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Herbert_s41
Themenstarter
Zwischen Mittelmeer und Atlantik, die Pyrenäen
Frankreich, dass ist mein Ziel, wenn es um genussreiches Motorradfahren geht. Seit 15 Jahren besuche ich regelmäßig unsere südwestlichen Nachbarn. Nicht nur für die große Tour quer durch die Pyrenäen oder für den langen Trip ins Languedoc-Roussillon. Schon gleich hinter der deutsch-französischen Grenze eröffnet sich für mich eine fantastische Welt. Wie in einigen Reiseberichten von mir bereits erwähnt, berauschen mich das Elsass und die Vogesen mit seinen großartigen Pässen, die französischen Ardennen mit ihren kleinen, verwinkelten Nebenstrecken und die Picardie mit ihrer lockeren, französischen Lebensart, laden zu erlebnisreichen Tages und Wochenendausflügen ein.
In diesem April, gleich zu Anfang meiner TourenSaison 2012, habe ich in den Vogesen eine Unachtsamkeit mit einem kurzen Krankenhausaufenthalt in Colmar, sowie einer drei monatigen Zwangspause bezahlt. Bei einem leichten Sturz auf dem Col du Calvaire, habe ich mir das linke Schultergelenk gebrochen und der Arm war ausgekugelt. Zu meinem Glück, kann ich heute meinen behandelnden französischen Medizinern, nur beste Fachkenntnis attestieren.
Wohl kaum ein anderes Land in Europa bietet so viel Abwechslung für mich, wie Frankreich. Auch ich entdecke jedes Mal aufs Neue Landschaft, Kultur und freundliche Menschen. Dabei erfüllt Frankreich für jede Fahrcharakteristik die richtige Landschaft. Der sportlich ambitionierte schmirgelt seine Kniepads auf den griffigen Landstassen des Elsass, der beschauliche Tourenfahrer genießt die Ruhe und Entspanntheit entlang der Loire. Die großen Reiseenduros finden sich in der Bergwelt der Pyrenäen wieder und Kurvenfreaks machen die Cevennen unsicher.
Im letzten Winter kam ich schnell zu dem Ergebnis, mit meiner Reiseenduro die Pyrenäen zu bereisen. Aufgrund der Entfernung stand schnell fest, dass meine durchschnittliche Urlaubszeit für eine solche Tour nicht ausreicht, damit stand auch fest, dass Klaus aus Mayen, mein Standardbegleiter, nicht mitfahren wird. Er mag auch keine Temperaturen über 28 Grad, die auch im September schnell mal überschritten werden. So stand ich vor der Herausforderung, einen tauglichen Begleiter zu finden. Was lag näher, als im direkten Umfeld zu suchen. Somit kam sofort der ein und andere vom Honda Pan-Stammtisch in Frage. In diesem Fall hatte ich Glück, gleich den richtigen angesprochen zu haben. Der auch schon seit geraumer Zeit die Pyrenäen bereisen wollte und über ausreichend Erfahrung und Zeit verfügte. Damit war der Mitfahrer gefunden. Peter aus Neuss war somit mein Begleiter für meine 13-tägige Pyrenäentour 2012. Er ist ein erfahrener Pan´er, mit der klassischen Entwicklung, von einer ST1100 zur ST1300.
Meine grobe Streckenplanung mit den Touri Highlights stand auch und es bedurfte nur einer kleinen Ergänzung, und die Tour stand fest und wurde in einer Garmindatei abgespeichert. Auf der Tour ergab sich, dass Peter mit dem Garmin Zumo550, sich als idealer Tour Guide entpuppte, und ich seinem Schatten folgen durfte.
Viele Wege führen in die Pyrenäen. Wie man am besten mit dem Motorrad dorthin kommt, hängt davon ab, wie man das Pferd aufzäumt.
In jedem Fall führt der Weg durch Frankreich, und das gibt ausreichend Stoff für eine erlebnisreiche Anreise. Der materialschonendste Weg ist der mit dem Autoreisezug. Dieser fährt direkt bis Narbonne im Languedoc, von wo es nur noch 100 Km bis zum Fuß der Berge sind. Ansonsten hängt die Routenführung durch Frankreich davon ab, von wo man die Pyrenäenrunde starten möchte, vom Atlantik oder vom Mittelmeer.
Die vermutlich häufiger genutzte Ostroute in die Pyrenäees Orientales mündet vom Süden Deutschlands in das Rhônetal. Danach ist es reine Geschmackssache wohin man abbiegt. Bourgogne, Auvergne, Cevennen und Ardeche, so sieht in Frankreich die Qual der Wahl aus.
Wenn im Rhônetal der Mistral kühl aus nordwestlicher Richtung bläst, kann schon ein paar Kurven weiter, in der Umgebung der Ardèche, ein lauwarmes Lüftchen unter den Helm wehen.
Unser lohnenswertes Hauptziel der Anreise ist der Canyon Gorges d´Ardèche, der sich über 30 Kilometer tief in den weichen Karst eingegraben und an seinen Ufern eine wunderbare Motorradstrecke geschaffen hat. Jetzt im September, präsentiert sich das ganze Ambiente komplett anders als im Sommer. Während im Hochsommer unzählige Boote den Fluss tief unten im Canyon bevölkern, ist das Wasser jetzt stark aufgewühlt, weshalb nur noch wenige, geschickte Kajakfahrer durch die wilden Stromschnellen gleiten. Wenn es im Hauptort Vallon-Pont-d´Arc im Sommer proppenvoll ist, kann es im Herbst schwierig sein, ein offenes Geschäft oder Cafe zu finden.
