Hier ist mein Bericht zu meiner Reise von diesem Jahr.
Dieses Jahr 2022 hat der Krieg in Europa begonnen, was wir für unmöglich gehalten haben. Ich komme aus der Ukraine und meine Mutter wohnt immer noch dort, nicht weit von der russischen Grenze entfernt.
Also Ende Juni, 4 Monate nach dem Kriegsbeginn, bin ich mit dem Motorrad BMW 750 GS, in die Ukraine gefahren.
Am ersten Tag habe ich knapp 1000 km hinter mir gelassen und Krakau erreicht. Krakau ist eine wunderschöne Stadt, aber dieses mal wollte ich nicht durch die Altstadt bummeln und bin in meinem Hotel geblieben. Am nächsten Tag fuhr ich die Autobahn, die ich schon gut kenne, und habe schnell die ukrainische Grenze erreicht. Ich war sehr überrascht, was für eine riesige Schlange von LKW und PKW sich gebildet hatte. So was habe ich noch nie gesehen. Die Leute machten Picknik, sonnten sich und schliefen, ich bin an allen vorbei gefahren und nach eine knappen Stunde konnte ich die polnische und ukrainische Grenze hinter mir lassen. Am Anfang hatte ich den Plan eine Übernachtung in Lviv zu machen, aber ich war da schon um 14:00 Uhr und wollte keine Zeit verlieren. So entscheide ich weiter nach Westen zu fahren. Was mich noch beunruhigt hatte war, dass nicht jede Tankstelle Benzin hatte. Obwohl ich einen 10l-Kanister mit Benzin dabei hatte, habe ich trotzdem jede Möglichkeit genutzt und getankt. Manchmal musste ich lange warten, weil an den Tankstellen, wo es Benzin gab, sich Schlangen bildeten. Abends habe ich die Stadt Rowno erreicht und entschieden hier zu übernachten. Abends noch ein kurzer Spaziergang durch die Stadt, dann die Wetterprognose für den nächsten Tag gucken, Essen und ins Bett.
Mogens um 7:30 ging es in Richtung Kiev. Ich fahre eine gut ausgebaute Strasse mit 120 – 130 km/h, von dem Krieg sieht man und hört man hier nichts. Plötzlich sehe ich kaputte Häuser am Rande der Strasse, zerstörte Brücken, ausgebrannte Tankstellen und Hallen. Ich verstehe sofort, dass Kiev ganz in der Nähe ist und hier haben die Kämpfe stattgefunden. Auf dieser Straße standen die riesigen Militärkolonnen der Russen, was ich im Fernsehen in Deutschland gesehen habe. Die russische Armee wollte ganz schnell Kiev erobern, aber sie haben sich verrechnet.
Ein paar Kilometer von Kiev entfernt verlasse ich die Schnellstraße und fahre nach Irpin und Butcha. Es ist nicht weit, man fährt durch den Wald nur 15 Minuten und dann sieht man das Schild „Irpin“. Die Stadt ist klein und sehr gepflegt. Ich bin die Hauptstraße entlang gefahren und staunte, dass das Leben in der Stadt weiter geht, wie vor dem Krieg. Die Leute gingen einkaufen, saßen draußen in Cafes und tranken Kaffe. Die Kinder spielten auf den Spielplätzen. Ich fahre weiter von Zentrum und sehe die Bilder, was ich schon im Fernsehen gesehen habe. Es ist ein wunderschöner und ruhiger Platz, überall wachsen große Kiefern und zwischen diesen Bäumen stehen sehr moderne Häuser mit gepflegten Gärtnen, oder besser gesagt, was von diesen Häusern geblieben ist. Die von Kugeln durchsiebte Autos stehen auch dort. Ich spreche einen Taxifahrer an und der erzählte mir seine Geschichte, wie er nach einer Woche russischer Belagerung raus aus Irpin kam. Dann verabschiede ich mich von ihm und fahre noch 6 km nach Butcha. Es war sehr heiß und ich habe meine Handschuhe ausgezogen und den Reißverschlus der Jacke aufgemacht. In Butcha wollte ich mit keinem reden, ich habe die zerstörten Gebäude angeckukt und wollte mich nur vor der Hitze verstecken. Es ging weiter nach Kiev an der berühmten zerbombten Brücke vorbei. Bauarbeiter, die an der Brücke arbeiteten, haben mir gesagt, dass das Leben weiter geht und man so schnell wie es möglich alles reparieren muß.
Als ich in Kiev angekommen bin, es hat angefangen sehr stark zu regnen. Es war ein tropischer Regen. Auf der Tankstelle, wo ich Schutz gefunden habe, konnte ich mit Leuten ganz normal reden und sogar scherzen. Die Menschen interessierte mein Motorrad und sie haben mich natürlich gefragt, ob es nicht schwer ist, mit dem Motorrad so lange Strecken zu fahren und ob ich als Frau keine Angst habe, so weit alleine zu fahren. Keiner hat über den Krieg gesprochen. Ich hatte das Gefühl, dass die Leute versuchen den Krieg auszublenden und ganz normal ihrem Alltag nachzugehen.