ebee
Themenstarter
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- 2xR1200GSA, Tenere 700, Africa Twin RD07
Dieses Jahr musste ich aus diversen Gründen nochmal nach Marokko. Es war meine dritte Tour in das Land und ich hatte die bekannten Hotspots eigentlich schon alle besucht,
deshalb standen nun die Orte und Strecken auf dem Plan, die ich nur alleine fahren kann. Ich schreibe hier den Kurzbericht, nur mit den iPhone-Fotos,
bevor es später dann an den ausführlichen Resiebericht geht. Viele Erlebnisse und Infos muss ich deshalb zunächst weglassen. Vorab: Diesmal war es wirklich "Hardcore".
Das war dann auch gleichzeitig das Problem. Einerseits weil meine Familie nicht restlos von der Idee begeistert war, dass ich das alleine machen will,
andererseits weil ich selbst nicht sicher war, ob meine Routen überhaupt (von mir) befahrbar sind.
Konkret ging es mir um einen hohen Offroad-Anteil, einige Schotterstrecken quer durch den mittleren Atlas, die Wüste im Süden (abseits Merzouga),
eine alte Rallye-Strecke im Draa-Tal, die Westsahara und eine Runde im Nord-Atlas. Wie weit ich es bis Süden schaffe,
wusste ich nicht und wollte mich überraschen lassen. Insgesamt hatte ich für Marokko und Westsahara vier Wochen Zeit.
Achso, eine weiteres Detail: Ich wollte mit der Tenere fahren. Auch, weil es hier im Forum eine lebhafte Diskussion darüber gab,
ob die Tenere 700 überhaupt für sowas geeignet ist: "Zu schwer, Fahrwerk passt nicht, Schwerpunkt schlecht" undwasweissichnoch.
Irgendein Möchtegern-Influenzer hatte ein Negativvideo über die Tenere "fabriziert". Und wer könnte den ganzen Unfug jetzt besser widerlegen,
als ein hinsichtlich Fahrtalent durchschnittlich begabter Schreibtischtäter?!
Los ging es Mitte Mai von meinem Wohnsitz in Andalusien, also hatte ich schon mal den logistischen Vorteil,
dass ich praktisch keine Anreisestrecke berücksichtigen muss. Da ich die spanische Exklave Melilla noch nicht kannte und von Motril aus eine Fähre über Nacht dorthin fährt,
habe ich diesemal diese Variante gewählt.
Anekdote am Rande: Nachdem es hier in Südspanien seit zwei Jahren praktisch gar nicht mehr geregnet hat, giesst es am Abreisetag wie aus Kübeln.
Eine stabile Schlechtwetterfront legt sich ausdauernd über Andalusien und den Norden Marokkos.
Ich erwische aber mit Glück ein trockenes Zeitfenster am Abend auf der einstündigen Fahrt bis zum Hafen von Motril.
Meine Kabine beziehe ich gegen 23 Uhr und am nächsten Morgen werde ich bereits um 5:30 geweckt.
Schon um 6:30 kurve ich durch die noch leeren Strassen von Melilla.
Die Grenzanlagen hier sehen übrigens exakt so aus wie die innerdeutschen bis 1989.
Meine ersten echten Reiseziele befanden sich in der Nähe von Midelt: Die Bleiminen bei Ahouli und der berüchtigte "Cirque Jaffar".
Als es am Morgen losgeht, liegt ringsherum Schnee auf den Bergen.
Warm war das gerade wirklich nicht, aber dafür ist die Anfahrt zu den Minen schon richtig gut. Die Berge sind glücklicherweise nicht so hoch und ich komme noch ohne Winterausrüstung durch.
Über eine abenteuerliche Brücke erreiche ich das Tal mit dem Fluss und die ersten verfallenen Gebäude.
Die Franzosen hatten die Erzvorkommen entdeckt, die eigentlich verlassen sind, jetzt aber eher illegal und unter Lebensgefahr der Arbeiter weiter abgebaut werden.
Ich erhalte einen Einblick in die Arbeit und bin ehrlich schockiert, welche Risiken die Männer hier eingehen!
