Zündkerzengewinde neu herstellen

[tholle]

Hi liebe GS-Gemeinde,

gestern habe ich beim Herauslschrauben einer alten Kerze an meiner GS (R1200GS, BJ. 2009) am rechten Zylinderkopf das Gewinde beschädigt.
Die neue Kerze lässt sich nun nicht mehr festziehen.
Ich hoffe, ich kann das Gewinde erneuern und möchte mal in die Runde hier frage, ob jemand Erfahrung mit den verschiedenen Möglichkeiten gibt, die so auf dem Markt existieren.

Angefangen vom "originalen" Helicoil-Set, über Würth's teuren "Time-Sert" bis hin zu den viel günstigeren Lösungen von BGS oder KSTOOL, welche auf Amazon feil geboten werden. Gibt es etwas von den Lösungen, mit denen jemand bereits Erfahrungen gesammelt hat und sie hier teilen möchte?

Darüber hinaus frage ich mich, wie ich verhindern kann, dass Späne beim Fräsen des neuen Gewindes in den Verbrennungsraum des Zylinders fallen, bzw. bereits hineingefallene Späne zuverlässig wieder herausbekommt, ohne den Zylinderkopf abschrauben zu müssen. Ich gehe davon aus, dass bereits feine Späne des alten Gewindes, beim ersten Einsetzen der neuen Kerze in den Verbrennungsraum gelangt sind.

Ich freue mich über hilfreiche Hinweise und Erfahrgungen.

Vielen Dank und beste Grüße,
tholle

 

[uweloe]

Zum Ersatz des kerzengewindes kann ich nichts beisteuern. Früher schonmal mit helicoil gemacht, aber ich denke da gibt es heute bessere oder einfachere Lösungen.

die Späne die schon drin sind wirst du nur durch abbauen des Kopfes rauskriegen. Wenn du ein Endoskop hast oder leihen kannst, dann schau doch erstmal, ob überhaupt was drin ist. Beim erstellen der neuen Bohrung als Basis für den Gewindeeinsatz kann Fett die Späne am Bohrer/Schneider halten… aber ohne Kontrolle kann man nicht sicher sein, ob vielleicht doch was reingefallen ist.

ich würde den Kopf abbauen und dann ihn in Ruhe, ohne Sorge an der Werkbank verarzten.

 

[KOWALSKI]

Hallo Tholle,
das ist mir bei meiner R100GS auch schon passiert.
Hab den Zylinderkopf abgebaut und das Kerzengewinde
bei Motoren Bauer in Weilheim/Obb. instandsetzen/erneuern lassen.
Das kostete nicht viel, ist aber von Profis repariert worden! Vielleicht
hast du ja auch einen Motoreninstandsetzer in der Nähe. Oder es kann
ein Forumskollege helfen...
Gruß Kowalski

 

[Andi#87]

Alleine die Frage, sorry......
Zum Ausbohren des alten Gewindes, muss der Kopf plan liegen und der Bohrer exakt im 90° Winkel angesetzt werden. Wie willst Du das mit montiertem Kopf und Handbohrmaschine hinbekommen?
Je nach Gewindeeinsatz wird dieser noch mit Loctite Endfest gesichert/verklebt. Das muss nach Aushärten auch wieder freigeschnitten werden, also noch mehr Mist im Brennraum.

Also: Auf jeden Fall abbauen. Und wenn Du Dir nicht 100% Sicher bist, was Du tust, neben dem entsprechendem Equipment (Standbohrmaschine mit geeignetem Teller), bring den Kopf lieber zum Aufbereiter. Das sind Profis mit Garantie

 

[wed]

Darüber hinaus frage ich mich, wie ich verhindern kann, dass Späne beim Fräsen des neuen Gewindes in den Verbrennungsraum des Zylinders fallen, bzw. bereits hineingefallene Späne zuverlässig wieder herausbekommt, ohne den Zylinderkopf abschrauben zu müssen. Ich gehe davon aus, dass bereits feine Späne des alten Gewindes, beim ersten Einsetzen der neuen Kerze in den Verbrennungsraum gelangt sind.

Ich würde durch das andere Kerzenloch beim Schneiden die Späne mit Druckluft nach außen blasen.
Wed

 

[tholle]

Ich würde durch das andere Kerzenloch beim Schneiden die Späne mit Druckluft nach außen blasen.
Wed

Das ist eine smarte Idee.

