Navigation ist und bleibt ein äußerst komplexes 'Handwerk'. Ich weiß, wovon ich spreche - über Hochseesegeln (5extant, HO249), Flugnavigation (natürlich ohne GPS), wandern in an Orientierungspunkten armen Wüsten und Ausarbeiten und Befahren von Motorradrouten habe ich eigentlich alles 'durch'.
Ich weiß, das klingt jetzt vielleicht 'dick aufgetragen', soll aber nur einigen Zeitgenossen klarmachen, dass es eben nicht reicht, ein paar Knöpfe zu drücken und die 'verdammte' Elektronik (bzw. Software) soll gefälligst das machen, was mir in meinem Kopf so vorschwebt.
Was den meisten Nutzern von Navis nicht immer klar ist, dass es viele Wege nach Rom gibt, von denen ich die meisten gar nicht mit dem Mopped befahren will.
Wer z.B. sich nicht näher mit den Eigenheiten der verschiedenen Geräte oder den dazugehörigen Programme befassen möchte, sollte entweder nach Karte navigieren oder das billigste (wasserdichte) Navi nehmen, um von A nach B zu kommen oder wieder nach Hause zu finden.
Möchte ich aber ganz bestimmte (Zwischen-) Ziele anfahren, eine Traumstrecke auf keinen Fall auslassen oder halt eine Gruppe anführen, ohne an jeder zweiten Kreuzung in die Karte sehen zu müssen, erfordert das schon eine dezidierte Planung.
Dabei ist es zunächst egal, ob TomTom, Garmin oder sonstige. Die persönlichen Vorlieben (und auch Fähigkeiten) entscheiden, bei welchem 'System' ich letztendlich 'hängenbleibe'.
Wichtigstes Merkmal ist zunächst, dass das Navi Routen mit möglichst vielen Wegepunkten berechnen und speichern kann. Um zu verstehen, was dabei vor sich geht, ist es wichtig, verstanden zu haben, was eine Route ist, wie sie ggf. berechnet wird und was ein Track ist.
Weiterhin gibt es eine böse Falle, wenn man glaubt, dass man auf dem Bildschirm (des PC) sieht, wo man später lang fährt. Software wie Tyre, ITN-Converter oder Motoplaner basieren auf Google-Maps (was eine Internetverbindung bei der Planung voraussetzt) und die Karten sind nicht identisch mit den in den Navis gespeicherten Karten, weder bei TomTom, noch bei Garmin.
Da landet schon mal ein Wegepunkt statt auf einen kleinen Nebenstraße auf einer parallel verlaufenden Hochstraße und lässt einen später die 'wildesten' Umwege fahren, um diesen Punkt ja nicht auszulassen. Alternativ sucht man sich im Menü des Navis 'schwindelig', wie man den 'falschen' Wegepunkt los wird, ohne für die nächsten 20 Kilometer aufgefordert zu werden : 'Bitte wenden'.
Auch ist den meisten nicht bewusst, dass das Navi die Route zwischen den Wegepunkten selbst neu berechnet, was nicht mit dem auf dem PC-Bildschirm übereinstimmen muss (Ausnahme - bei Garmin kann man die Neuberechnung ausschalten, sofern man die Route mit BaseCamp erstellt hat).
Es gibt Auswege aus dem Dilemma, aber eben nicht 'für lau'. Je intensiver ich mich mit der von mir benutzten Software auseinandersetze, desto zuverlässiger wird meine Planung. Da ist es dann auch durchaus nicht 'ehrenrührig', Hilfe in Form eines Kurses anzunehmen.
Das vielgescholtene BaseCamp ist sicher auch deswegen 'sperriger', weil es eben sehr viel mehr kann, als z.B. webbasierte Planungssoftware. (und.. die Version für Mac OS ist m.E. bedeutend leichter zu bedienen, als die für Windows).
Es gibt eine Zahl von vorgefertigten Aktivitätsprofilen, man kann aber auch eigene ganz spezielle für die eigenen Bedürfnisse generieren (z.B. Autobahnen meiden, Bundesstraßen, Schotterwege, saisonale Sperrungen, Steigungen usw.).
Interessant wird es immer dann, wenn man z.B. im Winter eine Tour für den nächsten Sommer plant, die über einen Pass führt. Google-Maps umgeht diesen Pass wegen der Wintersperre und ich habe noch keinen Weg gefunden, das auszuschalten. Bei BaseCamp ist das ein 'Haken', den man entfernen muss und schon klappt es.
Ach ja, und BaseCamp 'plant' auf der Karte, die im Garmin-Navi gespeichert ist. Trotzdem will ich nicht leugnen, dass die Softwerker bei Garmin einen besseren Job machen könnten, um die 'Usability' ihrer Programme zu verbessern.
Nun zum Navi selbst : Wer lange, entspannte Reisen (unter Zuhilfenahme eines Navis) unternehmen möchte, sollte nicht krampfhaft versuchen, an der Hardware zu sparen. Für die Krawalltüte wird mal eben ein hoher dreistelliger Betrag 'abgedrückt', beim Navi tut's dann aber die Billigversion. Da ist der Frust vorprogrammiert, geringer Speicherplatz, beschränkte Anzahl von Wegepunkten und ein schnarchlangsamer Prozessor sind nun mal kein Vergnügen.
Trotzdem, auch die hochpreisigen Navis sind natürlich nicht frei von 'Macken', werden aber meist per Softwareupdates 'repariert' oder mit neuen Funktionen ausgestattet.
Ob nun TomTom oder Garmin muss jeder selbst wissen. Mit Smartphones habe ich schlechte Erfahrungen gemacht, hauptsächlich, weil sie selten wirklich wasserdicht sind, der Akku schnell leer ist, Blendung eine große Rolle spielt und die Naviprogramme selten auf die Bedürfnisse von Motorradfahrern hin optimiert sind. Und hat man die Karten nicht lokal gespeichert, braucht man auch noch dauernd eine Internetverbindung.
Viele TomTom-Navis haben Probleme mit der Ladehalterung am Mopped (eigene leidvolle Erfahrung und auch etlicher Kollegen, vielleicht wegen der Schwingungen). Aber nicht jeder macht diese Erfahrung, was vielleicht auch mit der Nutzungsdauer bzw. -intensität zu tun hat.
Auch die älteren Garmins (Zumo 210, 220) machen hier auch gern mal Probleme, weil dort die Spannungsversorgung über einen (anfälligen) Mini-USB-Stecker stattfindet.
Insgesamt ist die Qualität der neueren Geräte und deren Firmware aber schon ganz 'anständig'. An die Unterschiede in der Bedienung hat man sich schnell gewöhnt. Leider nehmen viele Zeitgenossen ihr Navi erst kurz vor dem Start in den Urlaub in die Hand und dann reicht's halt wieder nur für 'Führe mich von A nach B' (hier ist dann die 'kurvenreiche Strecke' von TomTom der von Garmin m.E. klar überlegen).
tl;dr
Für komplexe Probleme gibt es selten einfache Lösungen und die oben erwähnten sind nur die Spitze des Eisbergs
.
Gruß
Sigi
p.s. Fall das jemandem bekannt vorkommt, ich hab's im Powerboxer-Forum schon mal geschrieben.