Richtung Süden verlassen wir bald das Tal und erklimmen auch hier über Serpentinen den Hang, um über Le Vigan die Corniche des Cevennes anzusteuern. Diese Strecke zwischen St-Jean-du-Gard und Florac gehört mit Sicherheit zu den schönsten Motorradstrecken Europas. Entlang der Bergrücken zieht sich die Panoramastraße in unzähligen Kurven durch den wohl beeindruckendsten Teil des Nationalparks der Cevennen. Die Ausblicke rechts und links der Strecke sind einfach kolossal. Viele französische Motorradfahrer wissen diese Höhenstrecke zu schätzen. Davon zeugen nicht nur jede Menge Zweiräder mit französischem Nummernschild, die mächtig röhrend an uns vorbeischießen, sondern auch unzählige einspurige Bremsspuren, die im Grün neben der Straße enden. Die eine oder andere Hundskurve auf der Corniche lehrt selbst den begnadetsten Sportfahrer Respekt. Auch mir fällt der Spagat zwischen aussichtsreichem Touren und hurtigem Kurvenspaß nicht leicht, zumal die Adventure für beides das ideale Gerät darstellt. Wenn auch arg strapaziert, hat hier der alte Spruch, dass der Weg das Ziel sei, wieder mal seine Berechtigung erfahren.
In Florac biegen wir links ab, genau an dieser Stelle hatten Mimoto, Jojo, Glieder und ich, am 30.04.2010 einen Fotostop eingelegt.
Hier der YouTubeFilm dazu: Eine kleine Frankreichrunde mit Freunden
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Wir stürzen uns kurze Zeit später auf der Südseite des Berges Mont Aigoual in die Tiefe. Müßig zu erwähnen, dass auch diese Route nach Meyrueis vom Feinsten ist. Gleich hinter Meyrueis beginnen die Gorges de la Jonte, eine tief ausgewaschene Schlucht am Rand des Hochplaeaus Causse de Méjean. Hier hat der nur gut 30 km lange Fluss Jonte ganze Arbeit geleistet. Bekanntlich lässt sich fehlende Länge durch Technik ausgleichen und darin ist die Jonte eine echte Könnerin. Auf dem Mont Aigoual entsprungen, mündet sie bei Le Rozier in den Tarn und hat in der Jonteschlucht ihr wahres Meisterwerk hinterlassen. Wie eine Miniaturausgabe des Grand Canyon mäandert das Wasser durch das Tal, flankiert von hohen Plateaus und Tafelbergen. Die Aussicht von der D996 ist auch hier wieder ein echter Renner, mehr als einmal halten wir an, schauen runter in die Schlucht und staunen über die gewaltige Natur.
Nach den vielen landschaftlichen Superlativen, wobei wir noch gar nicht alle gesehen haben, steht jetzt eine menschliche, eine technische Meisterleistung auf unserem Plan, die Brücke von Millau. Wir entscheiden uns für ein zweirädriges Sightseeing und fahren für ein Erinnerungsfoto noch ein Stückchen auf der Landstraße weiter. Nur ein, zwei Kilometer westlich der Brücke zweigt ein Feldweg rechts ab, der auch gleich einen tollen Blick auf das Bauwerk bietet. Mit einem südlichen Schlenker steuern wir dann auf die Autobahn und damit auf die Brücke. Die Fahrt in luftiger Höhe ist ein echtes Erlebnis. Wir kommen uns vor wie in einem Flugzeug. Die meisten Auto- u. Motorradfahrer rollen hier recht langsam über die Autobahn. Nicht nur des Windes wegen, sondern auch um das Panorama zu genießen, wir nutzen die ein und andere Nothaltebucht zum fotografieren.
Millaubrücke
Im Frühjahr 2010 bin ich mit den besagten drei Erfahrenen Frankreichkennern ebenfalls an der Ardeche und Tarn entlang gefahren. Damals reichte die Zeit leider nicht aus, von der Ardeche kommend die Tarn in Richtung Millau weiter zu bereisen. Eine besondere Empfehlung verdiente damals schon die Route entlang der Georges du Tarn.
Nun verlassen wir die Cevennen und nähern uns den Midi Pyrenäen. Die A75/A9, aus Millau kommend hat uns hinter Narbonne, in einer schönen und warmen Mittelmeerwelt ausgespukt, und wir fahren die restlichen Kilometer über Land nach Prades.
Auf dem Weg dort hin, ging es entlang der D118 in Richtung Süden, die jeder Biegung der Aude folgt. Bei Couiza sehe ich gerade noch ein Schild „Col du Paradis“ vorbeifliegen. Blinker raus, Bremse ziehen, das hört sich gut an. Entlang des Flüsschen Sals düsen wir durch Serres und Arques. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Wir kommen an alten Gemäuern und Höfen, uralten Brücken und einst stolzen und wehrhaften, jetzt verfallenen Befestigungsanlagen vorbei. Bald erreichen wir auch den 662 Meter hohen col du Paradies. Von hier oben fällt der Blick weit über die bewaldeten Höhen des Forêt de Rialsesse. Für diesen Augenblick hat sich der Weg über Land allemal gelohnt. Als wir wieder bergab in Richtung Aude zurückrollen, fallen mir spontan die Radler der Tour de France ein, die auch schon diese Strecke passierten. Sie werden wahrscheinlich weniger entspannt das tolle Panorama dieser Etappe genossen haben.
Hinter Quillan, beim Défile de Pierre-Lys, wo die Aude wild durch die Schlucht rauscht, geht es unter mächtigen Felsen hindurch. Ein kurzes Stück später folgen wir den Schildern nach wenigen Metern erhebt sich vor uns das gewaltige Schloss auf dem Gipfel. Riesige zinnenbewehrte Türme ragen in den tiefblauen Himmel, dazwischen ziehen sich hohe, nicht minder geschützte graue Mauern entlang. Die eigentliche Festung dahinter kann man nur als monströs beschreiben. Schon am Ende des 10. Jahrhunderts wurde die Burg urkundlich erwähnt, bis 1256 konnte sie sich gegen die Kreuzfahrer wehren. Kaum vorstellbar, dass dieses trutzige Bauwerk doch bezwingbar war. Wir verzichten, das letzte Stück zu Fuß zurückzulegen und in der Festung herumzuklettern.
