Meine Frau hat Schuhe von Daytona, eine Kombi von Dainese, den Helm von Shoei, Handschuhe von Held und den Nierengurt von Rukka. Alles sehr bequeme und vor allem möglichst sichere Modelle. Darauf habe ich großen Wert gelegt. Der Verkäufer hat bei den Daytonas fast geweint: "Daytona für die Sozia!". Egal, es war ein mein Geburtstagsgeschenk für Sie, in der Hoffnung, daß wir öfter zusammen auf dem Motorrad unterwegs sein werden.
Vor einigen Jahren fuhr sie dann ein Mal mit. Es lag nicht an meinen Fahrkünsten. Sie mag halt einfach Flip-Flops und Sommerkleider. Der ganze Aufwand mit den Klamotten und das Rumgerenne als Marsfrauchen, gerade im Sommer, darauf steht sie eben nicht.
Nun gut. Ich liebe meine Frau und ich fahre gern Motorrad. Turbulenzen in der wilden Ehe brachten mein Weib und mich bisher nicht auseinander. Eine orientierlose und überforderte Rentnerin mit ihren Hyundai konnten mich nicht vom Motorradfahren abbringen, obwohl ich nach dem Verlust der hinteren Hälfte meines Motorrads und arger Probleme in der Halswirbelsäule schon fast daran gedacht hatte.
Man lebt nur einmal und sollte tun, was man möchte. Ich will mich davon von niemandem abhalten lassen und mache anderen nach Möglichkeit auch keine Vorschriften. Kann ja jeder für sich entscheiden. Natürlich tue ich alles mir mögliche, um das Risiko beim Fahren zu minimieren. Defensives Fahren, Konzentration, mindestens ein Fahrtraining pro Jahr. Das bin ich meinen Liebsten schuldig. Ich will ja nachhause kommen und freue mich jedes Mal darauf.
Ich fahre einmal unter Woche nach der Arbeit zwischen 150 und 300 km und bin zum Abendessen wieder daheim. Das findet dann an diesem Tag eben etwas später statt. Berufliche Abwesenheit meiner Frau oder Kurzurlaube mit Ihren Freundinnen nutze ich für Motorradreisen von ein paar Tagen, so etwa bis 1.500 - 2.000 km Länge, ein- bis zweimal im Jahr. So nehme ich uns eigentlich kaum gemeinsame Zeit. Allerdings kann ich mich in Zeiten, die andere Prioritäten erfordern, auch zurücknehmen. Dafür versucht meine Frau auch, Ihre Sorgen und Ängste, die sie natürlich schon hin und wieder hat, wenn ich auf dem Motorrad unterwegs bin, nicht zum Anlass zu nehmen, mich vom Motorradfahren abhalten zu wollen.
So kommen wir ganz gut klar, auch mit Motorrad.
freshman