Spaßbremsen und Bambi-Mörder?
Nach einigen Beiträgen hier zu urteilen, fehlt einigen wohl das rechte Verständnis davon, welchen Sinn und Zweck die Jagd hat und was die Aufgaben sind, die ein Jäger im Rahmen seiner Jagdtätigkeit auszuüben hat. Einigen fehlt scheinbar auch nur das Verständnis was in einem Rechtsstaat erlaubt ist und was nicht. Mit dem Motorrad nach Lust und Laune durch durch den Wald zu fahren gehört sicherlich nicht zu den gängigen Rechten.
Um es gleich vorweg zu nehmen: ich bin kein Jäger. Ich behaupte jedoch von mir selbst zu den (immer weniger werdenden) Menschen zu gehören für die Ethik und Moral nicht nur Fremdwörter sind, sondern die sich, soweit es irgendwie geht, auch daran halten. Und die es auch ankotzt, wenn eine Meute wilder Hunde und Reiter hinter Wild herrennen um es zu Tode zu hetzen (in Deutschland zum Glück verboten) oder die Wild anfüttern, um es nachher an der Futterstelle abzuknallen (dies ist nach dem Jagdrecht nich erlaubt). Aber ich gehöre trotz all dieser Ablehnungen auch zu den Menschen die die Jagd zur Arterhaltung befürworten, auch wenn ich es selbst nicht machen könnte. Drum bin ich froh, daß es Menschen gibt die das tun und uns und dem Wild damit Berliner Verhältnisse ersparen.
Da meine Freundin selbst Jägerin ist und bis vor einigen Jahren auch noch eine eigene Jagd hatte, weiß ich nur zu gut welcher Aufwand und welche Kosten mit einer Jagd verbunden sind. Die so zitierte eigentliche Jagt, macht dabei den kleinsten Teil aus und ist für das meiste Wild durch Gesetze auf feste Zeiträume im Jahr beschränkt.Die Hege und Pflege und die Beseitigung der durch das Wild verursachten Flurschäden (teilweise auch durch finanzielle Entschädigungen) macht den überwiegenden Teil der Arbeiten aus. Außerdem ist die Gesamtstrecke am Ende des Jahres meist geringer als manch einer glauben mag, der möglicherweise die Bilder der erlegten Strecken von irgendwelchen Jagdgesellschaften als Vergleich heranzieht. Außerdem gibt es für einen Großteil des Wildes Schonzeiten, die auch unbedingt einzuhalten sind. Und ist das Wild zum Abschuß freigegeben, kann auch nicht einfach drauf los geballert werden. Der Schuß ist nur dann erlaubt, wenn dadurch eine sichere und artgerechte Erlegung des Wildes möglich ist und auch eine Gefährdung anderer nicht gegeben ist. Dies ist alles im Jagdgesetz geregelt. Abweichungen hiervon werden rigiede geahndet und führen in allerletzter Konsequenz auch zum Verlust des einst teuer erworbenen Jagdscheins. So gesehen wird ein Jäger einen im Feld frei laufenden Hund nicht erschießen, da einserseits hier die o. g. Bedingungen nicht gegeben sind, der Jäger meist selbst Hundehalter ist und weiß, daß es i. d. R. hier auch einen Besitzer gibt und Hunde nun mal nicht zum üblichen Jagdwild gehören. Drohungen mancher Jagdpächter daß er den Hund bei wiederholtem Freilaufen doch noch abknallen würde, sind wirklich nur als dumme Drohungen zu bewerten. Er wird es nicht tun. Das schließ allerdings auch nicht aus, daß Hundehalter in bestimmten Gebieten und zu bestimmten Zeiten Hunde an die Leine nehmen, auch wenn der Hund noch so gut parieren sollte. Die Jagdinstinke sind in jedem Hund drin und die sind meist stärker als der Gehorsam gegenüber seinem Herrn.