Gorges de Galamus
Unser nächstes Ziel sind die Gorges de Galamus. Oberhalb des rauschenden Agly haben hier wahre Künstler eine Straße in den Fels geschlagen und gesprengt, die mit fantastischen Panoramen aufwartet. Mehr als einmalig komme ich den engen Felsen mit den Zylindern der Adventure bedrohlich nahe, weil ich mehr auf die faszinierende Karstlandschaft achte als auf die Straße. Erstaunlicherweise sind wir auch hier fast alleine unterwegs und ab und an bleiben wir am Rand der Strecke stehen und schauen tief hinunter in die Schlucht. Ein kurzes Stück weiter liegt die nächste gewaltige Katharer-Festung wie ein Adlernest auf einem der Roussillon-Gipfel, das Château de Peyrepertuse. Die Geschichte der Burg besagt, dass sie niemals angegriffen wurde. Hier hätte sich wahrscheinlich auch jeder Angreifer mehr als nur eine blutige Nase geholt. Aller guten Dinge sind bekanntlich drei, also steuern wir für heute die dritte Burg, das Château de Quéribus an, nicht minder beeindruckend als seine Kollegen gleich nebenan. Von der vielen Kurverrei geschafft, quartieren wir uns in der reservierten Villa, bei Mireike und Oliver Zehner ein. Der leckerste Cafe au lait seit langem, zur Begrüßung auf der Terrasse im Hotel-Restaurante, von der Chefin des Hauses serviert. Vorgewärmte Tasse, viel starker Espresso und ein Kännchen heiße Milch auf silbernem Tablett, willkommen im stilechten Frankreich!
Villa du Parc
Kampf gegen den Wind
Bei Ille-sur-Tet, einige Kilometer vor Perpignan, fahren wir weiter zur Küste und biegen bei Argeles-Sur-Mer wieder nach Süden ab. Hier unten ist es schon wieder eine Ecke wärmer, aber immer noch weht vom offenen Meer ein heftiger Wind.
Am Tour de la Madeloc - einem Aussichtspunkt hoch über der Küste, 652 Meter Höhe - missachten wir das Durchfahrtsverbot und folgen dem Wegweiser zum Aussichtsturm. (Madeloc bedeutet auf Katalanisch so viel wie „verwunschener Ort“) Nicht wissend, was uns erwartet, folgen wir der wild geschwungenen Straße, in engen Kehren steil den Berg hinauf. Je weiter wir kommen, desto stärker macht sich der Wind bemerkbar. Wir fühlen uns wie in einem startenden Flugzeug. Uns kommen langsam Zweifel ob es wirklich eine gute Idee war, heute hier hinauf zu fahren. Aber umkehren ist auch fast nicht möglich - also langsam weiter. Endlich erreichen wir den Parkplatz ein Stück unterhalb des Turms. Es findet sich keine windgeschützte Fläche, um die Motorräder abzustellen. Peter stellt seine Pan gleich neben mir ab und versucht weiter hinauf zum Turm zu gelangen.
Tour de la Madeloc
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Nach wenigen Metern gibt er auf. OK, 60 kg, bei 1,70 m Körpergröße reichen an diesem Tag nicht aus, sicher am Aussichtsturm anzukommen. Die Aussicht vom Parkplatz hier oben war auch der Mühe wert, die Spitze unseres Berges so nah, aber unerreichbar für uns, und weit in der Ferne die schneebedeckten Gipfel der Pyrenäen. Wir sind begeistert, welch eine Aussicht. Doch nun müssen wir wieder nach unten. Der Wind scheint nun noch stärker zu wehen. Die Abfahrt zeigt sich an einzelnen Stellen besonders schwierig, nur knapp ist Peter einem Sturz entgangen. Auf der D86 angekommen, erlauben wir uns eine kurze Verschnaufpause, um das erlebte Revue passieren zu lassen. Der Blick ist frei bis zur Küste des tiefblauen Mittelmeeres, die wir etwas später auch mit dem Motorrad, in Banyuls-Sur-Mer erreichen. Die bunten Häuser an der wunderschönen Uferpromenade wirken einladend. Spaziergänger schlendern durch die Gassen und am Hafen entlang, ein Künstler steht mit seiner Staffelei an der Küste, malt das Panorama des heimeligen Ortes, welch ein Idyll. Auch wir lassen uns von der Ruhe und Beschaulichkeit anstecken und genießen einen kleinen Imbiß, bevor es weiter, bis zur spanischen Grenze geht.
Imbiß, in Cadaques
Leere Gebäude markieren den Grenzübergang, der längst nicht mehr kontrolliert wird. Ein wenig genießen wir noch die Kurverei, dann erreichen wir das Kloster Sant Pere de Rodes.
Kloster
Es geht weiter in die Zona Volcanica von Olot (Garraotxa-Nationalpark), wo vor langer Zeit über zwanzig Vulkane rauchten. Von hier aus fädeln sich eine Reihe schöner Orte wie an einer Perlenkette auf: Besalu oder Castelfollit de la Roca, das auf einem mächtigen Basaltsockel am Flussufer liegt. Der Tipp lautet, die noch nicht auf der Karte verzeichnete Straße von Oix nach Beget einzuschlagen. Die neue und schmale Asphaltstraße zirkelt zuerst hinauf nach Oix und führt dort vorbei an einem Privat-Castell, um dann, nicht minder geschwungen nach Beget zu leiten. Dieser Ort scheint etliche Wettbewerbe á la „unser Dorf soll schöner werden“ gewonnen zu haben, und die Lage der drei kleinen Ortsteile in einer Talmulde am Fluss ist fabelhaft anzusehen. Nur scheint sich auch hier langsam der „Geranienkübel-Tourismus“ durchzusetzen, da die Stadtväter anscheinend glauben, mit verschwenderisch aufgestellten Blumentöpfen noch mehr Wertungspunkte zu ergattern. Aus der Vulkanzone fahren wir von Olot nach Sant Joan les Fonts und durch Val de Bianya. Schraubt man sich dort empor, bekommt man als Belohnung eine komplette Übersicht auf die Vulkanzenerie, und das aus der Vogelperspektive. Am Pass, dem Collado de Capsacosta, wechselt die Landschaft komplett, und man gelangt wieder in die Einflusssphäre der hohen Pyrenäengipfel und fährt auf der Passstraße von Camprodón über Molló zum Coll d´Ares. Ab dem Col weht einem in Vallespir nach einer Stunde fahrt wieder die milde Brise des Mittelmeers entgegen und kurze Zeit später rollen wir wieder in die Garage der Villa du Parc.
