Stimmt genau.
Trotzdem. Wenn bei unsrer Spektralanalyse ein Probekörper eingelegt wird der nicht der Kurve entspricht, welche ein geeichter Specimen vorgegeben hat, dann sind die Ergebnisse sehr, sehr mau.
Das heißt, ich muß vorher wissen, was ich finden will und das muß ich dem Analysegerät mitteilen und wenn dann alles paßt, dann ist das Ergebnis auf das PPM genau.
Wie gesagt, bei uns in der Spektrometrie ist das so. Ohne geeichte Vergleichslinie, keine vernünftigen Werte.
Gruß
HG
Das sieht in meinem Gebiet weitgehend nicht anders aus. Mit Spektroskopie hatte ich 36 Jahre lang immer nur am Rande zu tun, UV- u. Fluoreszenzspektrometer in der HPLC, aber mein Hautgebiet war die Gaschromatographie. Für die nicht wissenden:
HPLC = HighPressureLiquidChromatography, Hochdruck Flüssigchromatographie, mit der grob alles untersucht werden kann, was in organischen Lösemitteln (Wasser, Alkohole usf.) lösbar ist.
GC = Gaschromatography, Gaschromatographie, womit grob alles untersucht werden kann, was bei Temperaturen von max. 450°C verdampfbar ist.
Wir sehen tote Fische in einem ev. von Schadstoffen belasteten Gewässer. Ich vermute mal in's blaue hineien: Da sind Lösemittel im Wasser und haben die Fische vergiftet. Also nehme ich eine Wasserprobe und vermesse sie mit einem Gaschromatographen. Für leichtflüchtige Lösemittel gibt es da Standardmethoden bezüglich anzuwendender Temperaturen. Ich fülle 10ml (0.01Liter) in eine 20ml Glasflasche, verschließe sie gasdicht, heize sie für 45min auf 80°C und lasse einen Probengeber Probe aus dem Raum über der Flüssigkeit entnehmen. Der größte Teil der im Wasser vermuteten Lösemittel sollte sich in diesem "Dampfraum" befinden. Das lasse ich auf dem GC analysieren .... und finde nichts
. Die Probe wurde aus dem lauwarmenOberflächenwasser entnommen, wenn da mal Lösemittel drin waren, sind sie jetzt überall in der Atmospäre, nur nicht mehr im Wasser. Proben müssten in größerer Tiefe entnommen werden, bloß: es ist ein Fließgewässer, und wenn nicht ständig neue Schadstoffe zugeführt werden, sind die alten schon längst mit dem Wasser an der Odermündung angekommen und nicht mehr da, wo die toten Fische rumschwimmen. Dumm gelaufen
.
Finde ich doch was, kommt später der schlaue Anwalt der möglichen Verursacher und sagt:
Ha, ihr habt an der Stelle (da wo die Polen die Ölsperren aufgebaut haben z.B.) Probe entnommen. Woher wisst ihr, daß die Giftstoffe von meinem Mandanten kommen, es könnte ja auch -ausgerechnet an der Stelle!- jemand anderes das Gift in's Wasser geschüttet haben.
Also bleibt es nicht bei der Probennahme an nur einem Ort u. nur einer Messung, sondern es sind Proben an vielen Orten zu entnehmen und dann zu messen. Jede der Messungen auf o.g. Gerät für die leichtflüchtigen Lösemittel dauert überschlägig eine Stunde, ohne Probenahme, Transport, Probenvorbereitung etc.
Da gehen dann schon mal Tage in's Land, bis nur mit dieser einen Methode verwertbare Messwerte vorliegen
.
Ich hege den Verdacht, daß viele sich Laborbetrieb u. Messungen etwa so vorstellen, wie man es bei Quincy, CSI NY/Miami etc. immer wieder sehen kann.
Da kratzt ein Ermittler einen eingetrockneten Blutspritzer von der Rigipswand, die Krümel werden in's Labor gebracht, und schwuppdiwupp, innerhalb von Minuten, mit etwas Getue und sprudelnden bunten Flüssigkeiten, erscheint eine komplette PCR-Analyse inkl. Ermittlung dessen, von dem das Blut stammt.
Ist leider weit an der Laborrealität vorbei (soviel sprudelnde, bunte Flüssigkeiten wie in einer Folge der o.g. u. anderer Fernsehkrimis habe ich in den 36 Jahren nicht gesehen.
Doc Quincy ist übrigens in den ersten Staffeln immer zum "einzigen Gaschromatographen in Nordamerika" in Chicago geflogen
, vllt. gibt's davon einfach zu wenig, das würde auch die langen Analysendauern erklären (Achtung, Ironie!!!).
Uli