Tour für´s weekend
Hallo Zusammen,
ja leider mußte ich ja heute schon sehr früh die Truppe wieder verlassen
aber trotzdem mir gefiel die Geschwindigkeit sehr gut.
Ich denke hier hat sich eine gute Truppe gefunden.
Hab überlegt ob man aus dem verlängerten Wochenende was machen könnte und da viel mir folgende Tourbeschreibung ins Auge:
Herbsttour Luxemburg
Das wird bereits auf den ersten Kilometern in der ländlichen Idylle der Ardennen klar. Schmale Straßen dritter oder vierter Ordnung, in der Landkarte weiß verzeichnet, drehen sich in endlosen Kurven von Tal zu Tal und legen sich zwischendurch mit den grünen Bergen an. Der Verkehr tendiert wochentags gegen null, nur ab und zu kommt ein Postbote im Renault Kangoo entgegen, oder ein Schulbus verteilt Kinder in den kleinen Dörfern des Öslings.
Der Ösling, in der Nationalsprache Lëtzebuergesch heißt er Éisleck, umfasst das nördliche Drittel des nur 82 Kilometer kurzen Landes. Auf der sanft gewellten Hochfläche dominieren Felder und Wiesen. Der Horizont ist so weit und übersichtlich, dass man schon samstags sieht, wer sonntags zu Besuch kommt. Behaupten jedenfalls die Luxemburger. Die guten Straßen brauchen nur selten eine Kurve, um voranzukommen, verstecken sich aber dafür oft zwischen alten Bäumen. Solch wunderschöne Alleen gibt es jenseits der Grenzen nur noch selten.
Für Spannung sorgen die zahlreichen Flüsse, die seit der letzten Eiszeit erstaunlich tiefe Täler in die Ardennen gegraben haben. Und dort holen die Straßen kurvenmäßig das nach, was sie zuvor versäumt haben. Es dauert nicht lange, bis wir dieses Spiel begriffen haben. Und spielen gerne mit. Nur leider die Michelin-Karte nicht. Das sonst so genaue Blatt zeigt ungewohnte Schwächen bei den kleinsten Straßen, verspricht Wege, wo keine sind, und ignoriert Orte, die real existieren.
Nach drei falschen Fährten binnen einer Stunde navigieren wir der Nase nach. Was im Ösling kein Fehler ist. Denn egal ob von Wilwerwiltz nach Wiltz, von Goebbelsmühle nach Bourscheid oder von Ermdorf nach Savelborn, fast alle Nebenstraßen, die aus den Tälern auf die Hochfläche klettern, sind kurvige Attraktionen. Außerdem hilft die Sonne bei der groben Orientierung. Und schließlich ist Luxemburg nicht die algerische Sahara, wirkliches Verfahren also kaum möglich.
Unser Favorit unter all diesen Strecken ist die CR 348 mit ihren flüssigen und abwechslungsreichen Kurven. Wo diese Straße ist? Sie verlässt das Tal der Sauer bei Goebbelsmühle und windet sich durch den Wald hinauf nach Bourscheid. Kaum zwei Kilometer weiter nötigt eine märchenhafte Aussicht zur Vollbremsung. Die Burg Bourscheid. Keine andere Burg liegt so fantastisch inmitten grüner Wälder auf einem Felsplateau hoch über dem Fluss. Der riesigen Anlage ist ihre 500-jährige Bauzeit anzusehen. Die ältesten Mauern stammen aus dem elften Jahrhundert, etwas später kam ein Wohnturm hinzu, der Burgherr im 14. Jahrhundert ließ sechs runde Türme samt Ringwall bauen, und die folgenden Generationen fanden noch Platz für weitere Gebäude. Wie aus einem Guss kann die Anlage da kaum aussehen. Und genau das macht sie neben ihrer Lage so reizvoll. Designerschlösser gibt es in Versailles oder Potsdam, auf die Berge der Ardennen passt so ein Burg-Ruinen-Mix wie Bourscheid viel besser.
Hinter Bourscheid nimmt die CR 348 Anlauf für ihre Abfahrt nach Ettelbruck. Von dort führt die Route auf Kurs Süd weiter ins Tal der sieben Schlösser – und passiert bei Saeul die schönste Allee des Landes. Dicke Laubbäume lassen nur wenig Platz für die schmale, wellige Straße. Durch das dichte Blätterdach fällt gedämpftes grün-gelbes Licht. Fahren in einem natürlichen Tunnel. Wunderschön.
Ein Eindruck, der sich schon wenig später ändern soll. Das Tal der sieben Schlösser entlang des kleinen Flusses Eisch ist das letzte landschaftliche Idyll vor dem recht langweiligen, flachen und dicht besiedelten Süden rund um die Hauptstadt Luxemburg. Dafür bleibt nun Zeit, auf andere Details zu achten. Wie die zweisprachigen Ortsschilder, in französisch oder deutsch und lëtzebuergesch. Rumelange ist Rëmmeléng, Dudelang Diddeléng und Schifflange heißt auch Schëffléng.
Schengen ist ein kleiner Ort direkt an der Mosel und hat mehr zu bieten als Zapfsäulen. Ein Gedenkstein am Europaplatz erinnert an die Ratifizierung des Schengener Abkommens, das die Passkontrollen innerhalb der EU abschaffte und für offene Grenzen sorgte. Der Ort für diesen historischen Akt hätte kaum besser gewählt werden können, schließlich liegen Deutschland und Frankreich nur einen Steinwurf vom Schengener Schloss entfernt.
