ich habe so ein automatisches Notrufsystem auch schon mal angedacht. Vorallem wen ich auf kleinen Nebenstrassen in den Alpen/Schwarzwald/Vogesen unterwegs bin. Ein fahrfehler, ein Tier das plötzlich auftaucht, oder wasauchimmer und es geht den Hang hinunter. Wenn dan niemand in der Nähe ist, der das sieht, dann bist du einfach von der Strasse verschwunden und wirst erst wieder gefunden wenn der bauer seine Miese mäht, ein Wanderer durch die Wildniss streift oder in 1000 Jahren jemand die Gletschermumie ausgräbt ...
eCall ist eine Initiative der Europäischen Union. Für neue PKW ab 2018 vorgeschrieben. Im Fall eines Unfalls werden nach 15 Sekundenh Standort und Unfalldaten an 112 übertragen (innerhalb vn 15 Sekunden kann der Alarm abgebrochen werden). PKW können dank ihrer modernen Elektronik eine fülle an Infos generieren, durch die Ersthelfer die Situation einschätzen können (Crashsensoren, Airbag, Sicherheitsgurte, ...). Daher weiss die Leitstelle schon bei Eingehen der Daten ungefähr was passiert ist. z.B. Auffahrunfall, mehrfachen Überschlag, 1...x Personen, ...
Entsprechend können die Einsatzkräfte dosponiert werden.
Finde ich super.
Aber: Ich stimme den grundsätzlichen Datenschutzbedenken zu. Wenn erstmals die Infrastruktur da ist, werden auch Begehrlichkeiten kommen mehr aus den Daten zu machen. Etwa Kontrolle des Verkehrsflusses (wie schnell bewegen sich Fahrzeuge - kündigt sich ein Stau durch überlastung an...). Der finale Schritt ist dann die lückenlose Aufzeichnung der Mobilität aller Verkehrsteilnehmer ...
Andererseits - wer immer heutzutage ein Handy eingesteckt hat, lässt sich bereitwillig von Google, Facebook, Apple oder irgendwelchen App-Anbietern überwachen.
Nur zur Klarstellung - eCall übermittelt nur Daten NACH einem Unfall. Datenspeicherung und Verwendung der Daten zu anderen Zwecken als Notfall-Alarmierung ist untersagt.
Sehr viel einfacher ist UMD (UnfallMeldeDienst aufgebaut). Der Autofahrer steckt einen Crashsensor in den Zigarettenanzünder und koppelt ihn mit seinem Handy. Positionsbestimmung und Notruf erfolgt über das Handy. Bei Auslösen des Notfalls versucht das CallCenter kontakt mit dem Fahrer aufzubauen und nach Rücksprache (oder fehlender Reaktion) den Notruf auszulösen. Das System wird von Versicherern betrieben (die grundsätzlich ein wirtschaftliches Interesse an minimieren der Unfall-Folgekosten haben). Wie eCall werden Daten nur nach Auslösung übertragen. Ob zukünftig noch andere Einsatzmöglichkeiten denkbar sind, bleibt der Fantasie des p.t. Lesers überlassen.
Der Vorteil von UMD ist sicherlich der automatische Rückkanal. Wenn es einen fehlalarm gibt oder keine Rettungskräfte notwendig sind, kann man das einfach dem Call-Center mitteilen. Bei eCall ist das nicht vorgesehen. Wenn der Alarm nicht innerhalb von 15 Sekunden quittiert wird, wird alarmiert. Nach alarmierung muss der Fahrer selber die Rettungskräfte abbestellen (nicht so einfach wenn man sich im fremdsprachigen Ausland befindet...).
BMW hat mit seinem eigenen eCall ein dem UMD vergleichbares System. Im Notfall wird die Verbindung zu einem CallCenter aufgebaut.
Grundsätzlich ist eCall ab nächsten Jahr für PKW vorgeschrieben (keine Verpflichtung für Motorräder). BMW bietet sein Notrufsystem für einzelnen Krad-Modell als Option an. Mir sind aktuell keine anderen Motorrad-Hersteller bekannt die ähnliches anbieten. Mittelfristig wird es vielleicht vieles andere zur Standardausstattung am Motorrad gehören - aber bis dahin werden noch einige Saisonen vergehen.
eCall muss innerhalb der EU funktionieren (Mobilfunkabdeckung vorrausgetzt). Andere Systeme (UMD, BMW-eCall, ... können auf bestimmte Länder beschränkt sein - klar, da muss der Betreiber erstmals ein Call-Center aufbauen in dem Mitarbeiter flämisch, litauisch, dänisch, ... sprechen).
Eigentlich ist das System mit Callcenter cool. Weil es universel und nicht nur Unfälle beschränkt ist. Wenn ich eine Panne habe, drücke ich den SOS-Knopf, werde mit dem CallCenter verbunden und kann ihnen das Problem schildern und das Callcenter schickt einen Pannenwagen oder informiert ADAC, Oeamtc. Arbö, TCS, ...
Ich bin mal mit dem PKW irgendwo in Frankreich in der Pampa gestanden und habe versucht der Polizei meinen Standort zu beschreiben. Hat mich 30 Minuten Nerven gekostet ....
So, abschliessend Nachrüstsysteme für das Motorrad.
Vor Jahren hat wohl Schuberth versucht ein System für den Helm auf den Markt zu bringen (Steuergerät am Bike) - ist nach einem Jahr zurückgezogen worden. Gerüchsteweise hat es zuviele Fehlalarme gegeben...
Aktuell habe ich zwei Systeme gefunden:
TRAXX - wobei die Website von PreOrder spricht und das das Gerät ab mitte 2016 verfügbar ist ...
dguard - das gibt es wohl wirklich. Ist aber mit einem tracking gekoppelt. D.h., es wird permanent mitgeloggt wo das Bike ist (der/die Significant Other kann auf der Webiste checken wo du gerade bist). Ausserdem ist ein Diebstahlschutz integriert. Wenn das Töff ohne Zündung bewegt wird, dann wird ein stiller Alarm ausgelöst.
Ich habe bei solchen tracking-Lösungen immer das ungute Gefühl, das der Anbieter sich noch ein kleines Taschengeld dazuverdient, indem er meine Positions- und Bewegungsdaten vermarktet - aber das kann jeder für sich selber entscheiden.
Soweit zur Situation in der EU bzw. in Europa. Das alles hilft aber nichts, wenn man mit dem Motorrad in der Mongolei oder mitten im Pazifik unterwegs ist.
Sorry für den langen text - wenn jemand etwas damit anfangen kann: You are welcome
Ansonsten einfach überblättern
gruss
v.