Etwas anders sehen die Verhältnisse aus, wenn Hunde im Wald wildern. Hier besteht ein Recht und auch eine Pflicht des Jägers Abhilfe zu schaffen. Wer schon einmal ein von einem Schäferhund angefallenes und letztlich verendetes Reh gesehen hat, wird dies nachvollziehen können. Nur auch hier wird der Jäger nicht sofort und zu jeder zeit schießen, sondern nur dann, wenn bereits solche Fälle von Wilderei vorliegen und offensichtlich ist daß der Hund tatsächlich alleine im Wald umherwildert.
Zu den Motorradfahrern im Wald und auf der Heide, ... hier hat ich meine Freide ...
Wer glaubt, daß dies vollkommen harmlos und auch noch sein Recht sei und es deshalb auch tuen müsse, den Frage ich warum er alternativ beispielsweise nicht einen Kurpark oder ein Golfplatz aufsucht. Letzteres fände ich persönlich mit ner GS und TKC80 sehr interessant, wenn die anschließenden Kosten für die Beseitigung des Flurschadens nicht so hoch wären, wenn es nicht verboten wäre und last but not least man so etwas eben einfach nicht macht. Wo ist hier der Unterschied. Nur weil man im Wald das Wild nicht sieht und damit glaubt es würde dem schon nicht schade weil ja ohnehin nicht da. Mein Vorschlag: einfach mal zu Fuß leise durch den Wald und die Augen auf gemacht.
Zum Thema Trophäen:
Ok, über Geschmack läß sich sicherlich streiten. Das ist auch nicht mein Ding. Aber es gibt eben Menschen für die das wichtig ist. Solange das nur ein Randprodukt der Jagt ist und nicht das eigentliche Ziel, denke ich ist das in Ordnung. Bei bezahlten Abschüssen mag das anders aussehen. Dies hat dann allerdings auch nichts mehr mit meinem Verständnis von Jagd zu zun.
Zum Thema Berlin:
Ich hatte es oben bereits angedeutet. Hier hat neben einer immer zunehmenden Ausweitung der Bebauung in die Waldgebiete hinein und eine absolut falsch verstandenen Tierliebe (viele Zeitgenossen meinen das Wild füttern zu müssen) zu dieser Überhandnahme von Schwarzwild geführt, die nur durch rigorose Bejagung wieder in den Griff zu bekommen ist. Leider scheitert dies an der besagten falsch verstandenen Tierliebe der Menschen dort und auch an der Schwierigkeit die Jagd in einem bewohnten Gebiet durchzuführen, was grundsätzlich erst einmal verboten ist. Mein Vorschlag in diesem besonderen Fall auf Ethik und Moral sowie die sonst üblichen jagdlichen Grundsätze zu verzichten und mit Sprengfallen und Schnellfeuergewehren der Lage Herr zu werden, traf bei meiner Freundin nur auf Unverständnis und veranlasste sie über die Ernsthaftigkeit unserer Beziehung nochmal nachzudenken. Zum Glück war mein Vorschlag auch nicht ganz so ernst gemeint und unserem Urlaub im August steht demzufolge auch nichts im Wege.
Dennoch ist mir dieser Vorschlag in den Sinn gekommen, als ich in einer Reportage zu diesem Thema Berlin vor einigen Wochen, zwei Berliner Polizisten sah, die mit Maschinenpistolen eine kleine Rotte Wildschweine in einem Vorgarten in Berlin mit kurzen Dauerfeuerstößen niederstreckten. Dabei drehte sich nicht nur den Tierliebhabern der Magen um. Aber das sind halt die Folgen, wenn man die Jagd nicht oder nicht konsequent betreibt.
Bevor ich jetzt zu weit vom eigentlichen Thema abschweife noch einmal kurz und knapp:
Motorräder gehören auf die Straße oder auf Übungsgelände. Sie gehören jedenfalls nicht in den Wald.
Und wer es dennoch tut, sollte sich bitte nicht über die Jäger oder Förster (die gibt es ja auch noch) oder den Feldschütz, die Polizei oder einfach nur sonstige Mitmenschen beschweren, die sich dadurch gestört fühlen bzw. einem die fahrt durch den Wald verbieten.
In diesem Sinne
Horido Joho
Thomas