BennyBest
Themenstarter
Hallo in die Gemeinde!
Ich bin vor 3 Wochen von meiner Marokko-Rundfahrt zurückgekehrt und möchte hier nicht von meinen Urlaubserlebnissen berichten und Fotos teilen, sondern praktische Tipps weitergeben. Vielleicht ermutigt das den Einen oder Anderen, sich auch auf den Weg in dieses wunderschöne Land zu machen.
Unser Setting:
1 Motorrad (1200 GS, BJ. 2018, Scorpion Ralley STR), 2 Personen, wegen Platzmangel keine Campingausrüstung
Anreise:
Wir hatten insgesamt 3 Wochen Zeit, um aus Mitteldeutschland bis nach Marrakesch und zurück zu reisen.
Dabei haben wir auf der Hinfahrt die GNV Fähre von Sete (Frankreich) nach Tanger genutzt. Diese war 49 Stunden unterwegs, es hat sich also gelohnt, eine Kabine zu buchen. Kosten: 2 Personen, 1 Motorrad, 1 Innenkabine, 100 Euro Essencoupon (für 85 Euro) mit Frühbucherrabatt für 391 Euro. Ich empfehle die Buchung auf der Seite von GNV vorzunehmen.
Die 1400 km Anreise nach Sete habe wir mit PKW und Hänger absolviert. Ich wollte mir die Reifen nicht eckig fahren, meine Sozia nicht überstrapazieren und wetterunabhängig sein. Vor allem letztere Überlegung hat sich bewährt, denn wir sind ab deutsch-französischer Grenze ca. 600 km im schlimmsten Sauwetter gefahren.
PKW und Hänger haben wir am Flughafen von Montpellier stehen lassen. Dort gibt es einen Langzeitparkplatz, den man online bei montpellier.aeroport.fr/parkings buchen kann. Auf dem Parkplatz "P6 - ECO 100% WEB" habe ich für 21 Tage 87 Euro bezahlt. Man bekommt einen Code, mit dem sich die Schranke öffnen lässt. Bei der Einfahrt gibt es dann ein Ticket, mit dem man später wieder raus kommt. Hat prima funktioniert. Im hinteren Bereich sind so viele Parkplätze frei, dass es kein Problem war, mit dem Trailer zu stehen. Diesen habe ich mit einer Kette am PKW gesichert. Der Parkplatz ist eingezäunt und videoüberwacht und vermittelte ein absolut sicheres Gefühl. Von dort sind es noch 40 km bis zum Fährhafen in Sete.
Insgesamt hat uns die Anfahrt 4 Urlaubstage gekostet. Fährt man die 1400 km hardcore durch, kann man es auch in 3 Tagen schaffen.
Wer keine Rücksicht auf seine Begleiterin nehmen muss, kann sich auch die Kabine auf der Fähre sparen. (Hinfahrt ca. 70 Euro / Rückfahrt ca. 45 Euro). Es gibt überall Platz für ne Isomatte und nen Schlafsack. Die marokkanischen Trucker machen es einem vor!
Ich hatte mir für mein Motorrad extra eine Haftpflichtversicherung besorgt, die Marokko nicht ausschließt. Habe ich bei der DEVK gefunden. Den grünen Versicherungsschein hatte ich natürlich dabei. Aber niemand hat sich bei der Einreise dafür interessiert! Alternativ soll man bei der Einreise so eine Versicherung auch abschließen können. Soll für Wohnmobile 100 Euro aufwärts für einen Monat kosten. Motorradpreise habe ich nicht herausbekommen. Allerdings habe ich im Zielhafen keine Versicherungsbüros bzw. Makler gesehen.
In Tanger angekommen hatten wir 16 Tage Zeit, bis wir wieder auf die Fähre mussten.
Rundfahrt:
Wir sind zuerst ein Stück an der Mittelmeerküste entlang, dann durch das Rifgebirge nach Chefchaouen, danach nach Fes. Anschließend ging es auf Nebenstecken und offroad (Cirque De Jaffar) in den Mittleren Atlas, nach Midelt. Dann in die Wüste nach Merzouga (Erg Chebbi). Weiter durch das Draa-Tal Richtung Quarzazate und über den Tizi-n-Tichka Pass auf die andere Seite des Hohen Atlas nach Marrakesch. Von dort zurück über Nebenstecken durch die Berge ins Dades-Tal zur Straße der Kasbahs. Dann wieder durch die Wüste entlang der algerischen Grenze nach Norden. Die Rückfahrt mit der Fähre nach Sete startete in Nador. Bei der Planung der Tagesetappen habe ich aus Rücksicht auf meine Begleiterin versucht, Touren über 300 km zu vermeiden.