Da es heute Morgen so gut geklappt hat, bin ich am späten Vormittag zurück in Midelt. Die Infos, die ich zum "Cirque Jaffar" hatte,
waren abschreckend und mit Anblick des Schnees wollte ich den Punkt zunächst streichen. Aber nach der Rückkehr aus Ahouli
(ich bin da bis in das Dorf gefahren und dann umgekehrt) überkommt mich Zuversicht und Motivation, die Route doch zu fahren.
Am Anfang klappt das dann auch noch ganz gut, wobei alles ab Midelt nur noch Dirt-Track und Offroadpiste Richtung hoher Atlas ist.
Irgendwann erreiche ich ein Tal, in dem es nicht mehr weiter geht. Ein Erdrutsch hat die Strecke verschüttet und ich komme den Berg nicht mehr hoch.
Die einzige Möglichkeit, nicht umzukehren, ist eine Route durch ein Flussbett. Ich überlege wirklich lange, ob ich das machen soll,
zumal es hier keine Navi-Route gibt, will es dann aber versuchen. Und wo lande ich dann? In genau der Schlucht, von deren Durchfahrt alle warnen!
Wenn eine Reisekonfiguration jetzt ungeeignet ist, ist es meine voll "bekofferte" Tenere! Einmal liegt sie auf der linken Seite, dann auf der rechten.
Die Steine und Felsen sind hier so gross, dass ich mehrmals hängen bleibe und überlege abzubrechen. Blöderweise stecke ich so tief im Geröll,
dass der Rückweg genauso besch... ist wie alles vor mir.
Als ich irgendwann das Ende der Schlucht erreiche und sich die Berge links und rechts zu einem etwas weiteren Tal strecken, will ich zurück nach Midelt.
Blöderweise geht es jetzt nur noch hoch und das ganze Gröll unter mir rutscht bei jedem Versuch zur Seite. Ich habe zu Beginn der Tour neue TKC70 aufziehen lassen,
weil ich mit 8000-10000 Kilometern gerechnet habe. TKC80 wären zumindest hier im Geröll jetzt die bessere Wahl gewesen. Egal, ich habe sie nicht und muss mit dem klarkommen, was aufgezogen ist.
(Edit: Zeilenumbrüche korrigiert)
deshalb standen nun die Orte und Strecken auf dem Plan, die ich nur alleine fahren kann. Ich schreibe hier den Kurzbericht, nur mit den iPhone-Fotos,
bevor es später dann an den ausführlichen Resiebericht geht. Viele Erlebnisse und Infos muss ich deshalb zunächst weglassen. Vorab: Diesmal war es wirklich "Hardcore".
Das war dann auch gleichzeitig das Problem. Einerseits weil meine Familie nicht restlos von der Idee begeistert war, dass ich das alleine machen will,
andererseits weil ich selbst nicht sicher war, ob meine Routen überhaupt (von mir) befahrbar sind.
Konkret ging es mir um einen hohen Offroad-Anteil, einige Schotterstrecken quer durch den mittleren Atlas, die Wüste im Süden (abseits Merzouga),
eine alte Rallye-Strecke im Draa-Tal, die Westsahara und eine Runde im Nord-Atlas. Wie weit ich es bis Süden schaffe,
wusste ich nicht und wollte mich überraschen lassen. Insgesamt hatte ich für Marokko und Westsahara vier Wochen Zeit.
Achso, eine weiteres Detail: Ich wollte mit der Tenere fahren. Auch, weil es hier im Forum eine lebhafte Diskussion darüber gab,
ob die Tenere 700 überhaupt für sowas geeignet ist: "Zu schwer, Fahrwerk passt nicht, Schwerpunkt schlecht" undwasweissichnoch.
Irgendein Möchtegern-Influenzer hatte ein Negativvideo über die Tenere "fabriziert". Und wer könnte den ganzen Unfug jetzt besser widerlegen,
als ein hinsichtlich Fahrtalent durchschnittlich begabter Schreibtischtäter?!
