geht bei mir anders. wer ist denn berechtigt, mir vorzuschreiben, wie ich mich vorwaerts bewege und wie ich mich kleide? wer?
Es kommt auf deinen Job an. Bestimmte Arten des Auftritts bei Kunden oder Geschäftspartnern können vom Arbeitgeber festgelegt werden. So führte der Paketzusteller UPS Anfang des Jahrtausends einen längeren Rechtsstreit gegen einen Mitarbeiter, der sich einen Bart hatte stehen lassen, was gegen die UPS-Regeln verstieß (schließlich hat UPS eingelenkt).
Mein Arbeitgeber schreibt mir zum Beispiel vor, dass ich längere Dienstreisen vorzugsweise mit der Bahn zu machen habe. Will ich stattdessen fliegen, muss ich mir das persönlich freigeben lassen. Eine Fahrt mit dem privaten Kfz und anschließende Abrechung über Kilometerpauschale kommt gar nicht in Frage. Es gibt ein relativ enges Regelgerüst, das meines Wissens das Bundeswirtschaftsministerium entwickelt, wie man welche Reisekosten und -spesen abrechnen darf, ohne dass am Ende ein geldwerter Vorteil für den Arbeitnehmer (inkl. Steuerpflicht) rausschaut. Leider gibt es bei uns auch nicht die Möglichkeit zu sagen: "Arbeitgeber, bitte ersetze mir die Kosten für das bahnticket und ich sehe dann schon selbst zu, wie ich da hinkomme."
Ich könnte vermutlich längere Strecken mit dem Motorrad fahren, wenn ich das wollte, würde dafür dann aber keine Reisekosten erstattet bekommen, wenn mein Arbeitgeber der Ansicht ist, dass ich lieber Bahn fahren soll. Ich kann mir sogar lebhaft vorstellen, dass er mit einer solchen Argumentation bei jedem Arbeitsgericht durch käme, denn Motorradfahren ist statistisch gesehen deutlich gefährlicher als Bahnfahren, das wird jeder Richter sofort schlucken.
Mit anderen Worten: Wenn dein Boss nicht will, dass du eine Dienstreise mit dem Motorrad macht, kannst du dich kaum dagegen wehren. Es sei denn, du wechselst den Job oder machst dich selbstständig.
Bei Außendienstlern, die angestellt arbeiten, kann der Arbeitgeber mit Sicherheit auch festlegen, wie die beim Kunden auflaufen sollen. Ich erinnere mich an einen Verlag, dessen Anzeigenvertreter unerwartet hohe Provisionen mehrheitlich dazu nutzten, sich protzige Geschäftswagen zuzulegen. Das gab dann Ärger, weil ein Auftritt mit einem solch fetten Auto beim Kunden die Verhandlungsposition verschlechterte.
Noch eine ulkige Geschiche aus den frühen 80ern, erzählt von einem Ex-Kollegen. Der, damals überzeugter Jeans- und Parka-Träger, hatte in Hamburg bei der Europa-Niederlassung einer Kamerafirma angeheuert. Das Top-Management der Firma bestand aus Japanern, sein Abteilungsleiter war aber Deutscher. Unser langhaariger Bombenleger fuhr ein merkwürdiges Auto: Einen ausgemusterten Leichenwagen. Den parkte er so lange auf dem Firmenparkplatz, bis sein Vorgesetzter ihn peinlich berührt bat, sich etwas anderes einfallen zu lassen. Die Japaner kämen mit dem Leichenwagen vorm Haus nicht klar. Wenn es am Geld für ein anderes Auto mangle, sei auch ein Vorschuss drin. Der Mann nahm den Vorschuss, trennte sich vom Bestatter und kaufte sich - einen runtergerockten Mercedes 280S. Das war dann auch wieder shyce: Der Oberjapaner hatte als Dienstwagen einen Audi 100...
Ich glaube, der Mann hat dort nicht lange gearbeitet...