Abreise:
Wieder mit einer GNV Fähre von Nador über Barcelona nach Sete in 42 Stunden. Die Kosten (analog zur Hinfahrt) 349 Euro. PKW und Trailer haben wir unversehrt vorgefunden. Die Ausfahrt vom Parkplatz mit dem Ticket hat problemlos geklappt. 1,5 Tage später waren wir wieder zu Hause.
Unsere Erfahrungen:
Wir haben uns immer sehr sicher und willkommen gefühlt. Die touristische Infrastruktur ist top. Nur auf der Strecke nahe der algerischen Grenze wird es etwas dünn mit Hotels und Restaurants. Tankstellen gibt es überall, Sprit ist billig. Gute Unterkünfte für 2 Personen inkl. Frühstück kosten in der Regel nicht mehr als 40 Euro. Eine marokkanische SIM - Karte mit 20 GB für einen Monat hat bei der Einreise am Fährhafen 20 Euro gekostet.
Marokkanisches Essen hat uns sehr gut geschmeckt. Auf gute Magen-Darm Medikamente sollte man dennoch nicht verzichten. Uns hat es schon am 3. Tag erwischt, aber das gehört eben dazu!
Aggressives Betteln haben wir eher selten erlebt. Für jeder Form der Dienstleistung ist ein kleines Trinkgeld obligatorisch.
Die Straßen sind überwiegend in einem sehr guten Zustand. Selbst auf den Nebenstrecken muss man die ausgefransten Buckelpisten suchen! Die Hauptrouten sind mittlerweile top ausgebaut. Da hatten wir uns deutlich mehr "Abenteuer" gewünscht!
Gelegentlich muss man auf Ölspuren achten. Wegen der vielen alten Fahrzeuge leider häufiger, als wir es aus Europa kennen.
Die Landschaft war extrem abwechslungsreich (grüne Berge, kahle Gebirge, Oasen, Steinwüste, Sandwüste) und häufig wirklich spektakulär.
Wir waren Ende Mai unterwegs, und es war jenseits des Hohen Atlas schon sehr warm. In der Erg Chebbi hatten wir 37 Grad im Fahrtwind, und auch in Marrakesch war es deutlich über 30 Grad. Deshalb war die Hauptsaison auch schon vorbei, und wir hatten die meisten Unterkünfte für uns alleine. In den Bergen hatte es noch 15 Grad, in der Ferne sahen wir Schneefelder, aber die Pässe waren alle frei. Wer es kühler mag, sollte im April oder Oktober unterwegs sein.
Für die Statistik
2876 km mit dem Gespann, 2590 km mit der Fähre und 3035 km mit dem Motorrad macht zusammen 8501 km!
Was würden wir anders machen?
Vielleicht würden wir das nächste Mal von Genua starten, da gibt es auch eine Fähre nach Marokko. Und die Anreise würde mit etwas über 1000 km deutliche kürzer ausfallen.
Die Erg Chebbi ist touristisch völlig überfrachtet. Auf gefühlt jeder Düne steht ein Touri, ein Kamel mit Führer, ein Quad, ein Allrad-PKW... Einsames Wüstenfeeling findet sich dort leider nicht mehr. Aber es soll andere, kleinere Sandwüsten geben, die noch ursprünglich sind.
Marrakesch ist sehenswert, vor allem der Jama El Fna bei Nacht! Aber die ganze Stadt ist eine einzige Touristenfalle. Darauf muss man gefasst sein.
Auf der Rückfahrt würden wir nicht mehr an der algerischen Grenze entlang fahren. Es fehlt an Übernachtungsmöglichkeiten. Und man muss das Nichts mögen, um der Landschaft etwas abzugewinnen.
Nun ist der Text doch länger als geplant geworden. Wer schon immer mal nach Marokko wollte, nur zu! (Und nein, ich werde nicht vom marokkanischen Tourismusverband bezahlt ) Bestimmt gibt es Leute, die andere Erfahrungen gemacht haben, als wir. Ich geben hier nur meine subjektiven Eindrücke wieder. Und vielleicht ist der ein oder andere praktische Tipp dabei, der bei der nächsten großen Tourenplanung hilfreich ist. Das würde mich freuen.