Am nächsten Tag sind wir schon früh auf den Rädern. Über die N116 steigen wir stetig in die Pyrenäen auf. Je höher wir kommen, desto kälter und windiger wird es. Bei Mont-Louis fegt ein ordentlich frischer Wind um unsere Nasen. Auf einem Rastplatz angehalten werfen wir einen Blick auf die Eisenbahnbrücke, eine Seilbrücke „Pont Gisclard“ über einer enorm tiefen Schlucht. Die Strecke ist auch bei deutschen Eisenbahner-Fans bekannt und wird gerne befahren. Sie ist zu finden, unter dem Namen „Le Petit Jaune, Der kleine Gelbe Zug“ YouTube liefert Filme zur Strecke unter dem Stichwort „gelbe Eisenbahn“
Film:
Teil 2 folgt.
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Teil 2
…
Unsere Route durch den Ordesa-Nationalpark könnte man auch „Route des Grandes Alpes“ der Pyrenäen bezeichnen. Und in diese Gegend sollte jede Pyrenäentour einmal führen. Unsere Route steuerte Pässe wie den Tourmalet und den Col d´Aubisque an, tangiert die schönsten Nationalparks von Gavarnie und Ordesa, durchquert Schluchten wie den Canyon de Anisclo und verläuft dabei fast genau zu gleichen Teilen durch Frankreich und Spanien. Jedoch den Abstecher ins heilige Lourdes lassen wir aufgrund unzähliger Empfehlungen aus.
Hier gelangen wir auf die „Route de Cols“, und was für eine. Nur eine Bedingung sollte erfüllt sein, gutes beständiges Wetter. Unsere Chancen dafür stehen bestens. Wir haben vor den Parc National des Pyrénées und Ordesa Monte Perdido National Parc zu umrunden bzw. wann immer möglich in ihn hinein zu fahren. Im bildschönen Städtchen Arreau in den Hautes-Pyrénées soll es losgehen. Zwischen Fachwerk und Kronenbourg-Schildern bahnen wir uns den Weg zur Passstraße Hourquette d´Ancizan, einer absolut lohnenswerten Alternative zum Col d´Aspin. Schon beim Aufstieg wird klar, dass man hier die Bergwelt für sich hat. In einer Wiesenmulde am Horizont lässt der Pic du Midi de Bigorre erspähen, das Observatorium auf seinem Gipfel und die eisernen Seilbahnpfeiler sind deutlich zu erkennen. Der Hourquette d´Ancizan mutet wie eine einzige Weidefläche an. Pferde, Kühe, Schafe, alles durcheinander. So langsam bekommen wir ungemeine Lust auf die ganz Großen, der Pyrenäen, den Col du Tourmalet und später den Col d´Aubisque. Nicht mehr passierbar hingegen ist eine Querverbindung zum Col d´Aspin von unserer einsamen Hourquette d´Ancizan Strasse aus, dort endet man vor einem Verbotsschild. Die legale Abfahrt vom Pass mündet hingegen in einem französischen Wild-Camper-Eldorado, jedenfalls stehen am Reservoir des Laquets, an der Westrampe des Aspins, jede Menge Wohnmobile.
Die Auffahrt zum Col de Tourmalet beginnt genau hier, zu Rechten immer den Pic du Midi de Bigorre, auf den ein verwegen steiler und gesperrter Versorgungsweg führen soll. Baumlos und von Lawinenschutz-Galerien gesäumt, erkämpft sich die Straße den Pass. Am Wintersportort Le Mongie, wo die zuvor achtprozentige Steigung noch ein paar Prozent zulegt, überholen wir Radler, die schwitzend der Tour de France nacheifern. Mit einem Dreh am Gasgriff, sind wir oben auf der Mini-Passhöhe und finden fast keinen Platz, wo der wacklige Seitenständer meiner Adventure Halt finden könnte. Anlehnen an die Mauer zwischen dem Radfahrer-Denkmal (zu Ehren der Tour la Grande Boucle, wie sie auch genannt wird, und der Büste des Ex-Tourdirektor Jacques Goddet, das geht aber auch. Mir dämmert, woher der Tourmalet seinen Ruf hat. Die Steigungen wirken endlos, fast 2.800 Hm auf beiden Seiten, und die sehr steile und enge Abfahrt endet erstmal in der Nähe eines großen Parkplatzes, dann in Luz-Saint-Sauveur.
Wir fahren weiter, in den Cirque de Troumouse, dessen Mautstrasse einige Kilometer hinter Gédre, für 2.- € beginnt. Mit großer Begeisterung wird Peter von der Dame im Mauthäuschen angehimmelt. Endlich mal eine Pan interessierte, bei sonstigen Pausenstopps bilden sich die Menschentrauben um die Adventure. Diese Aufmerksamkeit hat nun lange auf sich warten lassen, damit dürfte das Seelenheil gesichert sein. Unter dem Ruf des berühmten Gavarnie-Kessels leidend, ist der Troumouse fast genauso schön, dafür aber auch nicht so stark besucht.