Ich denke jedoch, dass die Argumente von den anderen Antwortgebern sehr valide sind. Ich fühle mich zwar nicht handwerklich ungeschickt, ganz im Gegenteil, allerdings denke ich auch, dass man nur einen "echten" Versuch hat, das Ding zu reparieren. Dass sollte man auch vernüftig gemacht werden.
Tut mir weh das einzusehen, da ich am Donnerstag zum Sachsenring fahren wollte. So wie jedes Jahr. Aber das wird dann wohl dieses Jahr nichts.

Vielen Dank euch!
Gruß,
tholle

 

[gerd_]

Hi
"Mal eben schnell" ein ZK-Gewinde reparieren? Nachdem die Alternative heisst "Kopf wegschmeissen", kann man das "mal schnell" knicken.
Helicoil ist nicht zielführend weil nicht gasdicht. Ich hab' gute Erfahrungen mit TimeSert gemacht. Teuer? Naja, so um die 6 EUR. Wenn man sich die notwendigen Werkzeuge anschaffen will um ein einziges Gewinde zu reparieren wird es natürlich teuerer.
Da würde ich, so ich niemanden kenne, die umliegenden Instandsetzer anrufen und fragen wer einen Einsatz setzen kann, und den ausgebauten Kopf hinschleppen.
Dank des ausgebauten Kopfes kann man auch evtl zu lange Gewindeeinsätze selbst "versäubern".

Wie löst man Loctite? Indem man es anwärmt. Wie warm wird ein Zylinderkopf am Kerzengewinde?.
gerd

 

[SQ18]

Dass sollte man auch vernüftig gemacht werden.
Tut mir weh das einzusehen, da ich am Donnerstag zum Sachsenring fahren wollte. So wie jedes Jahr. Aber das wird dann wohl dieses Jahr nichts.

Gebrauchten Kopf finden dürfte die einzige Lösung sein die schnell genug sein könnte.

 

[Andi#87]

Helicoil ist nicht zielführend weil nicht gasdicht.

Kein reguläres Gewinde ist Gasdicht. Daher haben die Zündkerzen oben jeweils eine Dichtscheibe

Wie löst man Loctite? Indem man es anwärmt. Wie warm wird ein Zylinderkopf am Kerzengewinde?.

Die Löse Temperatur für Loctite Endfest beträgt ca. 350 Grad.
Klar wird die Zündkerze am Isolator heißer (Freibrenntemperatur). Und was schätzt Du so, wie warm der gesamte Zylinderkopf wird, in dem die Zündkerze ja drin steckt und der die Wärme des Gewindes ableitet? Ich hoffe keine 350 Grad. Das wäre dann der Tod einer jeden Lackierung plus dass das Öl relativ schnell vergrennen würde. Ich schätze mal ca. 150 Grad, an der Seite wo das Auslassventil sitzt heißer.

Aber wahrscheinlich habe ich mir die Reparaturen mit Helicoil und Loctite nur eingebildet....

 

[gerd_]

Hi
Wenn man Helicoil verwendet muss man ein grösseres Gewinde schneiden (irgendwo muss der Draht ja hin) Um den Gewindebohrer sauber einzufädeln senkt man die Bohrung ein bisschen an (wenn man es nicht auf einem Bohrwerk machen kann).
Damit ist die Auflagefläche für den Dichtring zumindest minimiert, wenn nicht "weg". Die TimeSert haben einen kleinen Bund der in der Oberfläche versenkt wird und die neue Auflagefläche darstellt. Ihr "Aussengewinde" wird bei der Montage gasddicht an das umgebende Material gepresst.
Helicoil haben wir früher auch bei den Kerzengewinden für Flugmotoren verwendet. Inzwischen sind sie dafür nicht mehr zugelassen (weil sie nicht sicher dicht sind).
Der Kopf wird übrigens so heiss, dass das AL knapp vor dem Punkt ist an dem es teigig wird. Sprich: Die AL-Legierung verliert ihre Festigkeit. Natürlich nicht an den Kühlrippen. Für den Dauergebrauch rechnet man mit (erstaunlich niedrigen) 240°C, kurzzeitig dürfen's 260°C sein.
Kein mir bekanntes Helicoilprodukt wird mit Loctite eingesetzt (vielleicht kenne ich nicht alle).
Es gibt meines Wissens ein einziges Loctiteprodukt das kurzzeitig 340°C verträgt. Alle anderen sind bei 180°C, spätestens bei 200°C nur noch "Wasser". Das Zeug ist nun mal "Kunststoff".

Wir sind, wie meistens, nicht der gleichen Meinung.
gerd