Ich bin vor 3 Wochen von meiner Marokko-Rundfahrt zurückgekehrt und möchte hier nicht von meinen Urlaubserlebnissen berichten und Fotos teilen, sondern praktische Tipps weitergeben. Vielleicht ermutigt das den Einen oder Anderen, sich auch auf den Weg in dieses wunderschöne Land zu machen.
Unser Setting:
1 Motorrad (1200 GS, BJ. 2018, Scorpion Ralley STR), 2 Personen, wegen Platzmangel keine Campingausrüstung
Anreise:
Wir hatten insgesamt 3 Wochen Zeit, um aus Mitteldeutschland bis nach Marrakesch und zurück zu reisen.
Dabei haben wir auf der Hinfahrt die GNV Fähre von Sete (Frankreich) nach Tanger genutzt. Diese war 49 Stunden unterwegs, es hat sich also gelohnt, eine Kabine zu buchen. Kosten: 2 Personen, 1 Motorrad, 1 Innenkabine, 100 Euro Essencoupon (für 85 Euro) mit Frühbucherrabatt für 391 Euro. Ich empfehle die Buchung auf der Seite von GNV vorzunehmen.
Die 1400 km Anreise nach Sete habe wir mit PKW und Hänger absolviert. Ich wollte mir die Reifen nicht eckig fahren, meine Sozia nicht überstrapazieren und wetterunabhängig sein. Vor allem letztere Überlegung hat sich bewährt, denn wir sind ab deutsch-französischer Grenze ca. 600 km im schlimmsten Sauwetter gefahren.
PKW und Hänger haben wir am Flughafen von Montpellier stehen lassen. Dort gibt es einen Langzeitparkplatz, den man online bei montpellier.aeroport.fr/parkings buchen kann. Auf dem Parkplatz "P6 - ECO 100% WEB" habe ich für 21 Tage 87 Euro bezahlt. Man bekommt einen Code, mit dem sich die Schranke öffnen lässt. Bei der Einfahrt gibt es dann ein Ticket, mit dem man später wieder raus kommt. Hat prima funktioniert. Im hinteren Bereich sind so viele Parkplätze frei, dass es kein Problem war, mit dem Trailer zu stehen. Diesen habe ich mit einer Kette am PKW gesichert. Der Parkplatz ist eingezäunt und videoüberwacht und vermittelte ein absolut sicheres Gefühl. Von dort sind es noch 40 km bis zum Fährhafen in Sete.
Insgesamt hat uns die Anfahrt 4 Urlaubstage gekostet. Fährt man die 1400 km hardcore durch, kann man es auch in 3 Tagen schaffen.
Wer keine Rücksicht auf seine Begleiterin nehmen muss, kann sich auch die Kabine auf der Fähre sparen. (Hinfahrt ca. 70 Euro / Rückfahrt ca. 45 Euro). Es gibt überall Platz für ne Isomatte und nen Schlafsack. Die marokkanischen Trucker machen es einem vor!
Ich hatte mir für mein Motorrad extra eine Haftpflichtversicherung besorgt, die Marokko nicht ausschließt. Habe ich bei der DEVK gefunden. Den grünen Versicherungsschein hatte ich natürlich dabei. Aber niemand hat sich bei der Einreise dafür interessiert! Alternativ soll man bei der Einreise so eine Versicherung auch abschließen können. Soll für Wohnmobile 100 Euro aufwärts für einen Monat kosten. Motorradpreise habe ich nicht herausbekommen. Allerdings habe ich im Zielhafen keine Versicherungsbüros bzw. Makler gesehen.
In Tanger angekommen hatten wir 16 Tage Zeit, bis wir wieder auf die Fähre mussten.
Rundfahrt:
Wir sind zuerst ein Stück an der Mittelmeerküste entlang, dann durch das Rifgebirge nach Chefchaouen, danach nach Fes. Anschließend ging es auf Nebenstecken und offroad (Cirque De Jaffar) in den Mittleren Atlas, nach Midelt. Dann in die Wüste nach Merzouga (Erg Chebbi). Weiter durch das Draa-Tal Richtung Quarzazate und über den Tizi-n-Tichka Pass auf die andere Seite des Hohen Atlas nach Marrakesch. Von dort zurück über Nebenstecken durch die Berge ins Dades-Tal zur Straße der Kasbahs. Dann wieder durch die Wüste entlang der algerischen Grenze nach Norden. Die Rückfahrt mit der Fähre nach Sete startete in Nador. Bei der Planung der Tagesetappen habe ich aus Rücksicht auf meine Begleiterin versucht, Touren über 300 km zu vermeiden.