- - - Aktualisiert - - -
hier Teil 3
Gruß, Herbert
Frankreich, dass ist mein Ziel, wenn es um genussreiches Motorradfahren geht. Seit 15 Jahren besuche ich regelmäßig unsere südwestlichen Nachbarn. Nicht nur für die große Tour quer durch die Pyrenäen oder für den langen Trip ins Languedoc-Roussillon. Schon gleich hinter der deutsch-französischen Grenze eröffnet sich für mich eine fantastische Welt. Wie in einigen Reiseberichten von mir bereits erwähnt, berauschen mich das Elsass und die Vogesen mit seinen großartigen Pässen, die französischen Ardennen mit ihren kleinen, verwinkelten Nebenstrecken und die Picardie mit ihrer lockeren, französischen Lebensart, laden zu erlebnisreichen Tages und Wochenendausflügen ein.
In diesem April, gleich zu Anfang meiner TourenSaison 2012, habe ich in den Vogesen eine Unachtsamkeit mit einem kurzen Krankenhausaufenthalt in Colmar, sowie einer drei monatigen Zwangspause bezahlt. Bei einem leichten Sturz auf dem Col du Calvaire, habe ich mir das linke Schultergelenk gebrochen und der Arm war ausgekugelt. Zu meinem Glück, kann ich heute meinen behandelnden französischen Medizinern, nur beste Fachkenntnis attestieren.
Wohl kaum ein anderes Land in Europa bietet so viel Abwechslung für mich, wie Frankreich. Auch ich entdecke jedes Mal aufs Neue Landschaft, Kultur und freundliche Menschen. Dabei erfüllt Frankreich für jede Fahrcharakteristik die richtige Landschaft. Der sportlich ambitionierte schmirgelt seine Kniepads auf den griffigen Landstassen des Elsass, der beschauliche Tourenfahrer genießt die Ruhe und Entspanntheit entlang der Loire. Die großen Reiseenduros finden sich in der Bergwelt der Pyrenäen wieder und Kurvenfreaks machen die Cevennen unsicher.
Im letzten Winter kam ich schnell zu dem Ergebnis, mit meiner Reiseenduro die Pyrenäen zu bereisen. Aufgrund der Entfernung stand schnell fest, dass meine durchschnittliche Urlaubszeit für eine solche Tour nicht ausreicht, damit stand auch fest, dass Klaus aus Mayen, mein Standardbegleiter, nicht mitfahren wird. Er mag auch keine Temperaturen über 28 Grad, die auch im September schnell mal überschritten werden. So stand ich vor der Herausforderung, einen tauglichen Begleiter zu finden. Was lag näher, als im direkten Umfeld zu suchen. Somit kam sofort der ein und andere vom Honda Pan-Stammtisch in Frage. In diesem Fall hatte ich Glück, gleich den richtigen angesprochen zu haben. Der auch schon seit geraumer Zeit die Pyrenäen bereisen wollte und über ausreichend Erfahrung und Zeit verfügte. Damit war der Mitfahrer gefunden. Peter aus Neuss war somit mein Begleiter für meine 13-tägige Pyrenäentour 2012. Er ist ein erfahrener Pan´er, mit der klassischen Entwicklung, von einer ST1100 zur ST1300.
Meine grobe Streckenplanung mit den Touri Highlights stand auch und es bedurfte nur einer kleinen Ergänzung, und die Tour stand fest und wurde in einer Garmindatei abgespeichert. Auf der Tour ergab sich, dass Peter mit dem Garmin Zumo550, sich als idealer Tour Guide entpuppte, und ich seinem Schatten folgen durfte.
Viele Wege führen in die Pyrenäen. Wie man am besten mit dem Motorrad dorthin kommt, hängt davon ab, wie man das Pferd aufzäumt.
In jedem Fall führt der Weg durch Frankreich, und das gibt ausreichend Stoff für eine erlebnisreiche Anreise. Der materialschonendste Weg ist der mit dem Autoreisezug. Dieser fährt direkt bis Narbonne im Languedoc, von wo es nur noch 100 Km bis zum Fuß der Berge sind. Ansonsten hängt die Routenführung durch Frankreich davon ab, von wo man die Pyrenäenrunde starten möchte, vom Atlantik oder vom Mittelmeer.
Die vermutlich häufiger genutzte Ostroute in die Pyrenäees Orientales mündet vom Süden Deutschlands in das Rhônetal. Danach ist es reine Geschmackssache wohin man abbiegt. Bourgogne, Auvergne, Cevennen und Ardeche, so sieht in Frankreich die Qual der Wahl aus.
Wenn im Rhônetal der Mistral kühl aus nordwestlicher Richtung bläst, kann schon ein paar Kurven weiter, in der Umgebung der Ardèche, ein lauwarmes Lüftchen unter den Helm wehen.
Unser lohnenswertes Hauptziel der Anreise ist der Canyon Gorges d´Ardèche, der sich über 30 Kilometer tief in den weichen Karst eingegraben und an seinen Ufern eine wunderbare Motorradstrecke geschaffen hat. Jetzt im September, präsentiert sich das ganze Ambiente komplett anders als im Sommer. Während im Hochsommer unzählige Boote den Fluss tief unten im Canyon bevölkern, ist das Wasser jetzt stark aufgewühlt, weshalb nur noch wenige, geschickte Kajakfahrer durch die wilden Stromschnellen gleiten. Wenn es im Hauptort Vallon-Pont-d´Arc im Sommer proppenvoll ist, kann es im Herbst schwierig sein, ein offenes Geschäft oder Cafe zu finden.
Richtung Süden verlassen wir bald das Tal und erklimmen auch hier über Serpentinen den Hang, um über Le Vigan die Corniche des Cevennes anzusteuern. Diese Strecke zwischen St-Jean-du-Gard und Florac gehört mit Sicherheit zu den schönsten Motorradstrecken Europas. Entlang der Bergrücken zieht sich die Panoramastraße in unzähligen Kurven durch den wohl beeindruckendsten Teil des Nationalparks der Cevennen. Die Ausblicke rechts und links der Strecke sind einfach kolossal. Viele französische Motorradfahrer wissen diese Höhenstrecke zu schätzen. Davon zeugen nicht nur jede Menge Zweiräder mit französischem Nummernschild, die mächtig röhrend an uns vorbeischießen, sondern auch unzählige einspurige Bremsspuren, die im Grün neben der Straße enden. Die eine oder andere Hundskurve auf der Corniche lehrt selbst den begnadetsten Sportfahrer Respekt. Auch mir fällt der Spagat zwischen aussichtsreichem Touren und hurtigem Kurvenspaß nicht leicht, zumal die Adventure für beides das ideale Gerät darstellt. Wenn auch arg strapaziert, hat hier der alte Spruch, dass der Weg das Ziel sei, wieder mal seine Berechtigung erfahren.
