mehr machen. Also 100 : 0
2. Federbein angepaßt an den 130-kg-Reitlehrer-solo (mit harter Feder).
Die 50kg plus Gepäck lassen sich vermtl. prima neutralisieren.
3. Die Amazone setzt sich solo auf die GS, die für den 130-kg-Koloss konfiguriert wurde.
Das Federbein bleibt völlig ausgefedert an seinem Anschlag stehen. Federung gleich Null, also 0 : 100
Das alles bezieht sich rein auf die Komponente "Feder" im Federbein!
Hier gibts von Hersteller zu Hersteller eher keine Quali-Unterschiede, sofern die Berechnung korrekt ausgeführt wurde.
Die zweite Komponente im Federbein ist die Dämpfereinheit. Und jetzt kommen die wesentlichen und Quali-Unterschiede ins Spiel:
Technischer Aufbau, Emulsionsdämpfer, Einrohrdämpfer, externer Gasdruckbehälter, Auslegung von Druckstufe (einstellbar?) und Zugstufe (einstellbar), Losbrechmoment, Ansprechverhalten...
Generell sind die hinteren originalen Showa-Beine gar nichtmal soo schlecht. Nur ist die Feder für die meisten "normalgewichtigen" GSler vornherein zu schwach ausgelegt, das hydraulische Vorspannsystem oft völlig oder teilweise außer Betrieb weil Öl fehlt und die Zugstufe tendenziell eher überdämpft. Die Druckstufe ist nicht einstellbar. Im Ansprechverhalten natürlich nicht auf gleichem Niveau wie z. B. Ö u. Co.
HH bringt das ausgenudelte Originalfederbein durch Anpassen der Federrate, Überarbeiten aller Oberflächen, Bauteile und Dichtungen wieder auf Neuzustand, evtl. sogar besser als neu.
Knackpunkt der Fahrwerke in der alten GS sind m. E. immer die vorderen Federbeine.
Völlig unsensibel, riesiges Losbrechmoment, weder Zug- noch Druckstufe einstellbar.
Wer ein gut konfiguriertes vorderes Federbein von W oder Ö montiert hat, könnte meinen, daß die Vorderrradgabel zuvor fest verschweißt war.
Diese originalen vorderen Showas lassen sich nicht (oder nicht mit vertretbarem Aufwand) revidieren, da sie nicht ohne weiteres zerlegt werden können.
Bei Bestellung von W-Federbeinen sollte man den Zusatz "mehr Komfort als Serie" ins Lastenheft mit aufnehmen, weil die W-Mannen sonst gerne eine sehr harte, "sportliche" Auslegung der meist nicht einstellbaren Druckstufe konfigurieren.
Auf Gerd´s Powerboxer gibts zum Thema übrigens eine exzellente Darstellung.
Grüße vom elfer-schwob