willi.k
die 100.000 € Frage mit Publikumsjoker
Hi Peter,
ich vermute, das ( mittleres Bild ) ist am Col de Rho / Bardoneccia .
Hi Peter,
ich vermute, das ( mittleres Bild ) ist am Col de Rho / Bardoneccia .
Stimme mit "flo" in vielen Dingen überein, vor Allem was den technischen Vorsprung der HP2 angelangt, aber....flo schrieb:Hallo!
Nach einer langen Diskussion zu genau diesem Thema im HPN-Forum hab ich mich dort letztes Jahr folgendermassen geäussert:
Hallo beinand!
Wie vielleicht der ein oder andere weiß, habe ich selbst eine sehr aufwendige HPN (Monolever mit 280mm Öhlins, Magnum 50, sehr gut gemachtem 1043er, ca. 170kg besessen und auch regelmässig im Gelände bewegt. Diese ist mittlerweile einer HP2 gewichen. Ausserdem fahre ich parallel dazu eine Sportenduro (525 EXC). Vom Einsatzbereich gibt es bei mir alles von Pässeheizen über Reisen (innereuopäisch mit kleinem Gepäck) bis hin zum extremen Enduro. Ja, auch Wettbewerbe. Ich denke also, ich kann bei dem Thema auch mitreden! Zuletzt haben wir zwei HP2´s auf der Dolomitenrallye eingesetzt (Gemischter Einsatz Strasse/Offroad), dort waren wir bisher auf den HPN´s unterwegs.
Zur HP2 vs. meiner guten alten HPN: Die eine ist Serie, die andere ein extrem teures, aufwendig gemachtes Einzelstück. Die HPN ist natürlich irgendwie was besonderes und weckt Emotionen. Die HP2 ist Ihr jedoch fahrerisch in allen Belangen überlegen: Deutlich mehr Power, bessere Bremsen, zuverlässige Grosserien-Technik und ein fantastisches Fahrwerk. Die HP2 hat vor Allem dort deutliche Vorteile, wo es um Traktion auf ruppigem Untergrund geht. Es ist wesentlich einfacher und entspannter, in felsigem und steilem Terrain eine saubere Spur zu fahren, wo die 2V´s (auch Paralever HPN´s) schon verspringen, die Traktion verlieren und hängen bleiben. Hier hat gerade das Luftfederbein mit seinen spezifischen Dämpfungseigenschaften einen deutlichen Einfluss. Auch bei härteren Belastungen (Sprünge, tiefe Löcher, Kompressionen) bleibt die HP2 (richtige Einstellung vorausgesetzt) viel ruhiger und fahrstabiler. Motocross-Pisten mit großen Tables habe ich bisher der EXC überlassen, das ist sicherlich alles gut machbar aber nicht der primäre Einsatzbereich der HPN/HP2. Lieber echtes Enduro.
Auf der Strasse ergibt sich grundsätzlich ein ähnliches Bild:
Mehr Spass durch mehr Power (auch wenn der 1043 weicher und ebenfalls begeisternd lief), bessere Bremsen und ein Top Fahrverhalten bei richtiger Einstellung (hier kann man mit der falschen Abstimmung von Luftdruck, Gabeldurchhang und Dämpfungseinstellung jedoch auch viel falsch machen). Leichte Schwächen zeigt das Luftfederbein bei sehr hochfrequenten Anregungen, hier kommt die Luftdämpfung konzeptbedingt an ihre physikalischen Grenzen. Das ist im wesentlichen mit den Supermoto-Rädern ein Thema und sicherlich auch der Grund, die Mega-Moto mit einem hydraulischen Federbein auszurüsten. Alles in allem ein echtes Spassmobil auf kurvigen Passstrassen.
Auf der HPN hatte ich ein Q-tech Heck, somit wenig Platz für Gepäck und keine Koffer. Mit kleinem Gepäck (Ortlieb Rolle oder Softbags)kann man aber auch so prima auf (Offroad-)Kurzreisen gehen, das gleiche gilt für die HP2. Also unentschieden in diesem Punkt.