In Florac biegen wir links ab, genau an dieser Stelle hatten Mimoto, Jojo, Glieder und ich, am 30.04.2010 einen Fotostop eingelegt.
Hier der YouTubeFilm dazu: Eine kleine Frankreichrunde mit Freunden
[Youtube]
Wir stürzen uns kurze Zeit später auf der Südseite des Berges Mont Aigoual in die Tiefe. Müßig zu erwähnen, dass auch diese Route nach Meyrueis vom Feinsten ist. Gleich hinter Meyrueis beginnen die Gorges de la Jonte, eine tief ausgewaschene Schlucht am Rand des Hochplaeaus Causse de Méjean. Hier hat der nur gut 30 km lange Fluss Jonte ganze Arbeit geleistet. Bekanntlich lässt sich fehlende Länge durch Technik ausgleichen und darin ist die Jonte eine echte Könnerin. Auf dem Mont Aigoual entsprungen, mündet sie bei Le Rozier in den Tarn und hat in der Jonteschlucht ihr wahres Meisterwerk hinterlassen. Wie eine Miniaturausgabe des Grand Canyon mäandert das Wasser durch das Tal, flankiert von hohen Plateaus und Tafelbergen. Die Aussicht von der D996 ist auch hier wieder ein echter Renner, mehr als einmal halten wir an, schauen runter in die Schlucht und staunen über die gewaltige Natur.
Nach den vielen landschaftlichen Superlativen, wobei wir noch gar nicht alle gesehen haben, steht jetzt eine menschliche, eine technische Meisterleistung auf unserem Plan, die Brücke von Millau. Wir entscheiden uns für ein zweirädriges Sightseeing und fahren für ein Erinnerungsfoto noch ein Stückchen auf der Landstraße weiter. Nur ein, zwei Kilometer westlich der Brücke zweigt ein Feldweg rechts ab, der auch gleich einen tollen Blick auf das Bauwerk bietet. Mit einem südlichen Schlenker steuern wir dann auf die Autobahn und damit auf die Brücke. Die Fahrt in luftiger Höhe ist ein echtes Erlebnis. Wir kommen uns vor wie in einem Flugzeug. Die meisten Auto- u. Motorradfahrer rollen hier recht langsam über die Autobahn. Nicht nur des Windes wegen, sondern auch um das Panorama zu genießen, wir nutzen die ein und andere Nothaltebucht zum fotografieren.
Millaubrücke
![](/proxy.php?image=https%3A%2F%2Flh4.googleusercontent.com%2F-Z6zD0ULzbbM%2FUGjgNOBLkCI%2FAAAAAAAAAKw%2FHZyCwg__khw%2Fs720%2FPyren%2525C3%2525A4en_2012_075.jpg&hash=b6bf7bdffd3a81f19019b0860c13f8ad)
Im Frühjahr 2010 bin ich mit den besagten drei Erfahrenen Frankreichkennern ebenfalls an der Ardeche und Tarn entlang gefahren. Damals reichte die Zeit leider nicht aus, von der Ardeche kommend die Tarn in Richtung Millau weiter zu bereisen. Eine besondere Empfehlung verdiente damals schon die Route entlang der Georges du Tarn.
![](/proxy.php?image=https%3A%2F%2Flh5.googleusercontent.com%2F-jZoR-WWt_0o%2FUGjeWJn35gI%2FAAAAAAAAACA%2Fvzgjxb2Aj08%2Fs649%2FPyren%25C3%25A4en_2012_667.jpg&hash=8d5becb5ba9eadc52b1cd7051b554d3c)
Nun verlassen wir die Cevennen und nähern uns den Midi Pyrenäen. Die A75/A9, aus Millau kommend hat uns hinter Narbonne, in einer schönen und warmen Mittelmeerwelt ausgespukt, und wir fahren die restlichen Kilometer über Land nach Prades.
Auf dem Weg dort hin, ging es entlang der D118 in Richtung Süden, die jeder Biegung der Aude folgt. Bei Couiza sehe ich gerade noch ein Schild „Col du Paradis“ vorbeifliegen. Blinker raus, Bremse ziehen, das hört sich gut an. Entlang des Flüsschen Sals düsen wir durch Serres und Arques. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Wir kommen an alten Gemäuern und Höfen, uralten Brücken und einst stolzen und wehrhaften, jetzt verfallenen Befestigungsanlagen vorbei. Bald erreichen wir auch den 662 Meter hohen col du Paradies. Von hier oben fällt der Blick weit über die bewaldeten Höhen des Forêt de Rialsesse. Für diesen Augenblick hat sich der Weg über Land allemal gelohnt. Als wir wieder bergab in Richtung Aude zurückrollen, fallen mir spontan die Radler der Tour de France ein, die auch schon diese Strecke passierten. Sie werden wahrscheinlich weniger entspannt das tolle Panorama dieser Etappe genossen haben.
Hinter Quillan, beim Défile de Pierre-Lys, wo die Aude wild durch die Schlucht rauscht, geht es unter mächtigen Felsen hindurch. Ein kurzes Stück später folgen wir den Schildern nach wenigen Metern erhebt sich vor uns das gewaltige Schloss auf dem Gipfel. Riesige zinnenbewehrte Türme ragen in den tiefblauen Himmel, dazwischen ziehen sich hohe, nicht minder geschützte graue Mauern entlang. Die eigentliche Festung dahinter kann man nur als monströs beschreiben. Schon am Ende des 10. Jahrhunderts wurde die Burg urkundlich erwähnt, bis 1256 konnte sie sich gegen die Kreuzfahrer wehren. Kaum vorstellbar, dass dieses trutzige Bauwerk doch bezwingbar war. Wir verzichten, das letzte Stück zu Fuß zurückzulegen und in der Festung herumzuklettern.
