Liebe GS-Gemeinde,
nach nunmehr 5 erfahrungsreichen Jahren stoße ich noch einmal auf dieses Thema und wundere mich im Nachhinein, wie hohe Wellen ich mit meiner kleinen Anfrage ausgelöst habe. Vielleicht interessiert es einige kleinere Menschen, wie ich mit diesem Problem umgegangen bin und wie ich es gelöst habe.
Ich war damals keine Anfängerin mehr, weshalb ich ja gerade als "erfahrene" Fahrerin nach einer tiefergelegten 800-er fragte, wo ich mal probesitzen oder gar probefahren dürfte. Es hat sich keiner dazu bereit gefunden, aber viele haben ihre Meinungen kundgetan, allen voran die 650 - er angepriesen. Als ob ich die nicht längst probegefahren und verworfen hätte. Es ist eben NICHT dasselbe, wie die 800-er. Meine Schwester (noch kleiner als ich) hat jahrelang dasselbe Problem gehabt und sich jetzt endlich eine 800-er mit anderem Wilbersfahrwerk gekauft, weil weder die 700-er und erst recht nicht die 650-er (Zweizylinder) ihr zusagten - fahrtechnisch gesehen. Einem Anfänger mag der Unterschied nicht auffallen, uns erfahreneren Fahrern aber schon! Ich wollte ein Mopped, was sich so leicht fahren und händeln lässt, wie meine Eintopf-GS, nur eben ein paar mehr PS hat. Die hab ich in der 800-er gefunden. Nun kann ich entspannt fahren, kurz und knapp überholen und anschließend wieder in Ruhe mein Tempo cruisen.
DAS habe ich damals gemacht:
Eine normale 800-er gekauft und VOR der Abholung bereits das Original-Federbein ausbauen und bei VKS (glaube ich zumindest) für 130,- verändern lassen und die Gabel durchgestochen. Damit habe ich den neuen ungewohnten Motor kennengelernt. Dies hat 3000 km gehalten, dann habe ich das erste Mal aufgesetzt. Da hatte ich aber schon 3000 km lang (also 6 Wochen) den Umstieg von Eintopf auf Zweizylinder gelernt und würgte nicht mehr unerwartet in Kehren etc. ab. Das Handling der Hebelei war nicht mehr neu. Somit habe ich die Veränderung wieder rückgängig gemacht (für 10,- plus Ein/Ausbau des Federbeins), das originale normalhohe Federbein wieder eingesetzt und mir eine tiefere Sitzbank bei Touratech gekauft. Damit bin ich dann 55 TKM und 3 Jahre lang sehr glücklich gewesen, auch wenn ich im Gelände festgestellt habe, dass dort meine Beine schnell zu kurz waren (und immer noch sind!) und dann die Maschine eben aufgehoben werden muss. Ich habe hier gelernt, VORM Anhalten den Boden zu begutachten und ggf. dort nicht anzuhalten, sondern weiter zu fahren, wenn dort Senken/Lücken o.ä. sind. Durch das offroad-Fahren habe ich vor allem gelernt, langsam balancierend die Maschine zu beherrschen, ohne die Füße runter zu nehmen, was die Fuhre bedeutend stabiler macht. Den Mut dazu habe ich mit viel Üben und Mut zum Fallenlassen bekommen. Da mein Mann aber die gleichen Probleme hatte, obwohl er größer ist, habe ich letztendlich festgestellt, dass im Gelände die Beine immer zu kurz sind, egal wie tief die Maschine ist, weil sie zu schwer ist und einen hohen Schwerpunkt hat, und durch das (oftmals) Wegrutschen des Fußes die hohe Maschine nicht mehr gehalten werden kann, aber dort auch in der Regel außer ein paar Kratzern an der Protektion nichts passiert.
Mit 66 TKM habe ich die niedrige Sitzbank durch die normalhohe Sitzbank ersetzt, um mich auf meine noch höhere ADV vorzubereiten. Diese habe ich in Vorbereitung auf eine 1-jährige Amerikareise mit TouratechFederung gekauft. Mittlerweile habe ich auch auf der ADV fast 80 TKM in einem Jahr gefahren. Auch sie lag diverse Male auf der Seite (Umfaller, Wegrutschet, Sturz, Unfall), ist aber außer Kratzern an den Bügel unversehrt geblieben und wunderbar zu fahren, auch wenn sie dicker und schwerer ist (größerer Tank, andere Außenmaße, Gepäck), als meine normale GS. Meine normale GS, nicht tiefergelegt mit normalhoher Sitzbank fahre ich mittlerweile wie ein Fahrrad, komme nur mit den Fußballen auf (bei der ADV komme ich nur mit einem Fuß auf, wenn sie nicht beladen ist). Es ist alles Kopfsache. Ich habe "niedrig" angefangen (650-er Eintopf) und mich mehr und mehr herangetastet, mehr und mehr an die Höhe gewöhnt durch viele Trainings, Üben und Mut. Ich kann ich jedem nur raten, sich nicht von besserwissenden Männern bequatschen zu lassen, welches Mopped für "SIE" (die Dame) richtig ist. Mädels, entscheidet selbst, setzt euch drauf und probiert. Wenn ihr beim Anhalten Stress habt, weil sie so hoch ist, beim Fahren aber wunderbar, dann übt das Anhalten, und sucht nicht nach anderen Moppeds. Sondiert das Terrain, bevor ihr anhaltet und haltet dort nicht an, wo es euch nicht gefällt. Bevor Kritiker wieder einwenden, es gäbe Situationen an BergaufKreuzungen, wo man anhalten MUSS, denen antworte ich: Alles eine Frage der Geschwindigkeit und der Geschicklichkeit. Wenn ich in langsamer Schrittgeschwindigkeit mein Mopped bergauf händeln kann, sogar kurz anhalten kann, ohne die Füße runter zu nehmen, dann klappt das auch. Zur Not mit dem Popo das Bein verlängern (also auf einer Seite Fuß ganz runter, auf anderen Seite Fuß auf Raste) oder ggf. ich sie halt hinlegen und wieder aufheben. Meist eilen helfende Hände herbei, eh ich mich umgedreht habe.
Ich bin übrigens 175 cm groß, sehr glückliche 150 TKM (mit 2 GS-en) in 5 Jahren gefahren und habe es nie bereut. Die 800-er ist MEIN Mopped. Keine andere ist so händelbar, auf keiner anderen fühle ich mich so wohl, on road wie off road.
Jedem der Stress mit seinem Mopped hat, kann ich nur raten, ADAC- oder offroad-Trainings zu machen (Seit ich offroad fahre, fahre ich anders auf der Straße!), bevor er sich ein anderes Mopped sucht. Viele Probleme macht sich Kopf (auch bei mir - leider immer noch, ganz unnötigerweise!), was der Body schon längst beherrscht.
In diesem Sinne: Angst und Stress sind schlechte Moppedfahrer, bekämpft sie! Nicht euer Mopped!
Eure music