Für Weltenbummler lass ich das Argument mit der Reparaturfreundlichkeit gelten, für alle die vornehmlich in Europa bleiben ergibt sich für mich jedoch folgendes Bild: Die HPN basiert auf dem alten 2V. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass hier bei härterem Offroad-Einsatz auch dauernd was kaputt geht. Kardangelenke, Getriebe, HAG sind der Belastung mit 70PS und Offroadeinsatz nicht dauerhaft gewachsen und gehen häufiger kaputt als bei einer braven R100GS. Die anfällige Elektrik (Lima, Diodenplatte, Zündung) macht auch oft Ärger.
Bei der HP2 hat man Grosserientechnik, da brennt bei Motor/Getriebe/Elektrik erst mal nix an.
Ich will ja auch die Nachteile der HP2 ggü. der HPN nicht verbergen: Die Ventildeckel halten weniger aus als die eckigen alten, das Thema Ventildeckelschutz ist nicht wirklich gelöst. Ähnliches gilt für den Motorschutz. Die Mikro-Schalter für Seitenständer und Kupplungshebel sind ziemlich besch... und stellen ein Risiko für potentielle Liegenbleiber dar. Wer doch mal mit mehr Gepäck oder sogar Sozius fahren will, wird sich auch wundern: Die Abstimmung des Luftfederbeins muss schon bei geringen Zuladungen (10kg Gepäck)angepasst (aufgepumpt)werden, sonst stimmt die ganze Balance nicht mehr. Ein konventionelles FB mit seiner Linearen Federkennung ist hier weniger empfindlich. Also schnell mit der Freundin zum Badesee ist nicht, da muss erst gepumpt werden.
Bleibt mir noch die Einschätzung zum Thema Rahmen verstärken. Die HP2 ist um Welten stabiler, steifer und bruchresistenter als die alten 2V´s. Diese sind allein schon vom Fahrverhalten her auf die Verstärkungen angewiesen, wenn es sportlicher zugehen soll. Wenns ans Springen (noch dazu mit langen Federwegen)geht, gehts ohne auch ziemlich schnell mit den Rahmenbrüchen. Die HP2 bietet ohne jegliche Verstärkungen ein Potential, welches der 2V nie errreichen wird - auch bzgl. Festigkeit. Wenn man jedoch mit knapp 200kg nach 20m Flug auch mal ins Flat springt (auch Kirssi und Pfeiffer patzen mal), kann auch so ein Rahmen an seine Grenzen kommen. Das überfordert auf Dauer übrigens auch eine EXC, dazu gibt es reine Crosser mit entsprechendem Fahrwerks-Setup.
Wer eine HP2 kauft muss also keinesfalls noch die Tausender in ein Öhlins Federbein, Rahmenverstärkungen und sonstiges investieren, um ein faszinierendes Offroad-Moped zu bekommen. Es reichen meiner Meinung nach ein guter Motorschutz, evtl. ein paar Lackschutzfolien und ein ordentlicher Zylinderschutz. Dass sowas bei 16Tsd Euro auch schon dabei sein sollte, versteht sich von selbst...
Wer ernsthaft Sport mir der HP2 treiben will und die Serien HP2 tatsächlich an die Grenzen bringt, wird wohl noch einen anderen Radsatz (18" HR) kaufen, je nach Ambitionen vielleicht noch ein Öhlins Federbein mit strafferer Abstimmung. Aber das sollte dann auch reichen.
Ich kann abschliessend nur folgendes sagen:
Wer auf überschaubare Technik, Nostalgie und Exklusivität steht, wird weiterhin bei HPN glücklich werden.
Ich habe es noch keine Minute bereut, die HPN gegen die HP2 getauscht zu haben, das neue Motorrad macht mir einfach in allen Belangen mehr Spass, bietet mehr Performance. Dass dieser Spass nicht gerade billig ist, sei unbestritten - aber da geben sich HPN und HP2 nicht viel. Meine ehemalige HPN würde (hätte ich nicht sehr viel selber gemacht)in Seibersdorf jedenfall deutlich mehr kosten als die HP2...
Alles in Allem kann ich diese Meinung nach wie vor so stehen lassen. Ab und Zu geht mir meine HPN allerdings schon ab...
Viele Grüße,
flo