Gorges de Galamus
Unser nächstes Ziel sind die Gorges de Galamus. Oberhalb des rauschenden Agly haben hier wahre Künstler eine Straße in den Fels geschlagen und gesprengt, die mit fantastischen Panoramen aufwartet. Mehr als einmalig komme ich den engen Felsen mit den Zylindern der Adventure bedrohlich nahe, weil ich mehr auf die faszinierende Karstlandschaft achte als auf die Straße. Erstaunlicherweise sind wir auch hier fast alleine unterwegs und ab und an bleiben wir am Rand der Strecke stehen und schauen tief hinunter in die Schlucht. Ein kurzes Stück weiter liegt die nächste gewaltige Katharer-Festung wie ein Adlernest auf einem der Roussillon-Gipfel, das Château de Peyrepertuse. Die Geschichte der Burg besagt, dass sie niemals angegriffen wurde. Hier hätte sich wahrscheinlich auch jeder Angreifer mehr als nur eine blutige Nase geholt. Aller guten Dinge sind bekanntlich drei, also steuern wir für heute die dritte Burg, das Château de Quéribus an, nicht minder beeindruckend als seine Kollegen gleich nebenan. Von der vielen Kurverrei geschafft, quartieren wir uns in der reservierten Villa, bei Mireike und Oliver Zehner ein. Der leckerste Cafe au lait seit langem, zur Begrüßung auf der Terrasse im Hotel-Restaurante, von der Chefin des Hauses serviert. Vorgewärmte Tasse, viel starker Espresso und ein Kännchen heiße Milch auf silbernem Tablett, willkommen im stilechten Frankreich!
Villa du Parc
Kampf gegen den Wind
Bei Ille-sur-Tet, einige Kilometer vor Perpignan, fahren wir weiter zur Küste und biegen bei Argeles-Sur-Mer wieder nach Süden ab. Hier unten ist es schon wieder eine Ecke wärmer, aber immer noch weht vom offenen Meer ein heftiger Wind.
Am Tour de la Madeloc - einem Aussichtspunkt hoch über der Küste, 652 Meter Höhe - missachten wir das Durchfahrtsverbot und folgen dem Wegweiser zum Aussichtsturm. (Madeloc bedeutet auf Katalanisch so viel wie „verwunschener Ort“) Nicht wissend, was uns erwartet, folgen wir der wild geschwungenen Straße, in engen Kehren steil den Berg hinauf. Je weiter wir kommen, desto stärker macht sich der Wind bemerkbar. Wir fühlen uns wie in einem startenden Flugzeug. Uns kommen langsam Zweifel ob es wirklich eine gute Idee war, heute hier hinauf zu fahren. Aber umkehren ist auch fast nicht möglich - also langsam weiter. Endlich erreichen wir den Parkplatz ein Stück unterhalb des Turms. Es findet sich keine windgeschützte Fläche, um die Motorräder abzustellen. Peter stellt seine Pan gleich neben mir ab und versucht weiter hinauf zum Turm zu gelangen.
Tour de la Madeloc
Nach wenigen Metern gibt er auf. OK, 60 kg, bei 1,70 m Körpergröße reichen an diesem Tag nicht aus, sicher am Aussichtsturm anzukommen. Die Aussicht vom Parkplatz hier oben war auch der Mühe wert, die Spitze unseres Berges so nah, aber unerreichbar für uns, und weit in der Ferne die schneebedeckten Gipfel der Pyrenäen. Wir sind begeistert, welch eine Aussicht. Doch nun müssen wir wieder nach unten. Der Wind scheint nun noch stärker zu wehen. Die Abfahrt zeigt sich an einzelnen Stellen besonders schwierig, nur knapp ist Peter einem Sturz entgangen. Auf der D86 angekommen, erlauben wir uns eine kurze Verschnaufpause, um das erlebte Revue passieren zu lassen. Der Blick ist frei bis zur Küste des tiefblauen Mittelmeeres, die wir etwas später auch mit dem Motorrad, in Banyuls-Sur-Mer erreichen. Die bunten Häuser an der wunderschönen Uferpromenade wirken einladend. Spaziergänger schlendern durch die Gassen und am Hafen entlang, ein Künstler steht mit seiner Staffelei an der Küste, malt das Panorama des heimeligen Ortes, welch ein Idyll. Auch wir lassen uns von der Ruhe und Beschaulichkeit anstecken und genießen einen kleinen Imbiß, bevor es weiter, bis zur spanischen Grenze geht.
Imbiß, in Cadaques
Leere Gebäude markieren den Grenzübergang, der längst nicht mehr kontrolliert wird. Ein wenig genießen wir noch die Kurverei, dann erreichen wir das Kloster Sant Pere de Rodes.
Kloster
Es geht weiter in die Zona Volcanica von Olot (Garraotxa-Nationalpark), wo vor langer Zeit über zwanzig Vulkane rauchten. Von hier aus fädeln sich eine Reihe schöner Orte wie an einer Perlenkette auf: Besalu oder Castelfollit de la Roca, das auf einem mächtigen Basaltsockel am Flussufer liegt. Der Tipp lautet, die noch nicht auf der Karte verzeichnete Straße von Oix nach Beget einzuschlagen. Die neue und schmale Asphaltstraße zirkelt zuerst hinauf nach Oix und führt dort vorbei an einem Privat-Castell, um dann, nicht minder geschwungen nach Beget zu leiten. Dieser Ort scheint etliche Wettbewerbe á la „unser Dorf soll schöner werden“ gewonnen zu haben, und die Lage der drei kleinen Ortsteile in einer Talmulde am Fluss ist fabelhaft anzusehen. Nur scheint sich auch hier langsam der „Geranienkübel-Tourismus“ durchzusetzen, da die Stadtväter anscheinend glauben, mit verschwenderisch aufgestellten Blumentöpfen noch mehr Wertungspunkte zu ergattern. Aus der Vulkanzone fahren wir von Olot nach Sant Joan les Fonts und durch Val de Bianya. Schraubt man sich dort empor, bekommt man als Belohnung eine komplette Übersicht auf die Vulkanzenerie, und das aus der Vogelperspektive. Am Pass, dem Collado de Capsacosta, wechselt die Landschaft komplett, und man gelangt wieder in die Einflusssphäre der hohen Pyrenäengipfel und fährt auf der Passstraße von Camprodón über Molló zum Coll d´Ares. Ab dem Col weht einem in Vallespir nach einer Stunde fahrt wieder die milde Brise des Mittelmeers entgegen und kurze Zeit später rollen wir wieder in die Garage der Villa du Parc.
