Morjin !
Das Betriebshandbuch kannst Du von BMW-Motorrad bekommen; das von meiner K 75 mußte ich auch damals bei BMW bestellen - es kostete keine 20 €. Wenn Du das mit dem Aufwand eines obendrein noch illegalen Kopierens ("besorgen", kopieren, zurückgeben) vergleichst, dann steht die Einsparung zum illegalen Kopieren in keinem Verhältnis zu dem Aufwand und dem möglichen Ärger. Ausserdem gab es immer wieder Veränderungen am Moped, bei der 1150er waren die drastischsten die Einführung der Doppelzündung und des Integral-ABS mit Bremskraftverstärker. Dementsprechend wurden auch die Handbücher angepasst, ohne das dies "von aussen" erkenntlich sein muß. Deswegen ist es m.E. sinnvoll, bei BMW unter Angabe der VIN das passende Handbuch zu ordern.
Es gibt - für die 1150er GS zumindest - jedoch 2 Handbücher, eine Gebrauchsanweisung und eine technische Betriebsanleitung, die gleichzeitig auch das Service-Heft für die teuren Gummistempel ist.
Zur Fahrwerkseinstellung selbst empfehle ich zunächst, darauf zu achten, daß die Einstellungen der Federbasis vorne und hinten möglichst gleich sind. Vorne Sofa und Hinten knackig (oder umgekehrt) führt zu einem höchst unharmonischen Fahrverhalten. Einstellbar ist an den Serienfederbeinen fast alles: vom schabbelig-durchgesessenen Sofa bis zum knallharten Brett. Die Extreme sollte man sicherlich meiden - aber grundsätzlich ist es so, daß es einen Zielkonkflikt gibt zwischen Bequemlichkeit und Kompfort einerseits, und gutem Handling und guter Strassenlage andererseits. Man muß also immer einen Kompromiss suchen, und zwar denjenigen, mit dem man selbst am besten klarkommt. Meine persönliche Richtlinie ist da eher die Umgekehrung dessen,was der Vorschreiber meinte: "So hart wie möglich, so weich wie nötig." Das sind jedoch Fragen, die nicht allgemein zu beantworten sind. Es kommt auf die eigenen Ansprüche an, den konkreten Einsatz des Mopeds, last not least auch auf das Gewicht, daß das Moped regelmässig zu tragen hat. Und das variiert nun mal vom dünnen Hering mit Zahnbürste und Kreditkarte bis zum Rubenspaar mit Campingausrüstung. Da die Fahrwerkseinstellungen bei der GS zumindest problemlos und in 1-2 Minuten am Fahrbahnrand vorzunehmen sind, spricht auch beispielsweise garnichts dagegen, für eine längere Autobahnetappe die Federbeine eine Stufe eher Richtung Sofa zu verstellen, und am Zielort wieder auf die normale Einstellung zurückzudrehen.
Was Zug- und Druckstufe der Dämpfung anbelangt, so muß ich erstmal schamvoll gestehen, daß ich diese Begriffe ständig verwechsele. Ich nehme mal an, das es stimmt, was hier schon steht, nämlich das die alleine mögliche Einstellung der Zugstufen-Dämpfung am hinteren Federbein die Dämpfung beim Ausfedern des Beines, also wenn es sich wieder "streckt", reguliert.
Es geht darum, wie stark beim Ausfedern "nachgefedert" werden kann. Auch hier gibt es wohl wieder denselben Zielkonflikt: Bequemlichkeit und Strassenlage.
Und es gibt einen Punkt - übrigens auch bei der Einstellung der Federbasis - an dem man es mit der "Härte" auch in einer Art und Weise übertreiben kann, die für die Strassenlage und das handling sehr nachteilig ist. Ein zu hartes bzw. überdämpftes Fahrwerk "hoppelt". Die Schläge von unten, die abgefangen werden sollen, werden in den Rahmen übertragen, die Maschine nach oben gedrückt, der Andruck auf den Rädern lässt nach (und damit auch die Haftung !) - mitunter so stark, daß das Rad abhebt.
Es ist evident, daß das ganze Sicherheitsrelevant ist, und deswegen mit großer Vorsicht und Behutsamkeit angegangen werden muß.
Abschließend sei noch der Hinweis gestattet, daß das Fahrwerk ermüdet. Allgemein kann man wohl sagen, daß es um die 50.000 km an der Grenze seiner Lebenserwartung angekommen sein wird. Das ist aber keine verlässliche Richtschnur, weil es nämlich, was die Alterung des Fahrwerks anbelangt, erheblich auf die Beanspruchung ankommt: Je weniger Gewicht es tragen mußte, und um so weniger es fahrerisch beansprucht wurde, um so länger kann es halten - umgekehrt: je höher das Gewicht war, das es in der Vergangenheit zu tragen hatte, und um so mehr es aufgrund ambitionierter Fahrweise arbeiten mußte, um so schneller ist es fertig. Deswegen ist Vorsicht angebracht, wenn man die eigenen Einstellungen mit denen von Kollegen vergleicht, und daraus Rückschlüsse für die eigenen Einstellungen ziehen will - ohne die Maschine des Kollegen mal probegefahren zu haben.
Diese Ermüdung der Fahrwerkselemente kann man recht lange durch ein wiederholtes "härter stellen", ich sage mal: etwa im gleichen Rhythmus wie die Inspektionen, ausgleichen, aber irgendwann müssen sie raus - meistens wohl zwischen 50.000 und 100.000 km. Erwirbt man ein Moped in diesem Laufleistungsbereich, das noch das Originalfahrwerk intus hat, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, daß alsbald ein neues Fahrwerk ansteht. Je nach Geldbeutel, fahrerischen und ästhetischen Ambitionen kann man sich mit ein paar hundert Euro bescheiden, wofür es dann allerdings auch schon was Vernünftiges zB von der Fa. Wilbers gibt, und weit über 1000 € zB für die edelen Öhlins-Teile ausgeben, die soviele Einstellungsmöglichkeiten haben, daß das die Einstellung des "setups" zu einer regelrechten Manie werden kann. Nur mit Gebraucht-Teilen und "Baumarkt-Fahrwerksteilen" wäre ich äusserst zurückhaltend.
Gruß
Kroni