Los ging es Mitte Mai von meinem Wohnsitz in Andalusien, also hatte ich schon mal den logistischen Vorteil,
dass ich praktisch keine Anreisestrecke berücksichtigen muss. Da ich die spanische Exklave Melilla noch nicht kannte und von Motril aus eine Fähre über Nacht dorthin fährt,
habe ich diesemal diese Variante gewählt.
Anekdote am Rande: Nachdem es hier in Südspanien seit zwei Jahren praktisch gar nicht mehr geregnet hat, giesst es am Abreisetag wie aus Kübeln.
Eine stabile Schlechtwetterfront legt sich ausdauernd über Andalusien und den Norden Marokkos.
Ich erwische aber mit Glück ein trockenes Zeitfenster am Abend auf der einstündigen Fahrt bis zum Hafen von Motril.
Meine Kabine beziehe ich gegen 23 Uhr und am nächsten Morgen werde ich bereits um 5:30 geweckt.
Schon um 6:30 kurve ich durch die noch leeren Strassen von Melilla.
Die Grenzanlagen hier sehen übrigens exakt so aus wie die innerdeutschen bis 1989.
Meine ersten echten Reiseziele befanden sich in der Nähe von Midelt: Die Bleiminen bei Ahouli und der berüchtigte "Cirque Jaffar".
Als es am Morgen losgeht, liegt ringsherum Schnee auf den Bergen.
Warm war das gerade wirklich nicht, aber dafür ist die Anfahrt zu den Minen schon richtig gut. Die Berge sind glücklicherweise nicht so hoch und ich komme noch ohne Winterausrüstung durch.
Über eine abenteuerliche Brücke erreiche ich das Tal mit dem Fluss und die ersten verfallenen Gebäude.
Die Franzosen hatten die Erzvorkommen entdeckt, die eigentlich verlassen sind, jetzt aber eher illegal und unter Lebensgefahr der Arbeiter weiter abgebaut werden.
Ich erhalte einen Einblick in die Arbeit und bin ehrlich schockiert, welche Risiken die Männer hier eingehen!
Da es heute Morgen so gut geklappt hat, bin ich am späten Vormittag zurück in Midelt. Die Infos, die ich zum "Cirque Jaffar" hatte,
waren abschreckend und mit Anblick des Schnees wollte ich den Punkt zunächst streichen. Aber nach der Rückkehr aus Ahouli
(ich bin da bis in das Dorf gefahren und dann umgekehrt) überkommt mich Zuversicht und Motivation, die Route doch zu fahren.
Am Anfang klappt das dann auch noch ganz gut, wobei alles ab Midelt nur noch Dirt-Track und Offroadpiste Richtung hoher Atlas ist.
Irgendwann erreiche ich ein Tal, in dem es nicht mehr weiter geht. Ein Erdrutsch hat die Strecke verschüttet und ich komme den Berg nicht mehr hoch.
Die einzige Möglichkeit, nicht umzukehren, ist eine Route durch ein Flussbett. Ich überlege wirklich lange, ob ich das machen soll,
zumal es hier keine Navi-Route gibt, will es dann aber versuchen. Und wo lande ich dann? In genau der Schlucht, von deren Durchfahrt alle warnen!
Wenn eine Reisekonfiguration jetzt ungeeignet ist, ist es meine voll "bekofferte" Tenere! Einmal liegt sie auf der linken Seite, dann auf der rechten.
Die Steine und Felsen sind hier so gross, dass ich mehrmals hängen bleibe und überlege abzubrechen. Blöderweise stecke ich so tief im Geröll,
dass der Rückweg genauso besch... ist wie alles vor mir.
Als ich irgendwann das Ende der Schlucht erreiche und sich die Berge links und rechts zu einem etwas weiteren Tal strecken, will ich zurück nach Midelt.
Blöderweise geht es jetzt nur noch hoch und das ganze Gröll unter mir rutscht bei jedem Versuch zur Seite. Ich habe zu Beginn der Tour neue TKC70 aufziehen lassen,
weil ich mit 8000-10000 Kilometern gerechnet habe. TKC80 wären zumindest hier im Geröll jetzt die bessere Wahl gewesen. Egal, ich habe sie nicht und muss mit dem klarkommen, was aufgezogen ist.
(Edit: Zeilenumbrüche korrigiert)
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