Am nächsten Tag sind wir schon früh auf den Rädern. Über die N116 steigen wir stetig in die Pyrenäen auf. Je höher wir kommen, desto kälter und windiger wird es. Bei Mont-Louis fegt ein ordentlich frischer Wind um unsere Nasen. Auf einem Rastplatz angehalten werfen wir einen Blick auf die Eisenbahnbrücke, eine Seilbrücke „Pont Gisclard“ über einer enorm tiefen Schlucht. Die Strecke ist auch bei deutschen Eisenbahner-Fans bekannt und wird gerne befahren. Sie ist zu finden, unter dem Namen „Le Petit Jaune, Der kleine Gelbe Zug“ YouTube liefert Filme zur Strecke unter dem Stichwort „gelbe Eisenbahn“
Film:
Teil 2 folgt.
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Teil 2
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Unsere Route durch den Ordesa-Nationalpark könnte man auch „Route des Grandes Alpes“ der Pyrenäen bezeichnen. Und in diese Gegend sollte jede Pyrenäentour einmal führen. Unsere Route steuerte Pässe wie den Tourmalet und den Col d´Aubisque an, tangiert die schönsten Nationalparks von Gavarnie und Ordesa, durchquert Schluchten wie den Canyon de Anisclo und verläuft dabei fast genau zu gleichen Teilen durch Frankreich und Spanien. Jedoch den Abstecher ins heilige Lourdes lassen wir aufgrund unzähliger Empfehlungen aus.
Hier gelangen wir auf die „Route de Cols“, und was für eine. Nur eine Bedingung sollte erfüllt sein, gutes beständiges Wetter. Unsere Chancen dafür stehen bestens. Wir haben vor den Parc National des Pyrénées und Ordesa Monte Perdido National Parc zu umrunden bzw. wann immer möglich in ihn hinein zu fahren. Im bildschönen Städtchen Arreau in den Hautes-Pyrénées soll es losgehen. Zwischen Fachwerk und Kronenbourg-Schildern bahnen wir uns den Weg zur Passstraße Hourquette d´Ancizan, einer absolut lohnenswerten Alternative zum Col d´Aspin. Schon beim Aufstieg wird klar, dass man hier die Bergwelt für sich hat. In einer Wiesenmulde am Horizont lässt der Pic du Midi de Bigorre erspähen, das Observatorium auf seinem Gipfel und die eisernen Seilbahnpfeiler sind deutlich zu erkennen. Der Hourquette d´Ancizan mutet wie eine einzige Weidefläche an. Pferde, Kühe, Schafe, alles durcheinander. So langsam bekommen wir ungemeine Lust auf die ganz Großen, der Pyrenäen, den Col du Tourmalet und später den Col d´Aubisque. Nicht mehr passierbar hingegen ist eine Querverbindung zum Col d´Aspin von unserer einsamen Hourquette d´Ancizan Strasse aus, dort endet man vor einem Verbotsschild. Die legale Abfahrt vom Pass mündet hingegen in einem französischen Wild-Camper-Eldorado, jedenfalls stehen am Reservoir des Laquets, an der Westrampe des Aspins, jede Menge Wohnmobile.
Die Auffahrt zum Col de Tourmalet beginnt genau hier, zu Rechten immer den Pic du Midi de Bigorre, auf den ein verwegen steiler und gesperrter Versorgungsweg führen soll. Baumlos und von Lawinenschutz-Galerien gesäumt, erkämpft sich die Straße den Pass. Am Wintersportort Le Mongie, wo die zuvor achtprozentige Steigung noch ein paar Prozent zulegt, überholen wir Radler, die schwitzend der Tour de France nacheifern. Mit einem Dreh am Gasgriff, sind wir oben auf der Mini-Passhöhe und finden fast keinen Platz, wo der wacklige Seitenständer meiner Adventure Halt finden könnte. Anlehnen an die Mauer zwischen dem Radfahrer-Denkmal (zu Ehren der Tour la Grande Boucle, wie sie auch genannt wird, und der Büste des Ex-Tourdirektor Jacques Goddet, das geht aber auch. Mir dämmert, woher der Tourmalet seinen Ruf hat. Die Steigungen wirken endlos, fast 2.800 Hm auf beiden Seiten, und die sehr steile und enge Abfahrt endet erstmal in der Nähe eines großen Parkplatzes, dann in Luz-Saint-Sauveur.
Wir fahren weiter, in den Cirque de Troumouse, dessen Mautstrasse einige Kilometer hinter Gédre, für 2.- € beginnt. Mit großer Begeisterung wird Peter von der Dame im Mauthäuschen angehimmelt. Endlich mal eine Pan interessierte, bei sonstigen Pausenstopps bilden sich die Menschentrauben um die Adventure. Diese Aufmerksamkeit hat nun lange auf sich warten lassen, damit dürfte das Seelenheil gesichert sein. Unter dem Ruf des berühmten Gavarnie-Kessels leidend, ist der Troumouse fast genauso schön, dafür aber auch nicht so stark besucht.
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hier Teil 3
Gruß, Herbert
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