Am nächsten Morgen drehen wir die Enduros auf Nordkurs und folgen dem Grenzfluss Moselle. Kleine Orte mit rustikalen Steinhäusern säumen die zum Kanal ausgebaute Mosel. Obwohl Remich, Ehnen oder Machtun nicht mit dem pittoresken Charme deutscher Weinorte flussabwärts konkurrieren können, lohnen auch sie einen Rundgang.
Die breite Nationalstraße N 10 am Moselufer ist dagegen keine Offenbarung. Der Abzweig bei Wasserbillig aus dem lauten Tal kommt da gerade recht. Entlang der Sauer umfängt einen schon nach wenigen Kilometern idyllische Ruhe. Endlich stellt sich auch das entspannte Gleiten wieder ein, das auf einer stark befahrenen Nationalstraße einfach nicht gelingen will.
Allerdings zwingt bereits kurz darauf Echternach zu einer Pause. Der Marktplatz mit seinen historischen Bürgerhäusern zählt zu den schönsten im Großherzogtum. Das wissen neben den einheimischen auch die zahlreichen Motorradfahrer aus Deutschland, Frankreich, Belgien und Holland, gilt doch der gepflasterte Marktplatz mit dem fast 600 Jahre alten Rathaus als internationaler Treffpunkt. Dementsprechend voll ist es hier am Sonntag, und lediglich die standortbenachteiligten Cafés, die keine Herbstsonne abbekommen, haben noch wenige freie Plätze.
Die wunderbar restaurierte Burg von Vianden umgibt sich mit einer märchenhaften Aura.
Ein paar Gasstöße und Schräglagenwechsel hinter Echternach beginnt die Kleine Luxemburger Schweiz. Ende des 19. Jahrhunderts war mitteleuropäischer Schweiz-Boom. Um Touristen anzulocken, erdachten sich findige Hoteliers und Bürgermeister nicht nur die Holsteinische und Fränkische, sondern auch die Luxemburger Schweiz. Ernst zu nehmende Berge hat keine dieser Kopien zu bieten, im dichten Buchenwald des Luxemburger Plagiats wachsen zumindest einige bizarre Sandsteinfelsen bis über die Baumkronen. Der Clou sind aber nicht die braungelben Felsen an sich, sondern deren Namen: Werschrummschlüff, Zickzackschlüff und Sieweschlüff. Schlüff bedeutet Einschnitt, und tatsächlich gibt es in einigen Felsen extrem enge Spalten, durch die manchmal sogar eine grobe Treppe bis aufs Haupt der Schlüffe klettert. Die spannendste, kaum einen Meter breite Schlüffstiege befindet sich am Perekop. In dem finsteren Spalt kommt ein mulmiges Gefühl auf. Bloß nicht an Erdbeben denken. Also schnell hochsteigen und die Aussicht über die herbstlichen Hügel genießen.
Das Herz der Luxemburger Schweiz ist das malerische Müllerthal. Der kleine Fluss Ernz Noire schlängelt sich zwischen dicken Buchen, bildet hier und da sogar einen Wasserfall. Natürlich nicht in original Schweizer Dimension, sondern kaum zwei Meter hoch. Vom Müllerthal ist es nur ein Katzensprung bis Larochette. Unterhalb der großen Burgruine schmiegen sich alte, pastellfarbige Häuser ins Tal der Ernz Blanche.
Wir gönnen uns einen Café au lait nebst Vanille-Eclair und schwingen dann über die schmale CR 358 zur Burgruine Beaufort und weiter ins Tal der Sauer. Am anderen Ufer liegt Rheinland-Pfalz. Wir bleiben diesseits der Grenze und folgen der Our, einem Nebenfluss der Sauer. Unter der Woche sind die Straßen wie leergefegt. Nur in Vianden, dem touristischen Brennpunkt des Ourtals, ist noch etwas Betrieb. Einige Besucher wandeln auf den Spuren des großen französischen Romantikers Victor Hugo, der hier in seinen späten Jahren zeitweise lebte.
Wobei der eigentliche Touristenmagnet des Tals die hoch über Vianden thronende, riesige Burg in aussichtsreicher Lage über der Our ist. Was auch der Staat erkannt hat und die Ex-Ruine seit 30 Jahren äußerst liebevoll zur Vorzeigeburg restauriert.
An einem sonnigen Herbsttag ist Fahren allerdings weit verlockender als die Besichtigung jedes noch so imposanten mittelalterlichen Gemäuers. Mit gemütlicher Drehzahl bollern die Einzylinder am Ufer der Our entlang. Hier und da spannt sich eine alte steinerne Bogenbrücke über den Fluss nach Deutschland. Die Häuschen der Zöllner dienen längst sinnvolleren Aufgaben als früher: Sie wurden beispielsweise zu Kiosken oder Wohnhäusern umfunktioniert. Wenn doch anderswo auf der Welt die Grenzen genauso unsichtbar wären wie hier im Tal der Our. Eine ferne, aber verlockende Vision.
Frage: Hat jemand von Euch Interesse die Tour nachzufahren, bzw. in abgewandelter Form zu fahren, wäre doch ne nette Gelegenheit...
Ich hoffe das Wetter am Wochende ist stabil
Wie sieht´s aus
Setzt doch bitte mal ein Signal damit wir ggf. planen können
Gruß
QStall