Heute wäre eigentlich der Tag zum reinen Kilometer-Schrubben, also eher langweilig. Eigentlich...
Aber der Reihe nach!
Sehr gut gefrühstückt in meiner Unterkunft Hotel Wieser in Petersberg, Daumen hoch, auch für die hauseigene Pizzeria, sehr lecker. Top gepflegtes Haus mit Tiefgaragenplätzchen für die Hilde, damit sie sich bestens von der Raserei erholen kann.
Letzte Nacht hast da richtig gekübelt, um halb 9 sind die Straßen noch fett nass und irgendeiner hat genau auf meiner Route Öl verloren und alle 5 Meter einen Klecks genau auf meine Linie getropft. So ein Krampf die ersten 10 Kilometer. Er erfahrene Spurenleser hat aber gesehen, dass er an meiner nächste Abzweigung geradeaus weiter ist. Es wird wärmer und schon trocknet die Straße ab und ich kann wunderschöne kleine Pässe mit vielen Tornante fahren.
Leider lässt es sich rund um Meran nicvht vermeiden, dass man mit dem ganzen Tross auf der Hauptstraße durchquälen muss Richtung Reschen und es ist echt viel los. Rückreise eben.
Aber der Papa hat mitgedacht und einen netten Abzweig rechts hoch in die Berge eingebaut.
Ich biege also bei Laas rechts ab nach Maso della Chiesa. Die schmale Straße führt dann einige hundert Meter höher parallel am Hang entlang als Panoramaweg (heißt auch so). Jetzt ein ganz heißer Tipp an alle, die das nachfahren wollen: Bitte NICHT in das kleine Bergdorf Tanas einfahren, sondern auf der Straße rechts halten und oberhalb vorbei.
Warum ich das hier so ausdrücklich erwähne? Ich hab nicht aufs Navi geachtet und bin rein in den kleinen Weiler. Mein Dummdumm sagt, da kannst auch durchfahren und im Ort rechts hoch. OK, machmer! Der Abzweig ist eng, die Straße mindestens 25% Steigung, egal die Hilde hats drauf. Weiter hinten ein Schild "nur für Anlüger" oder so ähnlich geht die Straße über in einen Schotterweg. Ich kann oben schon die eigentliche Straße riechen, aber der Schotterweg wird extrem steil und steinig, bis irgendwann der Vortrieb fehlt und BAHNSCHRANKE die Hilde sich nach rechts gegen ein Mäuerchen ablegt wie in den besten Szenen von Valle on Tour.
Ich will sie natürlich mit meinen übermenschlichen Kräften auffangen (vermutlich hatte ich die aus Versehen im Hotel liegengelassen) und habe gar keine Chance. Als Strafe sticht es mir in die rechte Kniekehle, dass mir fast schwarz wird vor Augen.
Da liegt sie nun, so eine verfi**te Scheibe! Die restlichen Kraftausdrücke sind lost in Translation.
Also aufrichten, aber auf das rechte Bein kann ich fast nicht auftreten. Mehrere Versuche, geht nicht. Überlege schon ins Dorf zu laufen und zwei RICHTIGE Männer zu organisieren so mit verschwitzen Unterhemden und Mundgeruch.
Sie liegt steil bergauf, es geht also nur noch rückwärts bergab, nach so 10 Metern wäre ein kleines Plätzchen zum Umdrehen und zurückfahren. Aber wie da hin kommen? Ich versuche, sie hinten etwas rumzuziehen, dann klappt das Aufrichten auf der letzten Rille. Der Winschild hat Kratzer von der ollen Natursteinmauer, ansonsten scheint alles ok. Jetzt gaaanz vorsichtig rückwärts runter ohne Motor und erster Gang mit Kupplung als Notbremse (auch bei Valle abgeschaut). Ich schaffe das bis zu dem Plätzchen.
Aber es ist extrem steil und loses Schotter, klatsch, da liegt sie wieder und jetzt auf die andere Seite. Ich möchte an dieser Stelle dem Erfinder des Sturzbügels meinen Dank rausschicken! Also wieder rumzerren und aufrichten. Bin völlig am A*sch, wo ist mein Sauerstoffzelt?
Ich rufe Benni an, der ist heute mit seiner Britta auch auf dem Rückweg, ist aber schon über den Arlberg, also muss es einfach alleine gehen.
Das eine Stück muss ich noch mit der Notbremse runter, rutsche aber weg und -na ihr wisst schon- Hilde hat kein Bock mehr und macht einen auf Gewerkschaft, dieses mal wieder nach rechts. Ich erwäge, den restlichen Heimweg zu Fuß anzutreten. Irgendwie schaffe ich das dann doch auch noch und fahre zurück durch den Ort und oben auf die eigentlich geplante Straße. Puh, ich bin fertig, hat mich jetzt locker eine halbe Stunde gekostet, eher mehr. Aber egal, Hilde und ich fahren wieder.
In Schlunders kommt man wieder auf die Hauptstraße im Tal und zur Karawane bis hoch auf den Reschen. Ich fahre wieder über den Arlberg und Zürs nach Warth. Allerdings regnet es mittlerweile stramm und oben am Arlberg ist Nebel mit 20 Metern Sicht, die Autos fahren Schritt und ich seh nix.
In Warth wird es besser mit der Sicht und ich fahre runter nach Schoppernau. An der Shell in Au tanke ich und gönne mir einen Kaffee und einen LKW (Leberkäsweggle), das weckt neue Lebensgeister. Der Plan ist, jetzt ohne weitere Pause durchzufahren, sind ja nur 250km oder so. Weils bislang ordentlich geschifft hat, ziehe ich meine zusätzliche Regenjacke über. 5 Minuten später kein Regen mehr - jetzt verstehe ich die eigentliche Funktion einer Regenjacke...
Im Allgäu sind die Straße trocken und teilweise kommt sogar die Sonne raus. Ich komme gut voran und lass die Hilde rennen. Kurz vor Münsingen setzt der Regen ein, jetzt wie aus Eimern. Ist ja nicht mehr weit. Ziemlich platt und noch viel dreckiger komme ich zuhause an und freue mich, dass es in meiner Tiefgarage nicht regnet.
Jetzt noch schnell die Räder runter, denn morgen kommen die Metzeler M9RR drauf für Freitag am Sachsenring.
Fazit des heutigen Tages: Schau auf dein Navi und glaub nicht alles, was es dir vorlügt.
Fazit der Ausfahrt: Dafür, dass das Wetter für alle Tage schlecht angesagt war, hab ich riesigen Dusel und noch viel riesigeren Spaß gehabt. Herz, was willst du mehr?
Ich hoffe, das Mitfiebern hat euch auch etwas Freude bereitet.
A liabs Griaßle
Der Manne
PS: Heute gibt es wegen des Zeitdrucks leider nur zwei Bilder.
Relive 'Italienrunde 4. und letzter Tag'