Hi
Der Überschlagschutz kam mit dem ABS II (=I-ABS) und somit bereits bei den 1150. Das war ja einer der ewigen Diskussionspunkte, weil BMW meinte es wäre besser die vorderen Bremsen relativ früh zu öffnen damit im Zweifel das Hinterrad schnell wieder am Boden ist und zur Lenkstabilität beiträgt.
Die Hardcoreracer sind der Meinung, dass die vordere Bremse wenn, dann esrt öffnet wenn das Vorderrad zu blockieren beginnt.
Zwei Auslegungen die zum Dauerzoff führten.
"Das ABS braucht einen Moment den Motor hoch zu drehen und dei Regelarbeit aufzunehmen."
Das ist schlicht und ergreifend falsch. Der Motor beginnt zu rennen wenn die Bremse gedrückt wird und nicht erst wenn Regelarbeit ansteht.
Physikalisch ist es recht einfach

Das Mopped samt Fahrer ist mit einer bestimmten Geschwindigkeit unterwegs. Der gemeinsame Schwerpunkt dürfte etwas unterhalb des Fahrersitzes sein. Die Gesamtmasse ist bei einem schweren Fahrer höher als bei einem leichten. Auch wenn der Fahrer bei einer Grösse von 3 Metern mit 130Kg als schlank zu bezeichnen ist, ist es ein Gewicht

!
Tritt man in die Bremsen, wird die Fuhre verzögert. Allerdings greifen die Kräfte nicht im Schwerpunkt sondern an der Reifenaufstandsfläche an. Der "Schwerpunkt" kann sich nur teilweise gegen die Aufstandsfläche abstützen weil seine Masse in Richtung "geradeaus" unterwegs ist und nicht nicht in Richtung Auflagefläche. Also besteht ein Drehmoment.
Der theoretische Drehpunkt ist die Auflagefläche (praktisch eine Mischung aus Auflagefläche und Vorderachse), der Radius ist der (dank Telelever ziemlich starre) Abstand Auflagefläche / Schwerpunkt.
Also geht der Schwerpunkt nach vorn/oben weil er schneller sein möchte als das restliche Fahrzeug. Das hintere Federbein fährt aus so weit es kann, der Auflagedruck des Hinterrades auf die Strasse wird immer geringer, das Rad kann die Bremsenergie nicht mehr übertragen und blockiert. Die Regelung kapiert das weil sich am ABS Sensor nix mehr tut.
Da kommen dann 2 Dinge zum tragen: Der Sensor wird in einem bestimmten "Takt" abgefragt. Gibt's zu ersten Mal die Erkenntnis "Rad steht" fragt sich die Regelung "wirklich?" und wartet ab ob die nächsten Abfragetakte das bestätigen (sonst wäre der Eingriff ziemlich hibbelig). Falls "ja" wird der Bremsdruck weggenommen (Regelung legt wirksam los).
Wenn diese Aktion keinen rechten Erfolg hat und sich das (dem Modulator bekannte) theoretische Drehzahlverhältnis (Reifenumfang) zu stark vom praktischen unterscheidet, sagt sich der Modulator "Oops, da ist das Rad wohl in der Luft!" und denkt sich "Bevor sich das Mopped jetzt ganz um das Vorderrad kreist und der Gepäckträger den drunterliegenden Fahrer erschlägt, nehm' ich vorne auch etwas Druck weg weil dann der A... runterkommt".
Also setzt die Regelung vorne ein obwohl das Vorderrad vielleicht noch jede Menge Kraft übertragen könnte.
Nachdem die Elektronik immer gleich schnell denkt, merkt man es bei relativ sanfter Vollbremsung weniger als bei "blitzartig voll drauf".
Wer es nicht glaubt: Setzt Euch weit vor und probiert es. Das Hinterrad wird steigen! Und zwar um so mehr je schwerer der Fahrer und je grösser (Schwerpunkt weiter oben!) er ist.
Setzt Euch weit nach hinten und versucht es wieder. Der Schwerpunkt bleibt zwar in der gleichen Höhe, verschiebt sich aber nach hinten. Der Radius und auch der Teil der Energie der zum "Steigen" aufgewendet werden muss, werden grösser. Das Mopped steigt weniger obwohl das Gewicht gleich ist!
Für die Mehrzahl der Anwender wird die von BMW gewählte Auslegung besser sein, die Racer fluchen.
gerd