Abreise:
Wieder mit einer GNV Fähre von Nador über Barcelona nach Sete in 42 Stunden. Die Kosten (analog zur Hinfahrt) 349 Euro. PKW und Trailer haben wir unversehrt vorgefunden. Die Ausfahrt vom Parkplatz mit dem Ticket hat problemlos geklappt. 1,5 Tage später waren wir wieder zu Hause.
Unsere Erfahrungen:
Wir haben uns immer sehr sicher und willkommen gefühlt. Die touristische Infrastruktur ist top. Nur auf der Strecke nahe der algerischen Grenze wird es etwas dünn mit Hotels und Restaurants. Tankstellen gibt es überall, Sprit ist billig. Gute Unterkünfte für 2 Personen inkl. Frühstück kosten in der Regel nicht mehr als 40 Euro. Eine marokkanische SIM - Karte mit 20 GB für einen Monat hat bei der Einreise am Fährhafen 20 Euro gekostet.
Marokkanisches Essen hat uns sehr gut geschmeckt. Auf gute Magen-Darm Medikamente sollte man dennoch nicht verzichten. Uns hat es schon am 3. Tag erwischt, aber das gehört eben dazu!
Aggressives Betteln haben wir eher selten erlebt. Für jeder Form der Dienstleistung ist ein kleines Trinkgeld obligatorisch.
Die Straßen sind überwiegend in einem sehr guten Zustand. Selbst auf den Nebenstrecken muss man die ausgefransten Buckelpisten suchen! Die Hauptrouten sind mittlerweile top ausgebaut. Da hatten wir uns deutlich mehr "Abenteuer" gewünscht!
Gelegentlich muss man auf Ölspuren achten. Wegen der vielen alten Fahrzeuge leider häufiger, als wir es aus Europa kennen.
Die Landschaft war extrem abwechslungsreich (grüne Berge, kahle Gebirge, Oasen, Steinwüste, Sandwüste) und häufig wirklich spektakulär.
Wir waren Ende Mai unterwegs, und es war jenseits des Hohen Atlas schon sehr warm. In der Erg Chebbi hatten wir 37 Grad im Fahrtwind, und auch in Marrakesch war es deutlich über 30 Grad. Deshalb war die Hauptsaison auch schon vorbei, und wir hatten die meisten Unterkünfte für uns alleine. In den Bergen hatte es noch 15 Grad, in der Ferne sahen wir Schneefelder, aber die Pässe waren alle frei. Wer es kühler mag, sollte im April oder Oktober unterwegs sein.
Für die Statistik
2876 km mit dem Gespann, 2590 km mit der Fähre und 3035 km mit dem Motorrad macht zusammen 8501 km!
Was würden wir anders machen?
Vielleicht würden wir das nächste Mal von Genua starten, da gibt es auch eine Fähre nach Marokko. Und die Anreise würde mit etwas über 1000 km deutliche kürzer ausfallen.
Die Erg Chebbi ist touristisch völlig überfrachtet. Auf gefühlt jeder Düne steht ein Touri, ein Kamel mit Führer, ein Quad, ein Allrad-PKW... Einsames Wüstenfeeling findet sich dort leider nicht mehr. Aber es soll andere, kleinere Sandwüsten geben, die noch ursprünglich sind.
Marrakesch ist sehenswert, vor allem der Jama El Fna bei Nacht! Aber die ganze Stadt ist eine einzige Touristenfalle. Darauf muss man gefasst sein.
Auf der Rückfahrt würden wir nicht mehr an der algerischen Grenze entlang fahren. Es fehlt an Übernachtungsmöglichkeiten. Und man muss das Nichts mögen, um der Landschaft etwas abzugewinnen.
Nun ist der Text doch länger als geplant geworden. Wer schon immer mal nach Marokko wollte, nur zu! (Und nein, ich werde nicht vom marokkanischen Tourismusverband bezahlt ) Bestimmt gibt es Leute, die andere Erfahrungen gemacht haben, als wir. Ich geben hier nur meine subjektiven Eindrücke wieder. Und vielleicht ist der ein oder andere praktische Tipp dabei, der bei der nächsten großen Tourenplanung hilfreich ist. Das würde mich freuen.